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EDITORIAL Nachhaltig bestehen Brigitte Zypries, Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER- Magazins: „Sie haben Lob, Kritik, Anregungen? Schreiben Sie an herausgeberin@DUB.de“ Sie finden an verschiedenen Stellen in dieser Ausgabe Gedanken zum Thema Nachhal- tigkeit (siehe unter anderem die Seiten 16, 52, 80 und 96). Das zeigt: Was wir heute da- runter verstehen, hat längst wenig mit dem ursprünglichen Nachhaltigkeitsbegriff zu tun. Der Begriff stammt eigentlich aus der Forstwirtschaft, wo die Bewirtschaftung des Waldes immer über Generationen angelegt ist. Doch 1987 wurde Nachhaltigkeit mit dem Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen (UN) zum politischen Thema. Die Wissenschaft betrachtet Ökologie, Soziologie und Ökonomie als die drei Säulen der Nachhaltigkeit. In den „Sustainable Development Goals“, die sich in der Agenda 2030 der UN finden, ist von fünf konkreten Handlungsfeldern die Rede: Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Ursprünglich als politische Zielvereinbarung gedacht, haben sich 140 Unternehmenslenker beim World Economic Forum 2020 zu diesen Zielen bekannt. Und das nicht ohne Grund: Nachhaltiges Wirtschaften und die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit bei Entscheidungen sind heute essenziell für Unternehmen, um in der Öffentlichkeit bestehen zu können. Die schnelle Reaktion in sozialen Netzwerken lässt bei Verstößen umgehend einen Shitstorm entstehen. Das gilt nicht nur für Tönnies oder Adidas, sondern auch im regionalen Umfeld. Nutzen Sie also das gute und nachhaltige Handeln Ihres Unternehmens durchaus zur Werbung. Die Bundesregierung diskutiert gerade das Lieferkettengesetz. Unternehmen sollen die Verantwortung für nachhaltiges Handeln in ihrer Lieferkette übernehmen. Unabhängig davon, ob man das richtig findet oder nicht: Es würde einheitliche Standards setzen und helfen, eine Vergleichbarkeit der Unternehmen zu gewährleisten. Denn Nachhaltigkeits- berichte werden heute auch für Ratings, Rankings und Indizes herangezogen sowie von Investoren, Venture-Capital-Unternehmen und der Bundesanstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht beachtet. Und da ist eine Vergleichbarkeit natürlich sehr wichtig. Die Zukunft verstehen lernen DIGITALE WISSENSLÜCKEN? Die sind schon bald passé. Die DUB UNTERNEHMER-Akademie bereitet ihre Mit glieder auf die neue digitale Ära vor. In Workshops, Fortbildungen und zertifizierten Kursen sowie bei Veranstaltungen lernen sie, die Zukunft ihres Unternehmens selbst in die Hand zu nehmen. Mehr unter DUB-akademie.de DUB UNTERNEHMER-Magazin 03

ANZEIGE Kluge Köpfe gesucht Corona verändert die Welt. Gerade jetzt sind in der Gesundheitsbranche innovative Lösungen gefragt. Mit der Health-i Initiative suchen die Techniker Krankenkasse und das „Handelsblatt“ Vordenker und Innovationstreiber – kurz: die Pioniere der Szene. E in Pionier – das ist laut Duden jemand, der auf einem bestimmten Gebiet bahnbrechend ist. Ein Wegbereiter, ein Vorreiter. In der Coronapandemie sind Pioniere gefragt wie nie – sei es bei der schnellen Produktion von Mund-Nasen-Masken oder auf der Suche nach einem Impfstoff. Die Krise birgt also durchaus Chancen und kann Innovationen im Gesundheitswesen befeuern. Menschen, die auch in schwierigen Zeiten den Blick nach vorn richten, haben die Chance, zu Entwicklungstreibern für die Zukunft zu werden. Menschen wie die Health-i Pioneers. Starke Plattform und Community Seit 2016 bietet die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam mit dem „Handelsblatt“ wegweisenden Projekten und klugen Köpfen eine starke Plattform und Community: die Health-i Initiative. Sie zielt darauf ab, das Gesundheitswesen, ideenreiche Gründer und die digitale Szene enger zusammenzubringen. Im vergangenen Jahr gewannen beispielsweise Entwickler einer App gegen Handysucht, ein Start-up mit einer Software, welche die Versorgung von Patienten nach der Entlassung aus dem Kranken- haus besser koordiniert, sowie eine Plattform, die einen neuen Standard in der Rezeptprüfung und Abrechnung zwischen Krankenkassen und Apotheken aufstellt. Mehr Sichtbarkeit In diesem Jahr identiﬁzieren die TK und das „Handelsblatt“ Health-i Pioneers mit Ideen und Entwicklungen, von denen Wirtschaft und Gesundheitsbranche auch nach der Pandemie proﬁtieren können. In einer „Health-i Pioneer“-Porträtreihe sowie in einer eigenen Podcast-Serie fördern sie die Sichtbarkeit dieser digitalen Innovationstreiber – insbesondere im Hinblick auf einen guten Start in die Zeit nach der Pandemie. Teams, die in diesen Zeiten über sich hinauswachsen, und Menschen, die kluge Lösungen für eine sich verändernde Welt ﬁnden, werden so zu Vorbildern und Motivatoren. Talente aus Gesundheit und Gesundheitswirtschaft, kreative Freigeister, Menschen, die mit ihren Ideen überzeugen und wahre Cracks der E-Health-Branche haben jetzt die Chance, sich zu bewerben und sich als Pioniere einen Namen zu machen. Alle Informationen über die Health-i Initiative sowie zur Nominierung von Gesundheitspionieren ﬁnden Interessierte auf health-i.de Die TK auf einen Blick Mit rund 10,6 Millionen Versicherten ist die Techniker Krankenkasse die größte Krankenkasse Deutschlands. Die gut 14.000 Mitarbeiter*innen setzen sich tagtäglich dafür ein, den TK-Versicherten eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Persönlich, telefonisch, per Chat oder App bietet die TK ihren Kunden individuelle Beratung und Hilfe rund um Gesundheits- vorsorge und -versorgung sowie Pﬂege an. Mit zahlreichen Innovationen – wie zum Beispiel der elektronischen Gesundheits akte TK-Safe – ist es das Ziel der TK, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und ein modernes Gesundheitssystem maßgeblich mitzugestalten. z e r a v l a / s e g a m I y t t e G : o t o F

INHALT TITELTHEMA: GELDANLAGE 08 20 26 28 30 34 Wette auf die Zukunft: Aktien plus X – so gelingen Ver- mögensaufbau und Geldanlage in Nullzinszeiten. Spezialisten von Finexity, AGATHON Capital, Metzler Asset Management und BB Biotech über ihre Investmentstrategien Lukrativer Baustein: Womit Immobilien besonders punkten, erklären Experten von UBS, der Debeka Bausparkasse, Carestone und der Quirin Privatbank Glänzende Absicherung: Gold & Co. stützen ein Portfolio. Dana Kallasch von Commodity Capital sagt, worauf bei der Aus- wahl von Minenaktien zu achten ist Anleihen mal anders: Cat-Bonds versprechen gute Renditen – wenn Katastrophen ausbleiben Anlegen wie die Superreichen: Von Private Equity können heute viele profitieren – etwa mithilfe des FinTechs LIQUID Verlässlicher Schutz: Auch mit betrieblicher Altersversor- gung und einer Sterbegeldversiche- rung lässt sich Geld ansparen DUB UNTERNEHMER-AKADEMIE 38 Wie digital ist Ihr Unternehmen? Mit der SMART COMPANY-Aktion den eigenen digitalen Stand in nur 5 Minuten checken DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE 40 41 43 Die Aufholjagd hat begonnen: Durch das Coronavirus nimmt Digital Health spürbar Fahrt auf TITEL: „Auch sehen, was gut läuft“: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Interview Gesundheit per App: Ärzte in Deutschland können jetzt Apps verschreiben 44 Im Gespräch über die Zukunft des Gesundheitswesens: Fresenius-Vorstand Francesco De Meo und Brigitte Zypries 06 DUB UNTERNEHMER-Magazin GRATIS-CHECK S. 38 Sind Sie gut auf die digitale Zukunft vorbereitet? Der SMART COMPANY- Check verrät es Ihnen SEHR GUT Arbeitgeber der Zukunft 44 46 48 Innovativer Dinosaurier: Der Medizinkonzern Fresenius arbeitet an einer digitalen Patien- tenplattform Der europäische Balanceakt: TK-Chef Jens Baas über Daten- schutz und -nutzung im Gesund- heitswesen Bären attackieren besonders schnell: Das sollten Unternehmen beachten, um ihre IT-Systeme vor Angriffen zu schützen 52 Der Stoff, aus dem die Träume sind: Was hinter dem Hype um Wasser- stoff steckt 53 Strom von Land und der See: Wie Windenergie bei der Herstel- lung von grünem Wasserstoff helfen kann 54 „Bloß keine Zuteilungen“: Adrian Willig vom IWO über die Energiewende 56 Durch Ökostrom vernetzt: So steht es um die Akzeptanz erneuerbarer Energien STRATEGIE & FÜHRUNG 60 62 In die Zukunft investieren: DVAG-Finanzvorstand Lars Knackstedt über die Entwicklung des Unternehmens Gesund dank Chef: So profitieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer von betrieblichen Kranken versicherungen

INHALT 64 Bleibt alles anders? Zwölf Manager und Politiker verraten, was es mit „The New Normal“ wirklich auf sich hat: 65 Jasmin Arbabian-Vogel, VdU-Präsidentin 66 Tino Krause, Facebook 68 Michael Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident 70 TITEL: Hagen Rickmann von der Telekom und Bitkom-Präsident Achim Berg 72 Robert Mayr, DATEV 74 Nick Jue, ING Deutschland 76 Tobias Flaitz, TAKKT 78 Dirk Müller, mantro Ruhr 80 Alexander Britz, Microsoft 82 Karl Wehner, Alibaba AUTO & MOBILITÄT 96 TITEL: Kampf fürs Klima: Nico Rosberg, Formel-1-Weltmeister von 2016, skizziert im Gespräch seine Vision von der Mobilität der Zukunft 98 Von der Hufschmiede zum Lufttaxi: Weshalb der Intralogistik- Spezialist Sven Lindig in Luftfahrt- projekte investiert 100 Das große Comeback: Womit Mitsubishi derzeit bei deutschen Kunden auffällt LIFE & STYLE 102 Herrschaftlich und luxuriös: Diese drei Hotels überzeugen mit einem ganz besonderen Ambiente 104 Europa entdecken! Unterwegs auf Sizilien, Kreta und Island 96 Anders von A nach B kommen: Flugtaxis, etwa von Volocopter, könnten ein zentraler Teil der Mobilität von morgen sein 84 Matthias Horx, Zukunftsinstitut 106 News & Trends KARRIERE & NACHFOLGE 86 Ein Marktplatz – 1.000 Chancen: DUB.de bringt Verkäufer und Käufer von Unternehmen sowie Franchisegeber und -nehmer zusammen 108 Feine Weine, steile Hänge: UHREN-SPEZIAL „60SECONDS“ Eine Genuss-Tour entlang der Mosel 112 News-Ticker: Neue Uhren-Modelle im Überblick 110 Der neue Weg: Markus Benz, CEO von Walter Knoll, über die Digitalisierung in der Möbelbranche 114 Glanz-Paraden: Blaken personalisiert Uhren bekannter Marken IMPRESSUM VERLAG JDB MEDIA GmbH, Schanzenstraße 70, Miriam Rönnau, Johanna Steinschulte, Oliver Suhre, Florian Schanzenstraße 70, 20357 Hamburg, (S. 92), Getty Images/Portra (S. 62), Getty Images/Robert 20357 Hamburg, Tel.: 040 468832-0, Fax: 040 468832-34, Unterfrauner, Joachim R. Walther, Stefan Westendorp, Maresa Wolbert. Namentlich gekennzeichnete Beiträge Tel.: 040 468832-0, E-Mail: akademie@DUB.de AGENTUREN/FOTOGRAFEN Bernd Roselieb (S. 6, 44, 45), Schlesinger (Titel, S. 96), Getty Images/stevanovicigor (S. 88), Getty Images/svedoliver (S. 27), Getty Images/Tirachard geben nur die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder, BMG (Titel), BMG/Florian Gaertner (photothek.net) (S. 41), (S. 91), Getty Images/Utro_na_more (S. 106), Getty Images/ nicht die der Redaktion. LAYOUT Stefﬁ Georgi (Ltg.), Andreas Bahnsen, Sandra El Halaby, Philipp Möller BILDREDAKTION Julia Poppe (Ltg.), Sandra Hassfeld LEKTORAT Uta Kleimann, Ulrich Paasch MARKETING & ANZEIGEN JDB ContentWerft GmbH, sales@jdb.de, Tel.: 040 468832-0, jdbcontentwerft.de/team DRUCK neef+stumme GmbH, Wittingen VERTRIEB EINZELVERKAUF VU Verlagsunion KG, Walluf ABO-VERWALTUNG & AKADEMIE-MANAGEMENT DUB Think Tank (S. 81), Frank Erpinar (S. 3), Getty zoff-photo (S. 92), Gräﬂicher Park (S. 102), HHamann/ Images/8vFanI (S. 109), Getty Images/aloha_17 (S. 35), Getty Gräﬂicher Park (S. 102), Imago Images/HochZwei (S. 97), JDB Images/Anatoliy Sizov (S. 93), Getty Images/atosan (S. 32), MEDIA/Philipp Möller (S. 8-34, 36), JDB MEDIA/Stefﬁ Georgi Getty Images/bestbrk (S. 42, 43, 46), Getty Images/BraunS (S. 47, 64, 67, 73-80), Mosel Touristik/TI (S. 109), Schloss (S. 18), Getty Images/champc (S. 14), Getty Images/D3Damon Kronberg (S. 103), shutterstock/Andrey1005 (Titel), Ulrich (S. 15), Getty Images/DonNichols (S. 91), Getty Images/ Damm (S. 108, 109), Victor’s Group/Paul Mukian (S. 102), PR Filip_Krstic (S. 89), Getty Images/FrankRamspott (S. 52, 54, (Titel, S. 7, 12, 18, 21, 23, 25, 27, 33, 35, 40, 42, 43, 46, 48, 56), Getty Images/hsvrs (S. 108), Getty Images/Irina_Qiwi 51, 53, 54, 60, 63, 65, 66, 68, 70-72, 74, 76, 78, 82, 95, (S. 90), Getty Images/LightFieldStudios (S. 87, 94), Getty 97-101, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110-114) Images/MicrovOne (S. 49), Getty Images/Milkos (S. 90), Getty E-Mail: info@jdb.de GESCHÄFTSFÜHRUNG Jens de Buhr, Thomas Eilrich, Carsten Moritzen REDAKTIONSANSCHRIFT DUB UNTERNEHMER-Magazin, Schanzenstraße 70, 20357 Hamburg, E-Mail: redaktion@DUB.de VERLEGER Jens de Buhr (V.i.S.d.P.) HERAUSGEBERIN Brigitte Zypries CHEFREDAKTION Thomas Eilrich REDAKTIONSLEITUNG Andreas Busch, Madeline Sieland AUTOREN DIESER AUSGABE Dr. Jens Baas, Verena Fink, Arne Gottschalck, Jana Janssen, Hilka Jeworrek, Eyke Junge, Manuel Kunst, Ulrike Maris, Nicolas Rädecke, DUB UNTERNEHMER-Akademie GmbH, Images/Nikolay Pandev (S. 21), Getty Images/OlekStock DIE NÄCHSTE AUSGABE DES DUB UNTERNEHMER-MAGAZINS ERSCHEINT AM 16. OKTOBER 2020 DUB UNTERNEHMER-Magazin 07

MEGATRENDS MEGATRENDS IN DER GELDANLAGE Der Corona-Crash an den Börsen war heftig, aber kurz. Besonders schnell erholt haben sich Unternehmen mit zukunftsweisenden Geschäftsmodellen. DUB UNTERNEHMER sagt, wie in Nullzinszeiten Geldanlage und Vermögensaufbau gelingen. D er Schock im Frühjahr saß tief, aber die Er- holung kam viel schneller als erwartet. Der Corona-Crash war der schnellste Bör- senzusammenbruch in der Geschichte des deutschen Leitindex: 28 Tage ging es ab- wärts. Zum Vergleich: In der Finanzkrise 2008 dauerte es 207 Tage, bis der Dax den Tiefpunkt erreicht hatte. Doch wie geht es weiter? Mit einem brutalen Absturz oder einem grandiosen Frühling? Beides ist möglich, wenn man zwei Aktienauguren Glauben schenkt. „Mister Dax“ Dirk Müller sagt ein schwie - riges Jahresende für Wirtschaft und Finanzmärkte voraus. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren, noch größeren Crashs gibt der Börsenmakler mit 70 Pro- zent an. Anders Investmentlegende Jens Ehrhardt: Der erfolgreiche Vermögensverwalter sieht den Dax bis zum Frühjahr 2021 in kaum vorstellbare Höhen steigen, spricht von mehr als 16.000 Punkten. Das wäre quasi eine Verdopplung des Werts innerhalb eines Jahres. Mitte März hatte der Dax mit 8.441 Punkten seinen jüngsten Tiefpunkt erreicht. Wem soll man nun glauben – dem Optimisten oder dem Pessimisten? Rein oder raus? Ist der richtige Zeit- punkt zum Anlegen schon wieder passé, sind die Kurse abgefahren? Was gilt es bei der Geldanlage zu beachten? Gibt es so etwas wie die richtige Strategie? Sicher ist: Nach Crashs stiegen Indizes wie Dax, Dow Jones und Euro Stoxx immer und erreichten neue Höchstmarken. Aber Vorsicht: Die Regel von Alt- meister André Kostolany – „Kaufen Sie Aktien, neh- men Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich“ – gilt nicht mehr. Die Börsenstars wechselten. So sind Deutsche Bank und Telekom weit weg von den Allzeit-Höchstwerten. Hingegen glän- zen Unternehmen wie Amazon, Apple oder Microsoft. VIER GRÜNDE FÜR DIE ERHOLUNG Für die vergleichsweise schnelle erste Erholung nach dem Corona-Crash sieht Ulrich Stephan, Chef-Anla- gestratege der Deutschen Bank, vor allem vier Gründe: Globales Business federt lokale Einbrüche ab: Der Dax hat wenig Korrelation mit der hiesigen Wirt- schaft. Das heißt: Als etwa die Umsätze von Volks- wagen in China wieder stiegen, wirkte sich das auch auf den Aktienkurs der Wolfsburger aus. Geldschwemme durch Anti-Corona-Maßnahmen: Aufgrund der gigantischen fiskalpolitischen Multi- milliarden-Maßnahmen war schnell viel Geld im Umlauf. Für Stephan war das ein Haupttreiber der Börsenrallye. Die Angst, dass große Player mit ei- gentlich funktionierenden Geschäftsmodellen wie die Lufthansa pleitegehen, verflüchtigte sich. Schub für Unternehmen, die von der Digitalisierung profitieren: Vor allem Tech-Firmen zählen zu den Gewinnern der Krise – und das spiegelt sich eben auch in deren Kursen wider. Aktien etwa von SAP wurden auch deshalb gekauft, weil sie zu Unrecht in den Verkaufsstrudel hineingezogen wurden und damit einfach billig waren. Keine Alternativen: Nach dem ersten Corona-Schock dachten Investoren schnell wieder langfristig. Wie lässt sich mit Geld mehr Geld verdienen? Angesichts der gigantischen neuen staatlichen Schuldenberge erwartet niemand, dass auf Sicht erneut Zinsen für klassische Sparanlagen wie Anleihen bezahlt werden. STREUUNG IST ESSENZIELL Krise hin, Krise her: Beim Investment geht es darum, Vermögen möglichst vor Verlusten zu schützen und Chancen zu nutzen. „Grundsätzlich empfehlen wir eine breite Streuung, um das Einzelrisiko zu minimie- ren“, sagt Bernd Schimmer, Chef-Investmentstratege der Hamburger Sparkasse. Die Wissenschaft spricht von Diversifikation. Und dieses Prinzip ist so etwas wie das Fundament einer erfolgreichen Geldanlage. Wer das nicht glaubt, muss nur mit einem Wire- card-Anleger wie Malte Meyer sprechen. Der 30-jäh- rige Radiologe aus Bochum hatte rund 50.000 Euro in das Dax-Unternehmen gesteckt, das lange als Shoo- tingstar der deutschen Wirtschaft gehandelt wurde. Im Juni war Wirecard plötzlich pleite, in der Bilanz fehlten angeblich rund 1,9 Milliarden Euro. Die Rede ist von Betrug und Manipulation. Für Meyer ein De- saster: Seine Kohle ist futsch. Für ihn stellt sich jetzt die Frage, ob er mit anderen Anlegern klagt, um einen Teil des Geldes zurückzubekommen. Die Aussichten, vor Gericht Schadenersatz zu erstreiten, sind mau. DUB UNTERNEHMER-Magazin 09

TITELTHEMA: GELDANLAGE 1. Gesundheit & BioTech Der meistgenannte Wunsch für die Zukunft: Gesundheit. Als Megatrend prägt er sämtliche Lebensbereiche; Schwerpunkte sind Ernährung und Medizin. So wird etwa Smart Farming die Lebensmittelproduktion revolutionieren. Und in den Laboren der Welt entstehen immer neue, bessere Medikamente – gepusht von BioTech-Firmen wie Amgen, Halozyme, Celgene oder Gilead. Machen Sie Ihr Depot fit fürs Morgen! Digitalisierung, demografischer Wandel, Urbanisierung, Klima wandel: Das sind Megatrends, die Unterneh- men und ihre Geschäftsmodelle beeinflussen – und die Anlegern enorme Chancen bieten. Denn wer diese strukturellen Veränderungen früh im Blick hat, kann sein Portfolio auf langfristiges Wachstum ausrichten. 2. Neoökologie Nachhaltigkeit ohne Verzicht: „Bei der blauen Ökologie geht es nicht um die Ver ringerung unseres Fußabdrucks, um das Gehen auf Zehenspitzen. Sondern um einen soliden Auftritt auf der Erde, der der Natur nicht schadet, sondern nutzt“, sagt Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts. Unternehmen, die erfolgreich auf Nachhaltigkeit setzen, sind etwa Microsoft, Henkel und Linde. 3. Konnektivität „Konnektivität ist der wirkungsmächtigste Megatrend unserer Zeit. Das Prinzip der Ver- netzung dominiert den gesellschaftlichen Wandel und eröffnet ein neues Kapitel in der Evolution der Gesellschaft“, heißt es beim Zu- kunftsinstitut. Um alles zu vernetzen, braucht es modernste Hardware. Vom globalen Aufbau neuer 5G- und 6G-Netze proﬁtieren Ausrüster wie Nokia und Ericsson oder Halbleiter pro- duzenten wie Samsung, Intel und TSMC. 4. Künstliche Intelligenz „Wie leben Menschen in einer Welt, wenn es ein technologisches System gibt, das dich besser kennt als du dich selbst?“, fragt Bestsellerautor Yuval Noah Harari. Seine Prognose: Künstliche Intelligenz wird unsere Bedürfnisse entschlüsseln, Produkte „just in time“ liefern und so unsere Marktwirtschaft erobern. Das ist das Betätigungsfeld der „GAFAs“, also von Google (Alphabet), Amazon, Facebook und Apple. 5. Mobilität Wir stehen am Beginn eines multimobilen Zeitalters mit neuen Herausforde- rungen wie etwa E-Autos. Niemand weiß, ob Platzhirsche wie BMW, Daimler oder VW den Sprung in die automobile Zukunft schaffen. Auf jeden Fall braucht es neue Ideen und innovative Produkte wie Hightechbatterien. Die Börse glaubt an Anbieter wie Tesla, Ballard Power Systems und BYD. Wie hätte Meyer den Totalverlust also vermeiden können? Besser wäre es gewesen, statt auf eine Einzel - aktie etwa auf den ganzen Dax mit allen 30 Werten von Adidas über Deutsche Telekom bis hin zu VW zu setzen. Das geht bequem mit Investmentfonds oder ETFs – auch mit kleinen Beträgen. Denn dass alle Dax-Konzerne auf einmal pleitegehen, ist unwahr- scheinlich. So hat der Index kaum reagiert, als Wirecard den Bach run ter ging – weil das bankrotte Unterneh- men im Vergleich zu Größen wie etwa Bayer oder SAP eher klein war. Als Indexinvestor hätte Meyer die Wirecard-Pleite in seinem Depot kaum bemerkt. DIE GROSSEN GEWINNER DER KRISE Nicht alle Eier in einen Korb: Das ist eine goldene Anlegerregel. Geld sollte breit investiert werden, um Risiken zu reduzieren. Es kommt darauf an, unter- schiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Im- mobilien und bisweilen auch Edelmetalle mit ihren 10 DUB UNTERNEHMER-Magazin

MEGATRENDS jeweiligen Stärken und Schwächen so miteinander zu kombinieren, dass sie sich ergänzen. Beliebt ist die Mischung aus Immobilien, die regelmäßig Mieten ein- bringen, und ausgewählten ETFs. Eine eindeutige Übergewichtung von Aktien empfiehlt der Chef einer großen Sparkasse. Er glaubt, dass die Politik nach der nächsten Bundestagswahl Immobilienbesitzer mit einer deftigen Vermögens- abgabe besteuern wird, um die gigantischen Corona- Schuldenberge zu reduzieren. Sein Fazit: „Die Zeit der Aktien kommt erst noch!“ Experten raten, auf Megatrends zu setzen, etwa Nachhaltigkeit, Gesundheit oder Digitalisierung (sie- he links). Die Logik dahinter: Unternehmen, die in Zukunftsbranchen agieren, können schneller wachsen und mehr Geld verdienen. Beispiel: BioTech. Aktuell forschen Unternehmen wie Moderna Therapeutics an einem Covid-19-Impfstoff. Das US-Start-up, das noch nie ein Medikament auf den Markt gebracht hat, wird mit rund 30 Milliarden Dollar bewertet. Sollte Mo- derna im weltweiten Impfstoff-Wettrennen erfolgreich sein, dürfte der Kurs weiter explodieren. Macht ein Wettbewerber das Rennen, kommt es zum Einbruch. Viele Börsianer hoffen, dass die Corona-Impf stoff- entwicklung eine Blaupause dafür ist, dass Forscher mit Willen und technologischem Fortschritt immer mehr, immer bessere Medikamente in kürzester Zeit ent wickeln können. Wer an diese Zukunftswette glaubt, sollte das Angebot an BioTech-ETFs studieren. Davon gibt es reichlich – für jeden Risikotypen. So kann jeder etwas Gutes tun und sich bei der Medikamentenfor- schung engagieren. Im Gegenzug besteht die Chance, finanziell gestärkt aus der Krise zu kommen. AKTIEN PLUS X: WORAUF SIE BEIM VER- MÖGENSAUFBAU AUCH SETZEN SOLLTEN Seite 20: Immobilien Seite 26: Edelmetalle Seite 28: Cat-Bonds Seite 30: Private Equity Seite 34: Versicherungen SO GEHT GELDANLAGE Beim Vermögensaufbau gilt es, einige Regeln zu beachten. Die wichtigste: Je früher angelegt wird, desto länger kann das Geld arbeiten. Wer Aktien kauft, sollte Zeit haben, um Krisen auszusitzen. Worauf noch geachtet werden sollte, erklärt Jens Kleine, BWL-Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München. Auf mehr als eine Assetklasse setzen Es gilt, das Portfolio ausgewogen zu gestalten. Und das heißt: neben Aktien etwa auch in Immo- bilien und Edel- metalle zu investie- ren. Das macht das Portfolio robuster. Denn wackelt ein Baustein, wirken die anderen stützend. Breit streuen Weniger anfällig für Risikosituationen ist ein Portfolio, das nicht nur aus Aktien aus einer Branche oder Region be- steht. Daher etwa auf deutsche und US-Papiere setzen sowie auf etablierte Konzerne und junge Unternehmen mit innovativen Ideen. Ruhe bewahren und Geduld haben Mal steigen die Börsenkurse, mal sinken sie. Das ist normal. Wichtig ist: in schwierigen Marktphasen nicht die Nerven ver- lieren und alles schnell verkaufen. Proﬁtieren wird am Ende derjenige, der Krisen aussitzt. Regelmäßig Geld anlegen Es gibt weder einen richtigen noch einen falschen Zeitpunkt, um Geld anzulegen. Wer monatlich etwas – und wenn es nur 50 Euro sind – in einen Fonds oder ETF investiert, kann über die Jahre eigentlich nichts falsch machen. Bewusst auch mal Risiken eingehen Dauerhafte Nied- rigzinsen treiben Investoren stärker ins Risiko. Denn wer risikoreicher anlegt, dem winken höhere Renditen. Entspre- chend werden auch alternative Anlage- klassen wie Private Equity zunehmend beliebter. 0 Mehr von Jens Kleine zur fundierten Geldanlage unter DUB-magazin.de/so-geht-geldanlage DUB UNTERNEHMER-Magazin 11

TITELTHEMA: GELDANLAGE MEGATRENDS Profi-Portfolio für Privatanleger RISIKOSTREUUNG Mit wenig Geld einen Mix kreieren wie die Family Offices vermögender Familien? Das funktioniert, erklären Paul Huelsmann und Henning Wagner von Finexity. G old, Immobilien, Oldtimer – das Portfolio der Ultra High Net Worth Individuals, kurz UHNWIs, ist vielfältig. Logisch, schließlich handelt es sich dabei um eine Klientel mit einem frei verfügbaren Vermögen von über 30 Mil- lionen Euro. Die professionellen Investoren setzen nicht auf einzelne Anlagen, sondern stellen sich ins- besondere bei ihren Sachwerteanlagen divers auf – und sichern sich so ihren Vermögenserhalt. Die Investmentgesellschaft Finexity AG er- möglicht Privatanlegern eine iden- tische Vermögensallokation – bereits ab 500 Euro über ihre Publikums- und ab 50.000 Euro über ihre Club- Deal-Investmentplattform. Wie das gelingt und welche Rolle dabei die Blockchain-Technologie spielt, erklären CEO Paul Huelsmann und CTO Henning Wagner. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Was ist das Beson - dere am Geschäftsmodell der Finexity AG? Paul Huelsmann: Wir verschaffen Anlegern Zugang zu illiquiden alternativen Investments, wie Kunst und Immobilien. Mit der Blockchain-Technologie digitali- sieren wir die Vermögenswerte, reduzieren die Ein- stiegsbarrieren auf ein Minimum und ermöglichen Anlegern, ihre Beteiligungen über unseren Sekundär- markt zu handeln. Seit vergange- nem Jahr offerieren wir Anlegern in Token verbriefte Immobilien zu Beteiligungen ab 500 Euro. Wie ist das Geschäft angelaufen? Huelsmann: Seit dem offiziel- len Vertriebsstart im Dezember 2019 konnten wir über sechs Mil- lionen Euro verwaltetes Vermö- gen im Immobilienbereich auf- bauen. In unserem Club-Deal- Bereich mit Anlagen ab 50.000 Euro haben wir ebenfalls ein siebenstelliges Volumen finanziert. Um die Kosten niedrig zu halten, arbeiten Sie mit der Blockchain-Technologie. Wie geht das? 12 DUB UNTERNEHMER-Magazin Paul Huelsmann ist CEO von Finexity und geprüfter Finanz- anlagenberater. Er war Co-Leiter eines globalen In- kubators, betreute acht Start-ups auf zwei Kontinenten und ist Regional Chair der Fibree Stiftung Henning Wagner ist CTO von Finexity und war über Jahre bei einer führenden IT-Beratung in Führungspositionen tätig, gründete vor Finexity bereits ein Start-up und war Leiter eines inter- national ausgerich- teten Inkubators Henning Wagner: Durch die Blockchain werden Intermediäre eliminiert und somit über 80 Prozent der Kosten einer herkömmlichen Wertpapieremission eingespart. Ähnlich wie ein Kontobuch werden Werte ei- nem digitalen Schließfach, der sogenannten Wallet, gutge- schrieben und verwaltet. Ver- mögenswerte werden dabei in sogenannte Token übertragen. Jeder Token repräsentiert wirt- schaftlich einen kleinen Teil an einem genau bezeichneten Vermögens- wert. In den Token können spezifische Rechte und Pflichten wie Stimmrechte einprogrammiert werden. All diese technischen Pro- zesse geschehen automatisiert und erfordern kein Know-how oder aktives Eingreifen durch den Eigen- tümer der Token. Das Potenzial der Blockchain haben auch andere Finanzdienstleister erkannt, die unsere White-Label-Software einsetzen. Neben dem Business mit Anlagen ab 500 Euro be- treiben Sie eine Club-Deal-Plattform für Beteiligun- gen ab 50.000 Euro. Worum geht es dabei? Huelsmann: Unsere Kunden haben ein starkes Be- dürfnis nach Off-Market-Deals, also nicht öffentlichen Angeboten. Als wesentlichen Erfolgsfaktor haben wir durch unser starkes Partnernetzwerk Zugang zu at- traktiven alternativen Investments weltweit. Im Club- Deal-Bereich vereinen wir die Nachfrage nach indivi- duellen Lösungen mit unserem Angebot – auch für institutionelle Investoren. Um die Qualität der maß- geschneiderten Anlagemöglichkeiten als auch die in- dividuelle Betreuung zu gewährleisten, sind die Club- Deals ausschließlich für einen geprüften Kundenkreis verfügbar. In den nächsten Wochen werden wir bis zu vier neue Immobilienprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Millionen Euro im Ham- burger Umland auf unserer Club- Deal-Plattform anbieten. 0 Mehr unter ﬁnexity.com

TITELTHEMA: GELDANLAGE Immer auf der Gewinnerseite Der Absolute-Return-Fonds „HMT Euro Aktien Seasonal“ investiert in Aktien, wenn deren Kurse voraussichtlich steigen. Wenn sie zu fallen drohen, sichert er das Vermögen vor Verlusten ab. Der Fonds ist stets in Dax-Aktien investiert. Wenn nicht alle drei Filter für eine positive Rendite sprechen, sichert er sich komplett gegen Ver- luste ab, etwa durch Dax-Futures. Stehen die Zeichen auf Kursgewinn, wird die Absicherung überﬂüssig. Aufwärts: Nur wenn alle Zeichen auf Anstieg stehen, partizipiert der „HMT Euro Aktien Seasonal“ am Dax Mit seiner Strategie, die seit 2002 weiterentwickelt wird, baut Fonds- manager und Vorstandsvorsitzender der HM Trust AG Raik Mildner auf Börsenmuster mit steigenden Kursen. Beispiel: In den vergangenen 40 Jah- ren ist der Dax von Oktober bis April meist viel stärker gestie- gen als im Sommer. Wer seit 1980 nur im Sommer investiert gewesen wäre, hätte heute eine schwarze Null zu verzeichnen. Die positive Entwicklung fand in der dunklen Jahreszeit statt. Solche Beispiele gibt es einige. Insgesamt wendet Mildner drei Filter an. Neben der Saisonalität prüft er, ob sich diese an den Börsen auch durchsetzt, und er betrachtet das Markt umfeld. Mildner: „Der dritte Filter ist unsere persönliche Einschätzung, ob starke Bewegungen zu erwarten sind oder nicht.“ Die Feuerprobe hat der ein Jahr alte Fonds bestanden (ISIN: DE000 A2PB697 [I]/ DE000A2P0UL0 [R]). Während des Aktiencrashs verlor der Dax fast 5.000 Punkte und stieg dann wieder. Der „HMT Euro Aktien Seasonal“ schwankte nur um wenige Prozentpunkte, der Kurs stieg stetig und hat sein Jahresziel, eine Rendite zwischen vier und sechs Prozent, bereits übertroffen. Die Gebühren von 0,76 (I) beziehungs- weise 1,1 (R) Prozent im Jahr fallen moderat aus. HM Trust AG als Asset manager des Fonds ist spezialisiert auf institutionelle Anleger und gehört zur HanseMerkur Gruppe. 0 Mehr unter agathon-capital.de So ticken die Anleger AKTIONÄRE Die Deutschen stehen Aktien seit dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 skeptisch gegenüber. Besonders in Ostdeutschland ist die Aktionärsquote mit 9,8 Prozent sehr niedrig. 9,7 Millionen Menschen in Deutschland besitzen Aktien oder Aktienfonds 660.000 Anleger kehrten der Börse 2019 den Rücken 57 Prozent würden kein Geld in Aktien stecken, auch wenn sie 10.000 Euro zur freien Verfügung hätten 3,5 Millionen Aktien - besitzer sind älter als 60 Jahre Quelle: Deutsches Aktieninstitut 14 DUB UNTERNEHMER-Magazin DIE GRÖSSTEN RISIKEN IN DER GELDANLAGE Vor allem drei Dinge halten die Deutschen von der Geldanlage ab: Inflation sorgt für Geldentwertung 32 % 27 % Komme möglicherweise nur mit Verlusten an mein Geld Wertschwankungen 18 % Quelle: Flossbach von Storch Research Institute in Zusammenarbeit mit der GfK; Stand: Februar 2019; weitere Nennungen möglich

MEGATRENDS Besser streuen RENDITE Vielfalt bei der Geldanlage lohnt sich. Investments sollten deshalb besser breit gestreut über mehrere Regionen, Branchen und Themen erfolgen. 7 Prozent werfen über ein Jahrzehnt gerechnet Aktien- fonds mit Schwer- punkt deutsche Aktien pro Jahr ab 4 Prozent Rendite kostet der Verzicht auf Streuung im Portfolio im Schnitt ETWAS KRISENFESTER Nachhaltige Aktienfonds (grün) kamen besser durch den Corona-Börsencrash im Frühjahr als herkömm- lich gemanagte Fonds (rot) sowie die MSCI-Markt- indizes (blau) in Europa und Nordamerika. Performance-Vergleich von Aktienfonds 1. Quartal 2020 in Prozent global Europa Nord- amerika Schwellen- länder 0 -4 -8 -12 -16 -20 Quellen: BVI; Goethe-Universität Frankfurt Quelle: Scope Analysis Technologie mit Zukunft Die Blockchain hat das Potenzial, die Wirtschaft aufzumischen. Mit globalen Aktienfonds wie dem „ART Transformer Equities“ profitiert jeder von dieser Technologie. Und das dürfte sich in der Kursent- wicklung von Unternehmen nieder- schlagen, die diese Technologie an- bieten oder einsetzen. Die Blockchain ähnelt einer Daten- bank, die Informa tionen fälschungs- sicher und anonym verwahrt. Die Technologie eröffnet zahlreiche Mög- lichkeiten. Krypto währungen sind eine davon. Aber Fondsberater Axel Daffner interessieren Anwendungen, die in der Wirtschaft unmittelbar genutzt werden können. „Das sind teils ganz einfache Dinge“, sagt er. „Der US-Einzel- handelsriese Walmart etwa hat seine Lieferketten auf die Blockchain umgestellt. Deshalb können sie binnen einer hal- ben Stunde nachverfolgen, wo etwa eine bestimmte Salatlie- ferung herkommt. Früher vergingen darüber Tage.“ Laut den Marktforschern von Gartner soll die Blockchain-Technologie bis 2030 einen Mehrwert von 3,1 Billionen US-Dollar schaffen. Versicherungen, Banken oder Handel: Die Blockchain kann vielen Bereichen Wachstum bescheren Doch wie diese ﬁnden? Durch genau- es Hinsehen. Das Team um Daffner trifft eine Vorauswahl. Daffner wie- derum prüft sie auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Aus einer Basis von mehr als 300 Unternehmen werden so rund 80 Aktien im Fonds „ART Transformer Equities“ (ISIN: DE000 A2PB6R4) zusammengestellt. Das können die Großen der Welt sein, aber auch kleine Firmen. „Wir versuchen, die Balance zu halten“, so Daffner. Denn ein reines Tech-Investment soll der von AGATHON Capital vertriebene Fonds nicht sein. Er soll möglichst breit streuen. Die Performance des im Mai 2019 aufgelegten Fonds lag zuletzt bei knapp 18 Prozent Plus, das Fondsvolumen bei 20,2 Millionen Euro (Stand: 21. Juli 2020). 0 Mehr unter art-transformer-equities.com DUB UNTERNEHMER-Magazin 15

TITELTHEMA: GELDANLAGE Risiken nachhaltig eindämmen STRATEGIE Erfolgreiche Geldanlage bedeutet nicht nur, die Chancen der Märkte zu nutzen, sondern auch, Gefahren jederzeit im Griff zu haben. Dabei hilft ein derzeit ohnehin populärer Ansatz: der Fokus auf Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit im Depot: ESG-Kriterien helfen Anle- gern, auch nichtfinanzielle Informationen im Anlage- prozess zu berücksichtigen P latzt eine Ölpipeline, ist das eine Kata- strophe für die Umwelt, aber auch für das Portfolio von Anlegern, die Aktien des Betreibers halten. Genau das Gleiche gilt, wenn eine Ölbohrplattform brennt. Denn zu den Umweltschäden tritt auch ein fi- nanzieller Schaden ein, für den das verantwortliche Unternehmen geradestehen muss – und damit auch der Aktionär. Die gute Nachricht: Solche Risiken lassen sich beherrschen. Gut zu investieren bedeutet nicht nur, den rich- tigen Riecher zu haben, jene Papiere auszuwählen, die sich besser als andere entwickeln. Es bedeutet auch, kostspielige Fehler zu vermeiden. Mit anderen Worten: die Risiken der Geldanlage im Griff zu haben. Dazu messen, analysieren und gewichten Finanz- experten Kennzahlen. So sorgen sie dafür, dass der Anleger keine bösen Überraschungen erlebt – wie etwa den tiefen Fall von Wirecard. Eben galt der Dax- Konzern noch als deutsches Vorzeige-Tech-Unter- nehmen, dann stellte sich heraus, dass alles auf Sand gebaut war. Wohl also dem, der vorgesorgt hat – etwa mit einem funktionierenden Risikomanagement. RISIKOVERWALTUNG INKLUSIVE Wer passiv investiert, also mit einem ETF auf Bör- senindizes wie den Dax setzt, ist in je- der Richtung dabei – im Guten wie im Schlechten. Aktives Fondsmanagement oder auch eine entsprechende Vermö- 16 DUB UNTERNEHMER-Magazin

MEGATRENDS 0 2 0 2 i n u J : d n a t S ; n e g a l n a d l e G e g i t l a h h c a N s m u r o F – G N F s e d “ 0 2 0 2 e g a l n a d l e G e g i t l a h h c a n t h c i r e b t k r a M „ : e l l e u Q gensverwaltung haben da- gegen immer auch den Blick auf die Risiken einer Geld- anlage. Eine Grundsatzentscheidung für Anleger. Das gilt für ein einzelnes Papier und für das gesamte Portfolio. Denn auch im Zusammenspiel können Risiken entstehen. Ein einfaches Beispiel: Wer in einem Aktienport- folio nur Papiere aus einem einzigen Wirtschaftssek- tor bündelt, schafft Cluster-Risiken. Und das heißt: Alle Aktien gehorchen denselben Treibern und un- terliegen denselben Gefahren. Als Puffer für Börsen- rücksetzer kann daher keine fungieren. Besser ist es, die Gelder breit zu streuen – und damit auch die Ri- siken (siehe Seite 11). Keine rein akademische Auf- forderung: Es rechnet sich für den Anleger auch in Sachen Wert entwicklung, so vorzugehen. Kein Wun- der: Das Risiko ist die Kehrseite des Ertrags. Wer die Risiken im Griff hat, kann also auch bei der Wert- entwicklung punkten. Damit ist klar, dass Risikomanagement nicht nur auf allen Ebenen eine Rolle spielt, sondern allezeit. Vor dem Kauf eines Wertpapiers genauso wie nach erfolgtem Investment. Bei Metzler Asset Management etwa schreibt man den Anlegern ins Stammbuch: „Die Risiken komplexer Portfolios müssen täglich, wenn nötig auch häufiger gemessen werden, um jederzeit dafür gerüstet zu sein, die Allokation an das Markt- umfeld anzupassen.“ Sprich: Damit der Fondsmana- ger angemessen reagieren kann, muss er stets wissen, welche Risiken er im Portfolio hat. 5,4 Prozent beträgt der Anteil nach- haltiger Fonds und Mandate am Gesamt- fondsmarkt Privatinves- titionen in nachhaltige Fonds und Mandate sind 2019 um 96 Prozent gewachsen Dabei hilft auch der Trend zur Nachhaltigkeit. Denn hinter dem Kürzel ESG verbirgt sich ein weiterer An- lagefokus: der auf Ökologie, soziale Aspekte und un- ternehmerisches Wohlverhalten (Environment, Social und Governance). Damit soll gewährleistet werden, dass etwa die Umwelt oder auch die Mitarbeiter eines Unternehmens geschützt werden. Da- mit einher geht aber ein frischer Blick auf Unternehmen – und der führt oft dazu, dass mit klassischen Methoden meist unentdeckte Risiken auf einmal auf dem Radarschirm auftauchen. Ach- tet ein Investor etwa darauf, wie um- weltbewusst ein Unternehmen arbei- tet, würde es ins Auge fallen, wenn die Ölpipelines überaltert sind. Das zeigen etwa Untersuchungen des Index- Anbieters MSCI. Dessen Experten haben sich über die Daten gebeugt und dabei vor allem eine Entde- ckung gemacht: Unternehmen mit hohem ESG-Ra- ting sind regelmäßig geringeren Risiken ausgesetzt. Unter anderem, weil sie selbst streng auf Risiken ach- ten. Und sich damit weniger angreifbar machen. Eine geplatzte Pipeline? Würde damit vermieden – und ebenso die teuren Folgen eines solchen Unfalls. ESG? Gehört damit zum A und O erfolgreichen Ri- sikomanagements. 0 Mehr unter metzler.com/asset-management DER GRÜNE BLICK STETIG STEIGEND , 5 3 8 1 , 5 3 3 1 In Deutschland wächst die Gesamtsumme nachhaltiger Anlagen von privaten und institutionellen Anlegern in Investmentfonds und Mandaten kontinuierlich. 2019 lag sie bei 183,5 Milliarden Euro – ein Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nur einmal brachen die nachhaltigen Anlagen ein: infolge der Finanzkrise 2008. In Milliarden Euro , 7 2 5 , 9 0 3 , 1 6 2 , 6 1 2 , 9 6 1 , 1 1 1 , 9 2 7 1 7 , , , 1 2 8 9 8 0 7 9 6 , Daten sind das eine. Die Fähigkeit, diese auch zutref- fend zu interpretieren, ist das andere. Denn gerade Kennzahlen sind nur dann aussagekräftig, solange sie in ein Umfeld eingebettet sind. Ein Beispiel: Die bloße Aussage über ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 sagt nichts aus – wenn nicht zusätzlich der lang- jährige Schnitt bekannt ist. Denn erst beide Zahlen zusammen verschaffen dem Anleger ein Bild davon, ob das Papier nun günstiger oder teurer ist als im Durchschnitt. Fordernder wird es in Krisenzeiten: Wenn sich die Ereignisse überschlagen, verlieren Zahlen in Datenbanksystemen schnell an Aktualität. „Erfahrung hilft, die Dinge dann in Relation zu setzen“, sagt Experte Mathias Weil von Metzler Asset Management, der dort Risikomanagement- Strategien verantwortet. 2007 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 2019 Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen DUB UNTERNEHMER-Magazin 17

TITELTHEMA: GELDANLAGE MEGATRENDS Mehr als nur Corona BIOTECHNOLOGIE und das Gesundheitswesen sind während der Coronakrise stärker in den Fokus der Anleger gerückt. Daniel Koller von BB Biotech über aktuelle Entwicklungen. ZUR PERSON DR. DANIEL KOLLER ist seit 2004 bei Bellevue Asset Management tätig und leitet seit 2010 das Investment- Management-Team der BB Biotech AG. Der promovierte Biotechnologe war zuvor bei equity- 4life AM und als Analyst bei UBS Warburg teiligungsportfolio – hat davon zusätzlichen Auftrieb bekommen. So konnte der Nasdaq-Biotechnology- Index seit Jahresbeginn bis zuletzt zweistellig zulegen. An Impfstoffen oder Medikamenten zur Bekämpfung der Pandemie arbeiten nur einzelne BioTech-Unter- nehmen. Warum nutzt das der gesamten Branche? Koller: Gelingt es, die Coronapandemie dauerhaft zu beseitigen, wird breitenwirksam sichtbar, dass me- dizinische Innovation in ihrer Gesamtheit eine große gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Rele- vanz hat. Davon werden langfristig sowohl der Ge- sundheits- wie auch der BioTech-Sektor profitieren. Die Mehrheit der Unternehmen, die an der Bekämpfung des Covid-19-Virus arbeiten, haben verkündet, dass sie den Zugang zu ihren Produkten als oberste Prio- rität setzen, nicht die Gewinnmaximierung. Das An- sehen des Sektors hat in den letzten Jahren teilweise in der Öffentlichkeit gelitten, denn Themen wie hohe Medikamentenpreise sind intensiv debattiert worden. Sie sind mit Ihrer Investmentgesellschaft vor allem in kleine und mittlere Unternehmen investiert. Warum? Koller: Höchste Priorität hat für uns das langfristi- ge Erreichen der Zielrendite von 15 Prozent im Jahr. Large Caps erzielen nicht mehr das dafür erforderliche Umsatz- und Gewinnwachstum. Zudem fokussieren wir uns seit einiger Zeit vermehrt auf neuartige Tech- nologien wie zell- und genbasierte Produkte. Dort sind vor allem kleinere und mittlere Gesellschaften aktiv. Wir sind überzeugt, dass kleinere Firmen besser und erfolgreicher neue Produkte und Plattformen entwi- ckeln. Knapp die Hälfte aller Zulassungen kommt aus kleinen Laboren. Die Herausforderung bei BioTech- Investments liegt darin, die wissenschaftlichen Neuig- keiten und Risiken der medizinischen und klinischen Entwicklungen richtig einzuschätzen. Darum ist es sehr wichtig, ein über Indikationsgebiete, Reifegrad und Marktkapitalisierung diversifiziertes Portfolio zu kon- struieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln. 0 Mehr unter bbbiotech.com BioTech-Labor: Die BB Biotech AG setzt vor allem auf Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen D ie Biotechnologiebranche forscht an weit mehr Krankheitsbildern als nur an Covid-19. So konnten etwa auf dem Gebiet der seltenen erblich bedingten Erkrankungen große Fort- schritte erzielt werden. Dennoch war es laut Daniel Koller, Leiter der Investmentgesellschaft BB Biotech, die Coronapandemie, die dem Sektor neben einem Imagegewinn auch hohe Mittelzuflüsse bescherte. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie haben sich Bio- Tech-Unternehmen während des Crashs geschlagen? Daniel Koller: Das Gesundheitswesen und insbe- sondere der Biotechnologiesektor haben an Bedeutung gewonnen. Dank ihrer Innovationsfähigkeit konnten viele Firmen im Wettlauf um Medikamente und Impf- stoffe gegen Covid-19 eine führende Rolle einnehmen und dadurch einen wichtigen Beitrag für die Gesell- schaft leisten. Im zweiten Quartal gab es erstmals seit etwa fünf Jahren nachhaltige Kapitalzuflüsse in den BioTech-Sektor. Das kam nicht nur Unternehmen zu- gute, die an Produkten gegen das Coronavirus arbei- ten. Der gesamte Sektor – und damit auch unser Be- 18 DUB UNTERNEHMER-Magazin

TITELTHEMA: GELDANLAGE Lukrativer Baustein IMMOBILIEN Regelmäßige Mietzahlungen – damit punktet Betongold. Und daran hat auch die Coronakrise nichts geändert. E s ist eigentlich ganz einfach: Immobilien zu kaufen bedeutet, Geld dafür zu zahlen, dass je- den Monat Miete auf dem Konto eingeht. Weil diese Rechnung so einleuchtend ist, sind viele Anleger diesen Weg gegangen und haben dafür ge- sorgt, dass die Preise steigen. Bereits 2017 notierte die Postbank, die Preise für Wohnimmobilien in deutschen Großstädten hätten teilweise den Faktor 30 geknackt. Sprich: Die Investoren legen so viel Geld hin, wie sie in 30 Jahren an Miete einnehmen. Ein Novum, wes- halb die Bundesbank schon mahnend die Hand hob und vor Übertreibun- gen warnte. Dazu kommt die Co- ronakrise: Wenn Menschen das Ein- kommen wegbricht, kann es schon mal knapp werden mit der Miete. Des wegen Im mobilien aus dem Ka- talog der Anlageoptionen zu strei- chen wäre aber ein Fehler. Denn viele Wohn- und Büroimmobilien liefern weiter gute Erträge. Zudem bieten sich weitere Alternativen an. IN DIE BREITE GEGANGEN Das zeigen zum Beispiel auch die Analysen des Fondsverbands BVI. Dessen Experten untersuchen regel- mäßig, wie offene Immobilienfonds investieren. Und diese sind immer breiter aufgestellt. 2010 machten Bü- ros noch über 60 Prozent der Portfo- lios aus, inzwischen ist diese Größe um rund zehn Prozentpunkte gesun- ken. Stattdessen rücken Hotels oder Lagerhallen in den Vordergrund. Ungewöhnlich, aber ein Ren- ditebringer: Mit Pflegeimmobilien etwa lassen sich laut Immobilienent- wickler Carestone zwischen 3,5 und vier Prozent Rendite pro Jahr erzielen 20 DUB UNTERNEHMER-Magazin 3,1 % betrug die durch- schnittliche Rendite von offenen Immo- bilienfonds 2019 s i s y l a n A e p o c S : e l l e u Q Stein auf Stein: Immobilien sind ein Klassiker im Portfolio (siehe Seite 24). Einfach weil der Treiber dahinter – die alternde Be völkerung – vom wirtschaft lichen Um- feld unabhängig ist. Im Vergleich dazu hängen Büro- immobilien deutlich stärker von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Kaum ein Unternehmen wird in ein größeres, repräsentableres Büro ziehen, wenn dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen. Aktives Management kombiniert daher Im- mobilien mit verschiedenen Nutzungsarten und aus unterschiedlichen Re gionen. BEWÄHRTER KLASSIKER In der Summe kalkulieren die An- bieter der offenen Immobilienfonds für dieses Jahr mit einer Wert- entwicklung von 2 bis 2,5 Prozent. Die Ratingagentur Scope rechnet mit etwas weniger. Nicht viel Ren- dite – aber eben stetig. Genau das sorgt dafür, dass Investment-Ikonen wie David Swensen der Anlageklasse seit rund 30 Jahren die Treue halten. Swen- sen verwaltet den Stiftungsfonds der US-Elite-Uni Yale und lieferte seinem Dekan jedes Jahr des ver- gangenen Jahrzehnts ein Plus von über elf Prozent. Der Anteil an Im- mobilien? Lag im Stiftungsfonds zuletzt bei zehn Prozent. Für die Anlagepraxis bedeutet das: „Immobilien und Immobilien- fonds sind fester Bestandteil unse- rer strategischen Allokation, die Anteile variieren nach individuellen Kundenbedürfnissen“, sagt Bernd Schimmer, bei der Hamburger Spar- kasse verantwortlich für die Kapi- talmarktstrategie. Immobilien sind eben ein fester Portfoliobaustein – ganz einfach.

IMMOBILIEN Beständige Rendite IMMOBILIEN bieten Anlegern Risikostreuung und eine solide Wertentwicklung. Der Fonds „UBS (D) Euroinvest Immobilien“ verfolgt dabei eine nachhaltige Vorgehensweise. Firmensitze: Der Leerstand in Europas Innenstadtlagen ist vergleichsweise gering S tabilität geht vor. Deshalb verfolgt der Fonds „UBS (D) Euroinvest Immobi- lien“ die risikoärmste Strategie, die es bei offenen Immobilienfonds gibt: Er setzt überwiegend auf Bürobauten in Core- Lagen. Das sind attraktive Innenstadtbereiche. MIETER MÖGEN ES GRÜN Leerstand dürfte Fondsmanager Alexander Isak des- halb kaum fürchten müssen. Denn seit einigen Jahren wird nicht mehr spekulativ gebaut, sondern man ori- entiert sich nur direkt am bestehenden Bedarf. Isak: „Die Nachfrage nach Büroraum in guten Lagen dürf- te auf lange Sicht hoch bleiben, sodass frei werdende Flächen sofort neue Interessenten finden“ (siehe Inter- view rechts). Insgesamt liege die Leerstandsquote von Büro immobilien im europäischen Markt unter fünf Prozent, bei den Objekten des UBS Euroinvest nur bei drei Prozent. Zudem setzt der Fonds bei seinen Ge- bäuden auf Nachhaltigkeit (ISIN: DE000A111Z29). Er wurde fünfmal in Folge als führender „Green Star“- Fonds des Branchen-Ratings GRESB ausgezeichnet. Nachhaltig ist auch die Ausschüttung: Anders als zur- zeit die Dividenden vieler Firmen dürften die Aus- schüttungen von Immobilienfonds weiter fließen. 0 Mehr unter ubs.com/euroinvest Alexander Isak Der Diplom-Wirtschaftsingenieur arbeitet seit 2006 im Geschäfts- bereich Real Estate Germany der UBS Asset Management. Seit 2014 leitet er den Fonds „UBS (D) Euro- invest Immobilien“ „Nicht am Küchentisch“ Fondsmanager Alexander Isak erklärt, warum die Pandemie kaum Auswirkungen auf das Geschäft mit erstklassigen Bürogebäuden haben wird. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Viele Mitarbeiter sind wegen Corona im Homeoffice. Werden Bürogebäude überflüssig? Alexander Isak: Es könnte über zwei bis drei Jahre einen moderaten Nachfragerückgang geben. Der Zug ins Home office beruht auf einem externen Schock und wird sich legen. Die Menschen wollen nicht auf Dauer am Küchentisch arbeiten, und Homeoffice erschwert Teamtätigkeiten. Allerdings wird sich die Nachfrage verändern. Die Bürofläche je Mitarbeiter ist heute so gering wie nie. Der Trend geht jetzt weg vom dicht besetzten Großraumbüro hin zu innovativen Flächen- konzepten mit mehr Freiräumen. Welche Ausschüttungspolitik verfolgt der Fonds? Isak: Ausschüttungen sind ein fester Bestandteil unserer sicherheitsorientierten Core-Strategie. Da es sich um einen europäischen Immobilienfonds handelt, qualifiziert sich der Fonds für eine Teilfreistellung von 80 Prozent. Damit sind die Ausschüttungen auf Anlegerebene zu 80 Prozent steuerfrei. Was zeichnet eine Top-Immobilie aus? Isak: Ein Beispiel ist unser Business-Center „Pleyad“ in Saint-Denis, einem Pariser City-Distrikt, der sich gerade entwickelt. Wir bieten unseren Mietern hier flexible Büroflächen, die höchste ESG-Anforderungen erfüllen. Diese Flächen liegen direkt am neuen Nah- verkehrs-Hub „Pleyel“, den vier neue Metro-Linien ansteuern werden. „Pleyad“ weist großes Potenzial auf. DUB UNTERNEHMER-Magazin 21

TITELTHEMA: GELDANLAGE „Die bessere Alternative“ BAUFINANZIERUNG Während des Lockdowns machte eine Immobilie mit Garten den Unterschied, meint Dirk Botzem, Vorstandsmitglied der Debeka Bausparkasse. Er erläutert, worauf Bauherren und Käufer in spe im Vorfeld einer Finanzierung von Haus oder Wohnung achten sollten. M it einer Wohneigentumsquote von 45 Prozent liegt Deutschland im eu- ropäischen Vergleich im hinteren Drit- tel, beklagt Dirk Botzem, Vorstand bei der Debeka Bausparkasse. Er führt das auch auf falsche Regulierung durch die Politik und teure Erwerbsnebenkosten, vor allem eine zu hohe Grunderwerbsteuer, zurück. Für alle, die sich von diesen Hemmschuhen nicht abschrecken lassen, hat Botzem eine Reihe von Ratschlägen parat. Diese können auf dem Weg zur eigenen Immobilie – nicht zuletzt als ein Teil der privaten Altersvorsorge – helfen. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Haben sich die Immo- bilienpreise durch Corona verändert? Dirk Botzem: Die Antwort ist ein klares Ja – und zwar tendenziell weiter nach oben. Obwohl es während der Krise zeitweise eine Zurückhaltung auf Verkäu- fer- wie Käuferseite gab, hat sich bei den Preisen kein Rückgang gezeigt. Ich glaube, dass gerade der Lock- down und der damit verbundene Zwang, geraume Zeit daheim verbringen zu müssen, vielen Menschen einen neuen Blick auf das eigene Zuhause gegeben hat. Es macht einen großen Unterschied, ob ich während des Lockdowns mehrere Wochen oder Monate in einer Einzimmerwohnung ohne Balkon verbringen muss oder ob ich die Zeit in einem kleinen Häuschen mit Garten überbrücken darf. Zudem glaube ich, dass sich das Stadt-Land-Gefälle bei den Preisen durch Corona und die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt abflachen wird. Wohnen auf dem Land wird deutlich attraktiver. Und das führt zu relativ höheren Preis- steigerungen in ländlichen Regionen. Wie sicher ist das Eigenheim als Altersvorsorge in Krisenzeiten? Botzem: In allen Krisen zeigt sich, dass Sachwerte die bessere Alternative sind. Das war bei der großen Inflation im vorigen Jahrhundert schon der Fall – und das ist auch dieses Mal so. Der Grund liegt darin, dass 22 DUB UNTERNEHMER-Magazin

ZUR PERSON DIRK BOTZEM ist Mitglied des Vorstands der Debeka Bau- sparkasse und Dezernent für die Bereiche Control- ling und Finan- zen, Grundsatz, Marktfolge, Personal, Revision sowie Vertriebs- unter stützung man das bis zur Rente abgezahlte Eigenheim nutzen kann und keine Miete zahlen muss. So entgeht der Eigenheimbesitzer den während einer Krise typischer- weise steigenden Mieten. Er gewinnt quasi doppelt. Sein Eigenheim wird durch die Vermögenswertinfla- tion auf der einen Seite mehr wert, und auf der ande- ren Seite spart er sich höhere Mietzahlungen. Ganz abgesehen von dem guten Gefühl, beizeiten die Wei- chen für die Altersversorgung richtig gestellt zu haben. Ist Bausparen nur für Bauherren in spe attraktiv oder auch generell als Anlageprodukt für junge Leute? Botzem: Beides ist der Fall. Für Bauherren und jene, die es mal werden wollen, ist Bausparen das Mittel der Wahl, um zielgerichtet und staatlich gefördert Eigenkapital anzusparen. Daneben fungiert Bausparen als Instrument, mit dem man sich das derzeit historisch niedrige Zinsniveau für die Zukunft sichert, selbst wenn viele junge Leute Zinsen nur vom Hörensagen kennen. Attraktiv ist Bausparen gerade auch für jun- ge Menschen, denn die staatliche Förderung mittels Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage oder gegebenenfalls Riester-Zulage machen Bausparen zu einem renditereichen Produkt, mit dem man zudem das Sparen und Vorsorgen lernt. Wie viel Eigenkapital muss für die Baufinanzierung aufgewendet werden? Botzem: Das ist unterschiedlich und hängt in erster Linie von der Bonität eines Kunden ab. Tendenziell kann man sagen: Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto größer ist die Chance, ein günstiges Baudarlehen zu bekommen. Und das gilt ebenso für die Bonität. Ein verbeamtetes Ehepaar hat in der Regel bessere Chan- cen als ein Selbstständigen-Ehepaar. Und auch eine sogenannte 100-Prozent-Finanzierung ist nicht ohne ein Mindestmaß an Eigenkapital darstellbar, da Banken in der Regel die Nebenkosten nicht mitfinanzieren. Und die 100 Prozent beziehen sich auf den Beleihungs- wert, der im Normalfall deutlich unter dem Verkehrs- wert liegt. Will etwa jemand ein Haus für 300.000 Euro IMMOBILIEN sein und Optionen wie etwa Sondertilgungen oder einen Wechsel der Tilgungshöhe beinhalten. Wobei Flexibilität auch Geld kostet. Eine Bank lässt sich die se Optionen in der Regel vom Kunden durch Zinsauf schläge vergüten. Wird mehr Geld für den Bau erfor derlich, sollte eine Nachfinanzierung erfolgen, sofern nicht ein Puffer eingebaut war. Oder man reduziert die Dimension des Bauvorhabens. Nicht dringende Maßnahmen können in die Zukunft gestreckt werden. Wie kann man von Förderungen der KfW profitieren? Botzem: Die KfW hat ein umfangreiches Produkt portfolio, um Bauen, Kaufen, Renovieren oder Moder nisieren zu fördern. Auch das Baukindergeld, das ich auf jeden Fall für eine sinnvolle Finanzierungsmög lichkeit halte, wird über die KfW vergeben. Insofern ist für jeden Bauherren etwas dabei, und KfWPro dukte sind Teil jeder gut aufgebauten Finanzierung. Wie kann die Politik Bausparer besser unterstützen? Botzem: Die zum 1. Januar 2021 kommenden Ver besserungen der Wohnungsbauprämie und Arbeit nehmersparzulage zeigen, dass die Politik die Bedeu tung des selbst genutzten Wohneigentums zumindest zum Teil erkannt hat. Mit dem Thema Wohnen kann man Wahlen gewinnen oder verlieren. Nach meinem Dafürhalten ist die Politik immer noch zu sehr auf vermeintliche Mieterinteressen fokussiert und ver sucht, mit marktfeindlichen und vermutlich verfas sungswidrigen Regelungen, etwa dem Mietendeckel, ein Problem zu lösen, das es nicht geben müsste, wenn die Wohneigentumsquote in Deutschland eine andere wäre. Wir liegen mit 45 Prozent im europäischen Ver gleich im hinteren Drittel. Die Einwohner Italiens sind im Schnitt vermögender als die Deutschen. Woran liegt das? Botzem: Weil die Wohneigentumsquote in Italien 77 Prozent beträgt und das Wohneigentum die Haupt vermögensquelle ist. Also wäre der Politik zu raten, alles zu tun, um mehr Menschen ins Eigenheim zu bauen oder erwerben und die Bank verlangt 20 Pro bringen und dabei zu helfen, Vermögen aufzubauen. zent Eigenkapital, so sind dies 60.000 Euro, die man Hierzu leistet Bausparen einen bedeutenden Beitrag. benötigt, damit die Bank die restlichen 240.000 Euro Aber vor allem muss Bauen billiger werden. Und viele finanziert. Und da es quasi keine Zinsen mehr gibt, Regelungen, etwa energetische Anforderungen oder muss man, um 60.000 Euro anzusparen, etwa zehn die sehr hohen Erwerbsnebenkosten, allen voran die Jahre lang jeden Monat 500 Euro sparen. Wie flexibel sollte die Baufinanzierung sein? Und was tun, wenn für den Bau mehr Geld erforderlich wird? Botzem: Eine Finanzierung sollte immer auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten Grunderwerbsteuer, sollten auf den Prüfstand kom men. Nebenbei bemerkt: Im Ergebnis entlastet jedes neu geschaffene Wohneigentum den Mietmarkt. So wird das Pferd richtig herum aufgezäumt. 0 Das gesamte Interview unter DUB-magazin.de/debeka DUB UNTERNEHMER-Magazin 23

TITELTHEMA: GELDANLAGE Solides Investment FINANZINDUSTRIE 2050 Zukunftstechnologien wie zum Beispiel die Blockchain mit Bewährtem verknüpfen, etwa mit klassischen Immobilieninvestments: Karl Reinitzhuber vom Immobilienentwickler Carestone und Karl Matthäus Schmidt von der Quirin Privatbank über Veränderungen im Investmentgeschäft. D ie Zukunft ist digital, klar. Nur was be- deutet das in Sachen Geldanlage? Und wird sie auch die Welt der Immobilien verändern? Wird sie, sind sich Karl Rei- nitzhuber und Karl Matthäus Schmidt einig. Reinitzhuber ist Co-CEO und CFO von Carestone. Das Unternehmen hat sich spezialisiert auf die Entwicklung von Pflegeimmobilien. Schmidt ist Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer des Robo-Advisors quirion. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sprechen wir über die Zukunft: Wie sieht Finanzberatung morgen aus? Karl Matthäus Schmidt: Unsere DNA ist unabhän- gige Beratung – ob digital oder nicht, das ist uns am Ende egal. Ganz so, wie der Kunde es wünscht. Aus meiner Sicht müssen wir heute beide Welten verbinden, und wir müssen es letztendlich auch ermöglichen, dass der Kunde sozusagen barrierefrei von der digitalen Welt in die persönliche Beratung springen kann, aber auch zurück. Von dieser Verquickung bin ich sehr über- zeugt, und deshalb leben wir das seit 2020 auch so. Das gilt für Wertpapiere. Wie kann das bei Immobi- lien klappen? Karl Reinitzhuber: Da muss ich etwas ausholen. Wir haben uns vor anderthalb Jahren auf den Weg gemacht, um als Marktführer das Pflegeimmobilien- geschäft zu professionalisieren. Entstanden ist Care- stone aus dem Zusammenschluss von zwei Projekt- entwicklern. Das Geschäft mit Pflegeimmobilien ist eine Nische – aber eine Nische, die den Gesetzen der Demografie folgt. Allein in Deutschland müssten wir aufgrund der demografischen Entwicklung jedes Jahr 400 neue Pflegeheime bauen. Tatsächlich werden aber nur 200 bis 250 gebaut. Wir helfen mit unseren Im- mobilien, die an private Kapitalanleger verkauft wer- den, diese Lücke zu schließen. Das hat sich bewährt: Was für den VW Golf gilt, gilt auch für Immobilien- investments 24 DUB UNTERNEHMER-Magazin

Geht das auch nur online? Reinitzhuber: Wir haben bereits eine umfangreiche digitale Plattform für Vermittler und Berater, die un- sere Produkte Kunden anbieten. Dort sind alle mög- lichen Tools und Infos für den Vermittler verfügbar. Gleichzeitig machen wir jede Woche einen Webcall, in dem unsere Vermittler und Berater über die neu- esten Produkte und Entwicklungen informiert wer- den. Für uns heißt das: Wir tun alles dafür, dass auf Basis des digitalen Austauschs die persönliche Bera- tung möglichst stark und positiv ausfällt. Denn noch kann man auf den menschlichen Vertrieb nicht ver- zichten. Sie haben also keine Angst vor den US-Tech-Riesen Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet? Reinitzhuber: Das würde ich so nicht sagen, ich habe großen Respekt. Denn die Identifizierung der Kaufwilligen könnte dort monopolisiert werden. Und der Weg von Online-Plattformen, über die Schrott- immobilien vertrieben werden, zu ähnlichen Plattfor- men für weitere Immobilienklassen ist nicht weit. Welchen Einfluss hat Corona auf die Entwicklung? Schmidt: Die Krise wird die Digitalisierung in der Finanz industrie vorantreiben. Es gibt heute rund 28.000 Bankfilialen in Deutschland; Aldi und Lidl ge- meinsam bringen es nur auf gut 8.000 Niederlassun- gen. Wir stehen vor großen Umwälzungen. Reinitzhuber: Deswegen ist es so wichtig, dass wir weitermachen mit unseren Plänen: Wir wollen dieses Geschäft so professionalisieren, dass den Kunden der Sinn klar ist, beim Marktführer zu kaufen. Weil die Branche noch sehr kleinteilig ist, wollen wir alles auf einem hohen Niveau standardisieren – Beleuchtungs- konzepte oder Grundrisse etwa. Und am Ende stehen immer verlässliche Qualitätsprodukte, eine Art Serien- fertigung. Wenn Sie so wollen, der Golf der Immobi- lieninvestments. Davon profitieren Anleger und die Bewohner unserer Pflegeimmobilien. Schmidt: Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. Man hat als kleineres Haus nur eine Chance, wenn man vorn dran ist. Der Zehnte sein? Das reicht nicht. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt? Reinitzhuber: Ich denke, wir kommen sehr gut durch die Krise, denn die Entwicklung der Pflegeimmo bilien hängt mit der Demografie und nicht der wirtschaftli- chen Entwicklung von Deutschland und der Welt zu- sammen. Das haben unsere Investoren und unsere Käufer verstanden und uns im Mai und Juni die bes- ten Verkaufsmonate beschert. ZUR PERSON DR. KARL REINITZHUBER ist Co-CEO und CFO von Carestone. Immer im Blick in den verschiedenen Stufen seiner Karriere: die Immobilie. Bei Carestone sind es Pflegeimmobilien ZUR PERSON KARL MATTHÄUS SCHMIDT ist seit 2006 Vorstands- vorsitzender der Quirin Privatbank. Seit 2013 setzt der Betriebswirt mit dem Robo-Advisor quirion zudem auf Online-Ver- mögensverwaltung zu günstigen Konditionen IMMOBILIEN Es dürfte helfen, dass die Immobilie eben viel greif- barer als ein Wertpapier ist. Reinitzhuber: Ja, das denke ich auch. Immobilien sind deutlich transparenter. Und der Vertrauensverlust in die Aktie durch den Wirecard-Fall spielt uns natür- lich in die Hände. Schmidt: Mit Blick auf Wirecard fühlen wir uns in unserer Anlagestrategie bestätigt. Wir sagen unseren Kunden immer wieder, dass das Risiko von Einzelaktien zu groß ist. Dieses Risiko wird nicht belohnt. Daher ist es besser, breit in den gesamten Markt zu inves- tieren. Wir investieren bei der Vermögensverwaltung indirekt in die besten 10.000 Aktien der Welt. Und wenn da mal ein Ausfall wie bei Wirecard dabei ist, spürt der Kunde das gar nicht. Wie haben Ihre Kunden in der Krise reagiert? Schmidt: Sie sind ruhig geblieben, haben ihr Geld im Depot gelassen. Und das hat sich als weise Ent- scheidung herausgestellt. Denn der Absturz war zwar so heftig wie selten zuvor, aber die Erholung kam ebenfalls schnell. Aber wir als Banker haben in der Zeit unheimlich viele intensive Gespräche geführt. Es ist wesentlich mehr Persönliches ausgetauscht worden zwischen Berater und Kunden. Die Gespräche haben länger gedauert, und das war für uns auch eine Chan- ce. Denn eine Bank, die sich auf Beratung spezialisiert hat, darf sich in so einer Situation nicht wegducken. Und in Zukunft? Ändert sich etwas bei der Anlage? Schmidt: Ich glaube, durch die Krise wird den Men- schen noch einmal klar, dass auf die Inflation eine negative Verzinsung folgt. Und deshalb hoffe ich, dass nun die flexibleren Anlagemöglichkeiten der Kapital- märkte stärker in den Fokus rücken. Wir haben leider nur rund zehn Millionen Aktionäre in Deutschland. Anderswo ist die Aktionärsquote deutlich höher, liegt etwa in der Schweiz bei rund 40 Prozent. Jetzt stehen die Chancen gut, dass dieses falsche Sparen in Deutsch- land endlich ein Ende hat und wir besser sparen. Wie kann etwa die Immobilie moderner werden? Reinitzhuber: Vielleicht indem man ein Apartment mithilfe der Blockchain in 1.000 virtuelle Anteile splittet, die an verschiedene Anteilseigner verkauft werden. Das hat den Vorteil, dass auch Anleger mit geringeren Budgets in Immobilien investieren kön- nen. Als wir vor 20 Jahren begonnen haben, Pflege- immobilien in einzelne Apartments aufzuteilen, um daraus wertvolle Anlageformen für private Käufer zu erschließen, konnte sich das auch noch niemand vorstellen. DUB UNTERNEHMER-Magazin 25

TITELTHEMA: GELDANLAGE Klassiker: Gold gilt als sicherer Hafen in Sachen Geldanlage – eben als soli- der Baustein des Depots Glänzende Absicherung EDELMETALLE Gold & Co. sind so etwas wie die Stützpfeiler eines Portfolios. Denn sie profitieren, wenn andere Anlagen wanken, sind damit eine Art Unabhängigkeitserklärung für das Ersparte. Dies überzeugte zuletzt auch kritische Investmentprofis. G old? Wäre in diesem Sommer eigentlich Sache der Olympioniken gewesen. Doch die wurden samt den Olympischen Spie- len in Tokio von der Coronapandemie und deren Folgen ausgebremst. Trotzdem sind Edelmetalle das ganz große Thema der Saison – nämlich für Privatanleger. Der Grund liegt auf der Hand: Gold & Co. versprechen in unsi- cheren Zeiten so etwas wie Sicherheit. Kein Wunder also, dass die Deutschen in Summe mehr als 2,5-mal so viel Gold wie die Bundesbank besitzen. 8.700 Ton- nen lagern in Deutschlands Schließfächern. Gold, der sichere Hafen? Da ist etwas dran – zu- mal es sich in vielerlei Gestalt ins Depot legen lässt. Man kann Münzen oder Barren kaufen und sie im Schließfach oder unterm Kopfkissen verwahren. Eine andere Option sind Wertpapiere, die etwa die Preis- entwicklung von Gold oder Silber nachvollziehen. HOCHGLANZ MIT INFLATIONSSCHUTZ In jedem Fall punktet das Edelmetall damit, dass es mit dem Verhalten anderer Geldanlagen herzlich wenig zu tun hat. In den Worten der Wissenschaft: Es ist wenig korreliert. Wenn die Kurse der Titel im US- Aktienindex S&P 500 fallen, steigt Gold im Wert, zeigen etwa Auswertungen des World Gold Council (WGC). Eine Beimischung von zwei bis zehn Prozent Gold zum Vermögen verbessert der Untersuchung zufolge die risikoadjustierte Wertentwicklung. Oder anders gesagt: In Relation zu den eingegangenen Ri- siken holt der Anleger mehr aus seinem Ersparten heraus, wenn er auch auf Gold setzt. Diese Eigenschaften lassen inzwischen auch jene Investoren weich werden, die Gold sonst ablehnend gegenüberstehen. Leonhard Fischer beispielsweise, einer der Macher des Zukunftsfonds, erklärte, er habe Gold gekauft, obwohl er es eigentlich ablehne. Zwar zahle Gold keine Zinsen – aber das mache Bargeld auch nicht mehr. Außerdem gelte: Gold ist eine klas- sische Ab sicherung, gerade gegen geopolitische Risi- ken. Und einen Inflationsschutz liefere das Metall ebenfalls. Immerhin kann seine Menge nicht einfach erhöht werden, wie es Notenbanken mit Geld machen und damit die Gefahr der Inflation heraufbeschwö- ren. Auch die Zentralbanken der Welt kaufen daher seit 2010 Gold, notiert das WGC. Aus Sicherheits- gründen. Das klingt nach rosigen Zeiten für Gold. 26 DUB UNTERNEHMER-Magazin

Grünes Gold BEIMISCHUNG Gold ist gleich Gold? Von wegen. Dana Kallasch vom Fondshaus Commodity Capital kennt die vielen Tücken des Minengeschäfts. ZUR PERSON DANA KALLASCH ist Mitgründerin von Commodity Capital. Sie ist unter anderem für die Betreuung der Investoren verantwortlich F ür sie gilt Gold als ein Jedermann-Investment. Dana Kallasch ist vom Wert des Edelmetalls überzeugt. Für den „Commodity Capital Global Mining Fund“*, der in Minenaktien investiert, wer- den die Betreiber penibel ausgewählt. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Der Goldpreis ist seit Beginn der Coronakrise kräftig gestiegen. Wie emo- tional ist das Thema? Dana Kallasch: Sehr. Gold ist ein Thema, das die Menschen packt. Das gilt auch für Goldminenaktien. Weil der Markt nicht so groß ist, bringt ihn die aktu- elle Krise kräftig in Bewegung. Worauf achten Sie bei der Auswahl der Minen? Kallasch: Am wichtigsten ist uns, dass die Minen über lange Zeit und im Einklang mit Umwelt und lo- kaler Bevölkerung gute Erträge erwirtschaften. Weil gerade zu jungen Minen viele Fehlinformationen kur- sieren, die Optimismus verbreiten sollen, besuchen wir sie zusammen mit einem Geologen. Das zahlt sich aus, weil es für die kleineren Unternehmen, in die wir investieren, nicht so viel Research gibt. Wie passen Nachhaltigkeit und Goldminen zusammen? Kallasch: Auch deshalb sind wir vor Ort. Wir sehen, ob sich eine Mine etwa nur mit Militärschutz besich- tigen lässt und wie sich der Betreiber in der Region aufführt. Schafft er Arbeitsplätze, versorgt er neben der Mine auch das nächste Dorf mit Wasser? Das stei- gert die Akzeptanz und verhindert teure Unterbre- chungen etwa durch Streiks. Wir schauen uns die Minen vor Ort an, blicken aber auch auf die Zahlen. Welche Rolle spielt die Rentabilität in der aktuellen Situation? Sind bei den hohen Goldpreisen nicht sämt- liche Minen lukrativ? Kallasch: Nein, auf keinen Fall! Natürlich steht der Goldpreis zurzeit auf einem Allzeithoch. Und die Minen, die gut wirtschaften, verdienen auch gut. Daran haben das Management und vor allem die Investoren ein großes Interesse. Aber es gibt auch viele Beispiele, * WKN: A0YDDD EDELMETALLE Goldmine: Dort wird das Edelmetall aus dem Boden geholt. Das klingt banal, will aber gekonnt sein wo die Minenbetreiber nicht gut arbeiten. Die Minen gleichen schmutzigen Löchern. Wenn die Mine schlecht bewirtschaftet wird, nützt auch der hohe Goldpreis nichts. Dann kann es passieren, dass Anleger Geld verlieren, weil sie aufgrund des hohen Goldpreises investieren, ohne genau hinzusehen. Durch solche Unwägbarkeiten kann die Rendite schwanken. Wie sichern Sie Ihren Fonds dagegen ab? Kallasch: Durch Streuung – und zwar nicht nur re- gional, sondern auch über die unterschiedlichen Ar- beitsstadien einer Mine. Die Goldproduktion kostet am Anfang Geld, das erst später verdient wird. Die Gesellschaft muss explorieren, also schauen, wo sich eine Mine rechnet. Sie braucht die Genehmigung, Ma- terial, Menschen. Und erst dann verdient sie Geld mit dem geförderten Gold. Wie hoch sollte der Goldanteil im Portfolio sein? Kallasch: So zwischen fünf und zehn Prozent sollten Anleger in physisches Gold investieren, aber natürlich auch in Goldminenaktien. 0 Mehr unter commodity-capital.com DUB UNTERNEHMER-Magazin 27

TITELTHEMA: GELDANLAGE CAT-BONDS Anleihen mal anders CAT-BONDS Wenn es um herkömmliche Anleihen geht, sind niedrige Leitzinsen derzeit ein K.-o.-Kriterium. Aber abseits des Mainstreams lassen sich durchaus noch Zinsen finden. Nischenprodukt: Cat-Bonds funktionieren nach etwas anderen Regeln als etwa Staatsanleihen – und können Anleger damit in Null zinsphasen über Wasser halten W as Philip Köster freut, macht Anleihen- investoren Sorgen. Köster ist Windsurf- Profi. Seine Logik: Mehr Wind, mehr Tempo, mehr Fun! Doch die Anleger bestimmter Bonds in einer Nische des Anleihen- markts kann viel Wind um den Schlaf bringen: Die Anleger in Cat-Bonds verdienen nämlich genau dann Geld, wenn Sturm oder Überflutungen ausbleiben. Mit anderen Worten: wenn Katastrophen vermieden werden. Versicherungen finanzieren mit diesen Pa- pieren ihre Zahlungsverpflichtungen für den Fall der Fälle. Zum Beispiel für die Folgen eines Hurrikans. Klingt windig? Von wegen: Diese Anleihen wer- fen weitaus mehr ab als herkömmliche Bonds – im- merhin wollen die Anleger für das Risiko entlohnt werden, dass Sturm oder Flut eben doch manchmal zuschlagen. Durchschnittlich rund vier Prozent im Jahr er- wirtschaften „Inflation Linked Bonds“, zu denen auch Cat-Bonds gehören. Zinsen oberhalb des Leitzins- satzes – wer sind schon Christine Lagarde und ihre Europäische Zen tralbank samt Niedrigzinspolitik? AN MEHR ALS EINE KATASTROPHE DENKEN Doch das ist nicht der einzige Vorteil, denn Cat-Bonds weisen aus Anlegersicht noch weitere interessante Aspekte auf: Stürme und Co. haben nichts mit dem Wirtschaftsklima zu tun; sie sind unkorreliert. Die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens wird von Klima- spezialisten berechnet. Inzwischen gibt es spezialisierte Investmentfonds, die genau auf diese Anleihen setzen. Deren Manager wählen die Anleihen aus – immer auf der Suche nach solchen, bei denen der Eintritt eines Schadensereig- nisses möglichst unwahrscheinlich ist. Und das wird dann bunt gestreut: regional etwa über die USA, aber auch Asien. Gestreut wird zudem über die abgesicherten Risiken, etwa Überflutungen oder auch Erdbeben. Es gibt sogar Pandemie-Anleihen. Diese breite Streuung soll verhindern, dass ein Scha- densereignis, zum Beispiel ein Hurrikan, das inves- tierte Geld komplett verschwinden lässt. RISIKO BRINGT ZINSEN Alle Anleihen haben tatsächlich eines gemeinsam: Schlägt das Schicksal entgegen den Berechnungen doch einmal zu, kann das ganze Geld dieses Bonds weg sein. Einfach weil das abgesicherte Event eingetreten ist – und die abgesicherten Risiken nun einmal teuer sind. Kein Wunder also, wenn Fondsmanager große Sorg- falt darauf verwenden, die Wahrscheinlichkeit des Eintritts solcher Ereignisse zu ermitteln. Der Wermutstropfen für Anleger aus dem Euro- Raum: Die meisten dieser Fonds rechnen in US-Dol- lar. Zwar werden auch währungsabgesicherte Varian- ten angeboten, nur kostet das eben Rendite. Unter dem Strich bleibt aber: Wer in diesem Umfeld fest verzinste Wertpapiere sucht, die mehr abwerfen als den Nullzins, muss Risiken eingehen. Etwa mit den etwas anderen Anleihen. 28 DUB UNTERNEHMER-Magazin

Sofort verfügbar: Der Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid2 Bei Dienstwagen: Nur noch 0,5 % 1,0 % Ein neuer Outlander Plug-in Hybrid als Dienstwagen rechnet sich jetzt für Unternehmen ganz besonders: Bei Neuanschaffung seit dem 01.01.2019 wird der Brutto-Listenpreis als Bemessungsgrundlage für die Besteue- rung der privaten Nutzung halbiert, sowohl für die 1 %-Versteuerung als auch für die Versteuerung der Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte bzw. der Wochenendheimfahrten. Damit liegt das ab 37.032,27 EUR3 erhältliche Technologie-Flaggschiff auf dem gleichen Steuer-Niveau wie ein konventionell angetriebener Klein- oder Kompaktwagen. Und sein Verbrauch? Auch der rechnet sich, u. a. dank bis zu 54 km rein elektrischer, pendlertauglicher Reichweite bei bis zu 800 km insgesamt4. monatliche Besteuerung des geldwerten Vorteils dank EKennzeichen Mehr Argumente, die sich rechnen? Gleich beim Mitsubishi Green Mobility Center in Ihrer Nähe: www.mein-haendler.de * 5 Jahre Herstellergarantie bis 100.000 km bzw. 8 Jahre Herstellergarantie auf die Fahrbatterie bis 160.000 km, Details unter www.mitsubishi-motors.de/garantie NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R 101 Outlander Plug-in Hybrid Gesamtverbrauch: Stromverbrauch (kWh / 100 km) kombiniert 14,8. Kraftstoffverbrauch (l / 100 km) kombiniert 1,8. CO2-Emission (g / km) kombiniert 40. Effizienzklasse A+. Die tatsächlichen Werte zum Verbrauch elektrischer Energie / Kraftstoff bzw. zur Reichweite hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen, Außentemperatur, Klimaanlageneinsatz etc., dadurch kann sich die Reichweite reduzieren. Die Werte wurden entsprechend neuem WLTPTestzyklus ermittelt und auf das bisherige Messverfahren NEFZ umgerechnet. Abb. zeigt Outlander Plug-in Hybrid PLUS Spirit 2.4 Benziner 99 kW (135 PS) 4WD. 1 | Quelle: KBA 15.07.2020 2 | Nahezu alle Modell varianten sofort verfügbar 3 | Unverbindliche Preisempfehlung der MMD Automobile GmbH, ab Importlager, zzgl. Überführungskosten, Metallic-, Perleffekt- und Premium- Metallic-Lackierung gegen Aufpreis. Gültig vom 01.07.2020 bis 31.12.2020, vorbehaltlich gesetzlicher Ände- rungen 4 | Mit einer Tankfüllung und voller Ladung der Batterie Veröffentlichung von MITSUBISHI MOTORS in Deutschland, vertreten durch die MMD Automobile GmbH, Emil-Frey-Straße 2, 61169 Friedberg

TITELTHEMA: GELDANLAGE PRIVATE EQUITY Anlegen wie die Superreichen PRIVATE EQUITY Aktien und Anleihen sind Standard in Sachen Investments. Aber warum nicht auch das Werkzeug nutzen, das in der Vergangenheit nur Institutionellen und sehr Vermögenden zur Verfügung stand? F rüher hatte es etwas von einem exklusiven Klub. Eintritt wurde nur gestattet mit gut gefüllter Brieftasche. Heute kann nahezu jeder auf Pri vate Equity setzen. Aktionäre zielen im Kern auf Wertsteigerungen, sodass sie ihre Papiere nach einem ordentlichen Kursplus verkaufen. Private-Equi- ty-Investoren handhaben das nicht anders – nur dass ihre Papiere nicht öffentlich an einer Börse notiert sind, sondern eben „privat“ gehalten werden. Dazu kommt: Die Geldgeber greifen vielfach aktiv in die Steu- erung des Unternehmens ein, um es profitabler zu machen, damit sie am Ende – etwa beim Exit über eine Börsenplatzie- rung – einen höheren Ver- kaufspreis erzielen können. ETWAS FÜR (FAST) ALLE Das Unternehmen profitiert da- bei von einer Finanzspritze, der Anleger von höheren Renditen als an der Börse üblich. Der wahre Pluspunkt dieser An lageklasse liegt aber woanders: „Alternative Anlageklassen können ein Port- folio im Allgemeinen sinnvoll ergänzen“, sagt Jens Kleine, Professor für Betriebswirtschaft an der Hoch- schule für angewandte Wissenschaften in München. „Aus wissenschaftlicher Sicht stellen diese – mit ihrem Rendite-Risiko-Profil – eine Beimischung zur Erstellung eines optimalen Portfolios dar.“ Genau das ist auch die Aufgabe von Private Equity. Es geht nicht darum, die höchste Rendite zu erwirtschaften, sondern für eine bessere Balance zu sorgen. Lange war dieser Anlageansatz nur sehr ver- mögenden Investoren vorbehalten; los ging es in Mil- 30 DUB UNTERNEHMER-Magazin lionen-Euro-Höhe. Heute ist das anders: Anleger können etwa ETFs kaufen, welche die Wertentwick- lung der Private-Equity-Unternehmen nachvollzie- hen. Oder in Spezialfonds investieren, die das Geld ihrer Anleger in unterschiedliche Unternehmen ste- cken, um so die Risiken zu senken. ANLAGENOTSTAND GIBT SCHUB Dass Private Equitity ein Wachs- tumsmarkt ist, zeigt eine Studie der Beratung EY. Etwa weil sich zum Beispiel in den USA seit den 1990er-Jahren die Zahl der börsennotierten Firmen fast halbiert hat. Dem steht viel Geld gegenüber, das Groß- investoren angehäuft haben, um den niedrigen Zinsen im Anleihebereich auszuweichen. Geld, das investiert werden muss. Anlagenotstand als Rü- ckenwind für Private Equity? So klingt es bei Lektüre der EY-Studie. Dabei sein können längst auch In- teressierte ohne Millionen auf dem Konto. Voraussetzung: Anleger müssen es aushalten, nicht jederzeit an ihr in den Spezial fonds gebundenes Geld zu kommen. Anders als Aktien oder Aktienfonds ist Private Equity nicht liquide, denn die Fonds sind eben nicht börsennotiert. Für die Spezialfonds wird daher oft eine Lock-up-Periode vereinbart, in der An- leger keine Mittel abziehen dürfen. Trösten können sie sich mit dem Gedanken an die Illiquiditäts prämie – den Zuschlag in Sachen Wertentwicklung, den Private Equity bei breiter Streuung in der Regel abwirft. 0 Mehr unter morningstar.de Exklusiv? Das war einmal. Inzwischen gibt es ETFs, welche die Wert- entwicklung von Private Equity nachbilden

GELDANLAGE Nachhaltigkeit dient als Stabilisator Investoren mit nachhaltigen Portfolios kommen gelassener durch Stressphasen. Metzler Asset Management zeigt, was bei der Gestaltung des Porfolios zu beachten ist. N achhaltig zu investieren hat für viele Anleger inzwischen einen hohen Stellenwert. Entsprechend dringlicher stellen sich Inves- toren die Frage, welche Performance-Effekte die Integration von ESG-Komponenten1 in ihren Portfolios mit sich bringt. Nun hat die Covid-19-Pandemie gezeigt, dass sich Anlagen durch die Berück- sichtigung von Nachhaltigkeitsportfolios stabilisieren lassen. Die Pandemie und der weltweite Lockdown der Wirtschaft gingen an den Kapitalmärkten nicht spurlos vorüber. Dennoch behaupteten sich insbesondere Portfolios mit einem hohen Nachhaltigkeitsanteil relativ gut in der Krise. „So entwickelte sich die aktive ESG-Strategie von Metzler – umgesetzt im Fonds Metzler European Dividend Sustaina- bility – in der Stress phase zwischen Februar und März 2020 deutlich robuster als der breite Index MSCI Europe und seine Benchmark, der MSCI Europe High Dividend Yield“, sagt Philip Schätzle, Head of Institutional Sales bei Metzler Asset Management. Die Gründe dafür: Nachhaltig geführte Unternehmen weisen häuﬁg Stärken in ihrer Bilanz, der Free-Cashﬂow-Entwicklung und der Dividendenpolitik auf. Diese Qualitätsfaktoren führten dazu, dass die Kurse nachhaltig orientierter Unternehmen weniger stark ein- brachen – auch aufgrund der strukturell besseren Wachstumsperspek- tiven und einer geringeren Zyklizität der Geschäftsmodelle. Nach- haltige Unternehmen haben somit ihre Widerstandsfähigkeit in den aktuell schwächeren Märkten eindeutig unter Beweis gestellt. Robuster als der Markt Wertentwicklung und Volatilität im Vergleich 21.2. bis 23.3.2020 Aktienstrategie/Index Wertentwicklung in % Volatilität in % Metzler European Dividend Sustainability* MSCI Europe High Dividend Yield Index MSCI Europe ESG Leaders Index MSCI Europe Absolut -32,72 -37,54 -32,70 -34,06 Relativ 4,82 1,36 53,07 58,52 52,72 54,09 * Wertentwicklung (errechnet nach BVI-Methode) des Publikumsfonds, Anteilsklasse B; Quellen: Metzler, FactSet ANZEIGE Erfolgreiches Trio: Mit QbrickS bietet Metzler ein komplettes Konzept für ein schwankungsärmeres Vermögen r e l z t e M : n o i t a r t s u l l I Mit QbrickS wird Nachhaltigkeit individuell investierbar Metzler bietet mit QbrickS ein komplettes Konzept, das speziﬁsche Beratung, maßgeschneiderte Implementierung und umfassende Reportings beinhaltet. So lassen sich die unterschiedlichsten Anfor- derungen der Kunden erfüllen. Metzler integriert bestmöglich Nach- haltigkeitskomponenten in das Portfolio und berücksichtigt die individuellen Anforderungen der Investoren: Nachhaltigkeitscheck: Metzler analysiert, inwieweit die bestehenden Kapitalanlagen mit den deﬁnierten ESG-Kriterien im Einklang stehen. Daraus wird ein möglicher Handlungsbedarf abgeleitet. ESG-Advisory: Metzler operationalisiert die Anlagerichtlinien, indem die Nachhal- tigkeitsstrategie und -kriterien für die Auswahl von Anlageklassen, Anlageprodukten und Einzeltiteln deﬁniert werden. ESG-Implementierung und -Monitoring: Die Anlagerichtlinien werden implementiert. Und es wird regelmäßig anhand von Nachhaltigkeitsdaten und -analysen überwacht, dass die Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage eingehalten werden. ESG-Reporting: Das ESG-Reporting umfasst alle wesentlichen Nachhaltigkeits- aspekte. Darin berücksichtigt sind Daten mehrerer ESG-Research- Partner und eine Engagement-Auswertung. Das Reporting wird sowohl für Masterfonds als auch für einzelne Spezial- und Publikumsfonds ohne Zusatzkosten bereitgestellt. Ihr Ansprechpartner: Philip Schätzle Head of Institutional Sales Telefon: +49 - 69 2104 - 1533, PSchaetzle@metzler.com Weitere Informationen zu Metzler Asset Management erhalten Sie unter www.metzler.com/asset-management 1 Diese Aspekte werden im Englischen mit ESG abgekürzt, was für Environment, Social and Governance steht. Stand: Juli 2020. Diese Information der Metzler Asset Management GmbH (Metzler) richtet sich an professionelle Kunden und geeignete Gegenparteien, nicht an Privatanleger. Sie stellt keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Metzler übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen.

TITELTHEMA: GELDANLAGE „Rohdiamanten polieren“ Silicon Valley: Tummelplatz internationaler Investoren auf der Suche nach dem Amazon, Google oder Tesla von morgen PRIVATE EQUITY ist eine Sparte, in der hohe Gewinne möglich sind. Christian Schneider-Sickert, Gründer und CEO des FinTechs LIQID, über Zugangschancen für Investoren, die nicht etliche Millionen Euro in private Beteiligungen investieren wollen oder können. Christian Schneider-Sickert: Wir verstehen uns als digitale Privatbank für anspruchsvolle Kunden. Private Equity als alternatives Investment rundet neben der digitalen Vermögensverwaltung als wichtiger Renditebaustein das Angebot für größere Vermögen ab. E s ist ein Milliardenmarkt: Allein in Europa fanden 2019 gut 2.500 Private-Equity-Trans- aktionen statt, so Zahlen des Beratungshau- ses PricewaterhouseCoopers. Es gab private Beteiligungen an Unternehmenskäufen und -verkäufen im Wert von 260 Milliarden Euro. Früher konnten nur Profi-Investoren und Schwerrei- che von dem Geschäft profitieren. Heute gibt es neue Wege. Einen bietet der digitale Vermögensverwalter LIQID. Dessen Gründer und CEO, Christian Schnei- der-Sickert, erklärt den Investmentprozess. DUB UNTERNEHMER-Magazin: LIQID ist vielen Anle- gern als Robo-Advisor bekannt. Weshalb haben Sie auch Private-Equity-Investments ins Angebot ge- nommen? Was unterscheidet Private Equity zum Beispiel von der Aktienanlage? Schneider-Sickert: Private Equity bedeutet nicht wie bei einem Aktienengagement, einen kleinen Teil eines Unternehmens zu kaufen, sondern eine mehrheit- liche Beteiligung oder den Kauf eines ganzen Unter- nehmens, das nicht börsennotiert ist. Zudem greift der Investor helfend in die Unternehmensführung ein. Es handelt sich um eine aktive Beteiligung an Firmen mit guter Marktstellung, quasi Rohdiamanten, die poliert und danach mit Gewinn verkauft werden. Aber doch nicht von Ihren Kunden persönlich, oder? Schneider-Sickert: Nein. Wer in LIQID Private Equi- ty investiert, beteiligt sich an acht bis zehn Fonds von renommierten Private-Equity-Managern, deren Ex- perten Firmen auswählen, kaufen und dann betreuen. 32 DUB UNTERNEHMER-Magazin

Darunter finden sich legendäre Anbieter, wie etwa Permira, EQT oder Cinven. Es heißt, dass deren Kunden mindestens 20 Millionen Dollar mitbringen müssen. Ist LIQID Private Equity nur etwas für Milliardäre? Schneider-Sickert: Nein. Das Mindestinvestment beträgt 200.000 Euro. Wir arbeiten mit dem Partner und unserem Gesellschafter HQ Trust zusammen, dem Multi-Family-Office der Familie Harald Quandt, das zu etwa 20 Prozent an LIQID beteiligt ist. HQ Trust en- gagiert sich seit Jahren mit der Schwester HQ Capital im Bereich Private Equity und verfügt über einen exklusiven Zugang zu den bedeutendsten Manage- mentgesellschaften. HQ Capital übernimmt die Fonds- auswahl. Das Family Office investiert eigenes Geld sowie das unserer Kunden in einem mit LIQID gemein- sam strukturierten Prozess. Die Streuung erfolgt über Fonds, Strategien sowie über die Regionen USA, Eu- ropa und Asien. Wir nennen diesen Prozess systema- tische Diversifikation. Letztendlich sind die Anleger in mehr als 150 Unternehmen investiert. Kann sich jeder beteiligen? Schneider-Sickert: Neben institutionellen Kunden wie Unternehmen oder Stiftungen können sich auch semiprofessionelle Privatanleger beteiligen, die das Mindestinvestment aufbringen und über ausreichend Erfahrung im Anlagegeschäft verfügen. Wird der Anlagebetrag auf einmal fällig? Schneider-Sickert: Der Anleger zeichnet einen fi- xierten Betrag, der in Tranchen zu vorab nicht be- kannten Zeitpunkten abgerufen wird. So lange kann das Geld in einem liquiden Portfolio angelegt und im Rahmen eines Administrationsvertrags zum Zeitpunkt des Kapitalabrufs von LIQID umgeschichtet werden. Dieser Prozess ist auf vier bis fünf Jahre angelegt. Wie lange ist die Laufzeit, und wann können Anleger mit ersten Ausschüttungen rechnen? Schneider-Sickert: Der gesamte Investmentzeitraum beträgt zehn bis zwölf Jahre. Private Equity eignet sich nur für Anleger, welche die eingesetzten Mittel über eine solche Dauer nicht benötigen. Erste Aus- schüttungen erfolgen in etwa ab Jahr vier. Möglich ist dies, da ein Teil der Mittel in Secondaries investiert wird. Das sind Fonds, die schon länger laufen und deren Auflösung mittelfristig bevorsteht. Welche Gebühren fallen an, und welche Renditen können Investoren erwarten? Schneider-Sickert: Die Gebühren betragen bei einem Investment von 200.000 Euro 0,72 Prozent jährlich; ZUR PERSON CHRISTIAN SCHNEIDER- SICKERT Der Gründer und CEO von LIQID hat zuvor einen Wirtschaftsverlag aufgebaut und viele Jahre in der Medienindustrie und im Invest mentbanking gearbeitet. Der passionierte Ruderer hält einen MA von der Oxford University und einen MBA von der Harvard University PRIVATE EQUITY bei Anlagen ab 500.000 Euro sind es 0,62 Prozent. Die Zielrendite liegt bei acht Prozent pro Jahr – nach allen Kosten und Gebühren. Gibt es für den Fall, dass ein Investor das Geld doch vorzeitig benötigt, einen Zweitmarkt? Schneider-Sickert: Einen formellen Zweit- markt gibt es nicht. Sollte dieser Fall tatsächlich einmal eintreten, findet sich aber sicher ein Käufer, der die Anteile mit einem Abschlag übernimmt. Wir könnten dies dann für den Kunden organisieren. Welcher Steuerbelastung unterliegen die Ausschüt- tungen bei den Investoren? Schneider-Sickert: Juristische Personen erzielen gewerbliche Einkünfte. Veräußerungsgewinne, zum Beispiel aus dem Verkauf von Zielunter nehmen, un- terliegen für den Investor zu fünf Prozent der Kör- perschaftsteuer von 15,825 Prozent inklusive Soli- daritätszuschlag. Daraus ergibt sich momentan eine Körperschaftsteuerbelastung in Höhe von ungefähr 0,8 Prozent. Gewerbesteuer fällt auf Veräußerungs gewinne derzeit nicht an. Natürliche Personen dekla rieren solche Einkünfte als gewerbliche Einkünfte. Dabei kommt das Teileinkünfteverfahren zum Tragen. Das heißt: 60 Prozent der Einkünfte werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert. Gerade haben Sie ein neues Beteiligungsangebot auf- genommen: LIQID Venture. Worum geht es dabei? Schneider-Sickert: Es geht um Startups. Nach einem vergleichbaren Prozess wie bei Private Equity wird dabei in Fonds investiert, die ein diversifiziertes Port folio neuer Geschäftsmodelle aufbauen. Vorgänger fonds hielten etwa Anteile an Tesla oder Beyond Meat. Hier arbeiten wir mit den auf solche Fonds speziali sierten Experten des Family Office Lennertz & Co. zusammen. Eine Beteiligung ist ab 250.000 USDol lar möglich, die Zielrendite liegt bei zehn bis 15 Pro zent pro Jahr. Hat Private Equity in der Öffentlichkeit nicht einen eher negativen Beigeschmack? Schneider-Sickert: Die Heuschreckenthematik ist Vergangenheit. Unternehmen kaufen, mit Entlassungen die Kosten senken und dann verkaufen – das will heu te niemand mehr. Bei Private Equity liegt der Fokus auf der langfristigen Verbesserung des Firmenwerts der übernommenen Unternehmen. 0 Mehr unter liqid.de DUB UNTERNEHMER-Magazin 33

TITELTHEMA: GELDANLAGE Verlässlicher Schutz VORSORGE Haftpflicht- und Hausratversicherungen versprechen Sicherheit im Fall der Fälle. Aber es gibt auch Versicherungen, mit denen sich Geld fürs Alter ansparen lässt. W arren Buffett ist nicht nur der vermutlich bekannteste Aktieninvestor und einer der reichsten Männer der Welt, sondern auch ein echter Freund der Versicherungen. Denn heute wie vor 50 Jahren gehören Versicherungen zum Kern des Portfolios von Berkshire Hathaway, dem Anlage- vehikel Buffetts. Unter anderem, weil sie stete Erträge mit den Prämien ihrer Kunden verdienen und damit einige Verlässlichkeit bieten. Genau diese Verlässlichkeit bieten Versicherungen aber auch jenen, die nicht mit dem glücklichen Händ- chen von Buffett gesegnet sind. Denn der Vorteil etwa von Lebensversicherungen ist: Anders als andere An- lagen sorgen sie im Todesfall für Versicherungsschutz. Im vergangenen Jahr zahlten deutsche Lebensver- sicherer 86,2 Milliarden Euro an ihre Kunden aus – das sind 7,4 Prozent mehr als noch im Jahr 2018. Das zeigt der Jahresbericht des Gesamtverbands der Deut- schen Versicherungswirtschaft. Erfüllen die Verträge bestimmte Vorgaben, kommen bei der Auszahlung zudem steuerliche Vorteile zum Tragen. Solche gibt es etwa auch bei der betrieblichen Altersversorgung (siehe Seite 36) oder bei einer Sterbegeldversicherung (siehe rechte Seite), die ebenfalls eine beliebte Rücklage darstellen. STEUERLICHE VORTEILE NUTZEN Die betriebliche Altersversorgung wird vom Arbeit- nehmer finanziert. Bei neuen Verträgen – und ab 2022 für alle Policen – müssen Arbeitgeber Zuschüsse leis- ten. Die Prämien fließen aus dem Bruttogehalt an die Versicherung. So werden damit bis zu einer Höchst- grenze Steuern und Sozialabgaben eingespart. Zwar müssen die Auszahlungen im Ruhestand versteuert werden. Dann ist der Steuersatz aber in der Regel deut- lich niedriger als in den Jahren der Berufstätigkeit. Die Sterbegeldversicherung hingegen ist eine zweckgebundene Anlage. Sie stellt sicher, dass Ange- hörige nicht mit hohen Bestattungskosten belastet werden. Doch auch diese Versicherung punktet mit steuerlichen Vorteilen: Wer die Versicherung bei der Steuererklärung angibt, spart Geld. 34 DUB UNTERNEHMER-Magazin Schutzschirm: Versicherungen sorgen dafür, dass man im Notfall nicht im Regen steht

VORSORGE Niedrigzins? Egal! GASTBEITRAG Ein variabler Versicherungsbeitrag soll es richten: Monuta-Chef Oliver Suhre erklärt, wie Lebensversicherer und ihre Kunden der Zinsentwicklung entgegentreten können. D ie deutschen Versicherungsnehmer zahlten im letzten Jahr gut 102 Milliarden Euro in Kapital- und Risikolebensversicherungen sowie in Ster- begeldversicherungen ein. Das waren 11,2 Prozent mehr als 2018. Eine Spanne, die zeigt, dass das Ver- trauen in Lebensversicherungen wächst. Bedingt durch die Begleiterscheinungen der Co- ronakrise wie Kurzarbeitergeld oder drohende Ar- beitslosigkeit halten Kunden ihr Geld momentan je- doch lieber zusammen. Auch die niedrigeren Zinsen für neu abgeschlossene Policen erscheinen nicht un- bedingt reizvoll. Für Versicherer bedeutet dies, dass Wege gefunden werden müssen, die Abschlusszahlen wieder anzukurbeln und bei illiquiden Märkten so- wie dem weiter sinkenden Garantiezins jetzt Zins- zusatzreserven für die Garantieversprechen zurück- zulegen. Das Ergebnis muss ein Vorsorgeprodukt sein, von dem sowohl die Versicherungsnehmer als auch der Versicherer langfristig profitieren. PRODUKT OHNE FESTE PRÄMIE Beim Sterbegeldversicherer Monuta haben wir die Zei- chen der Zeit erkannt und bieten seit Ende Juli ein Vorsorgeprodukt mit variabler Prämie an. Ein Novum im Lebensversicherungsgeschäft: Die Prämien können erstmalig frei von der Zinsbindung tarifiert werden. Monuta berechnet für jeden Kunden vor Vertragsab- schluss eine Basisprämie. Diese wird einmal im Jahr zum Stichtag 31. Juli überprüft und kann im Folgejahr gleich bleiben, leicht steigen oder sogar sinken. Bei Vertragsabschluss erhält der Versicherungs- nehmer seine persönliche Prämientabelle. Anhand dieser kann er bereits zu Beginn des Vertrags mögliche Prämienänderungen in der Zukunft ablesen. Um ein Höchstmaß an Kalkulation und Sicherheit zu bieten, werden Prämienschwankungen nur vorgenommen, Die letzte Ruhe ﬁnden: Die finanzielle Vorsorge für den Todesfall kommt oft zu kurz. Dabei entlasten Sterbegeldversicherungen Angehörige wenn sich der Leitwert um 0,25 Prozent verändert. Zusätzlich sind die Schwankungen von -5 bis +5 Pro- zent über die gesamte Vertragsdauer begrenzt. Basis des Leitwerts sind zum einen Swaps der Eu- ropäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungs- wesen (Eiopa) und die daraus abgeleiteten Prognosen der Niederländischen Zentralbank. Durch den varia- blen Versicherungsbeitrag wird am Ende des Jahres die Höhe der Überschussbeteiligung angepasst. Als Versicherer erhält Monuta so die Möglichkeit, Ein- nahmen und Ausgaben besser zu planen. Das finan- zielle Risiko wird reduziert, und die Kunden werden regelmäßig über die Zinsanpassungen informiert. DER AUTOR OLIVER SUHRE ist seit September 2017 General- bevollmächtigter der Monuta Versicherung. Zuvor war er unter anderem bei der SparkassenVer- sicherung und bei LANGE LAUFZEITEN ZAHLEN SICH AUS Generali tätig In der Folge kann die neue Sterbegeldversicherung mit variabler Prämie günstiger angeboten werden als das normale Vorsorgeprodukt mit festen Prämien. Zudem können die Versicherten auch mit sinkenden Beiträgen rechnen. Unter Berücksichtigung des Konjunktur- kreislaufs zahlt sich für den Versicherungsnehmer eine lange Laufzeit des Vorsorgevertrags aus. Bei sinkendem Garantiezins während einer Rezession steigt die mo- natliche Prämie; bei steigendem Garantiezins sinkt die Prämie. In der mittelfristig zu erwartenden Phase eines wirtschaftlichen Aufschwungs profitieren die Kunden von sinkenden monatlichen Beiträgen. Für Makler bietet dies Möglichkeiten, eine neue Kundengruppe zu erschließen. Der Fokus im Vertrieb liegt auf jungen Menschen ab 18 Jahren. Diese profi- tieren besonders von den günstigen, variablen Beiträ- gen des Vorsorgevertrags mit langer Laufzeit. DUB UNTERNEHMER-Magazin 35

TITELTHEMA: GELDANLAGE Dietmar S., Geschäftsführer eines Unternehmens aus dem Bereich Medizintechnik, fragt: Anfang des Jahres brachen die Aktienmärkte ein, Immobilienexperten sind skeptisch, für Anleihen gibt es auf Sicht kaum Zinsen. Wie kann die Vorsorge durch die bAV da funktionieren? bAV-Experte Fabian von Löbbecke antwortet: Lieber Herr S., die Zeiten am Kapitalmarkt sind aufregend. Das ist schon seit einigen Jahren so. Für Bankguthaben und festverzinsliche Wertpapiere gibt es kaum noch Zinsen. Und seit Beginn der Corona pandemie haben auch die Kursschwankungen an der Börse zugenommen. Sie fragen sich, was diese Kapitalmarkt- situation für die betriebliche Altersversorgung (bAV) bedeu- tet. Um das zu beantworten, sollte man sich zuerst anschauen, in welche Anlageklassen bAV-Versicherer das Vorsorgekapital ihrer Kunden investieren. Wenn ein heute 20-Jähriger eine Direktversicherung ab- schließt, läuft dieser Vertrag planmäßig länger als 40 Jahre – allein bis zum Rentenbeginn. Dann beginnt die Rentenphase, die oft ebenfalls Jahrzehnte dauert. bAV ist also eine ausge- sprochen langfristige Vorsorgeform und geht deshalb mit einer ebenso langfristigen Kapitalanlage einher. Darüber hi- naus ist sie mit starken Garantien ausgestattet. Sie bietet zum Beispiel garantierte Rentenzahlungen, solange der Kunde lebt. Zusätzlich ist oft eine Absicherung der Hinterbliebenen oder der Arbeitskraft möglich. Langfristig und sicher – diese Eigenschaften gelten so- wohl für die bAV als Ganzes als auch für ihre Kapitalanlage, zumindest bei HDI. Konkret heißt das, dass wir in einen Mix von Anlageklassen investieren, zu dem neben einer relativ ge- ringen Aktienquote auch festverzinsliche Wertpapiere und rendite starke alternative Investments gehören. Das sind zum Beispiel Infrastrukturprojekte wie mautpflichtige Autobah- nen oder Windenergie-Parks. Darüber hinaus hat HDI kapitalmarkt effiziente Pro- dukte im Angebot, die in höherem Maß am Kapi talmarkt in- vestieren und den Kunden Renditechancen eröffnen, die sich dort immer wieder bieten – wie auch die Erholung der Börsen nach dem Corona-bedingten Kursrutsch zeigt. Wer wissen will, wie rentierlich die bAV ist, darf aber nicht allein auf die Kapitalanlage schauen. Denn die bAV kann aus mehr Renditequellen schöpfen als jede andere Vorsorge- form. Konkret: 1. die Produktrendite – also das, was der Versicherungsvertrag an sich erwirtschaftet, 2. die sogenannte Systemrendite – dazu unten mehr, 3. Rendite aus rechtlich verpflichtenden Arbeitgeberzuschüssen, 4. Rendite aus Sonderkonditionen, die viele Versicherer ihren Kunden ausschließlich in der bAV anbieten. Zur Systemrendite: bAV nennt man auch „Brutto-Sparen“. Das heißt, die Beiträge fließen innerhalb bestimmter Grenzen ohne Abzug von Lohnsteuer und Sozialversicherung unge- schmälert in die Altersversorgung. Ein großer Vorteil im Ver- gleich zu Vorsorgeformen, bei denen der Sparer die Beiträge aus dem Nettoeinkommen leistet. Die Steu- ern auf die spätere Versorgungsleistung sind meist niedriger als im aktiven Be- rufsleben. Hinzu kommt, dass Betriebs- renten seit Kurzem teils krankenver- sicherungsfrei ausgezahlt werden. Und es gibt sogar noch eine fünfte Renditequelle: die Riester- Förderung. Sie kann jeder nutzen, der etwa eine „TwoTrust Selekt“- oder eine „TwoTrust Kompakt“-Direktver- sicherung bei HDI hat. Denn die Tarife sind sowohl für die steu- erfreie Entgeltumwandlung als auch für Riester geeignet. Welche Förderart für den Arbeitnehmer mehr ab- wirft, hängt unter ande- rem von der Einkom- menshöhe und von der Familiensituation ab – also von Faktoren, die sich im Lauf des Lebens ändern. Deshalb können HDI-Kunden zwischen den Förderarten beliebig hin- und herwechseln und haben die Möglichkeit, auch in Phasen ohne Arbeitsein- FABIAN VON LÖBBECKE ist Vorstandsvorsitzender von HDI Pensionsmanagement und bAV-Vorstand der HDI Lebensversicherung 36 DUB UNTERNEHMER-Magazin

kommen, zum Beispiel während der Elternzeit, staat- liche Zulagen zu erhalten. Als einziger Lebensversi- cherer bieten wir sogar die Möglichkeit, die laufende Prämie auf beide Förderarten aufzusplitten. Addiert man alle Renditequellen, kann eine bAV für Arbeitnehmer mehr als sieben Prozent Rendite pro Jahr abwerfen. Das haben Berechnun- gen des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) ergeben. Sie sehen: Auch in turbulenten Ka- pitalmarktphasen ist bAV für Arbeitnehmer eine ertragsstarke Altersversorgung. Mit besten Grüßen VORSORGE MIT EXPERTEN IM DIALOG Sie haben Fragen zur betrieblichen Altersversorgung? Unser Experte Fabian von Löbbecke hilft. Wie kann ich bei der Entscheidung für eine betriebliche Altersversorgung (bAV) rechtssicher handeln? Sind Branchen lösungen sinnvoll? Welchen Beitrag leisten Betriebsrenten zur Lohnkostenoptimierung? Welcher Durchfüh- rungsweg ist für meine Firma geeignet? Beschäf- tigen diese oder andere bAV-Themen Sie? Schrei- ben Sie uns an redaktion@DUB.de. Wir leiten Ihre Fragen an Fabian von Löbbecke weiter. ANZEIGE

DUB UNTERNEHMER-AKADEMIE Wie digital ist Ihr Unternehmen? SMART COMPANY-CHECK Viele sprechen über einen Digitalisierungsschub durch das Coronavirus. Aber kaum jemand erklärt, wie eine Firma tatsächlich digitaler wird. Unternehmer können jetzt anhand von 15 Fragen herausfinden, wo sie bei der Transformation stehen – und erhalten Empfehlungen, wie sie ihre digitalen Kompetenzen ausbauen können. W er hat die Digitalisierung mehr voran getrie- ben: Covid-19 oder der Chief Information Officer im Unternehmen?“, fragt Dorothee Bär (CSU), Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, in einem Video. Die Antwort sei ein- deutig: Covid-19. Gleichzeitig habe die Krise aber gezeigt: Wenn es sein muss, funktioniert Digitalisierung auch in Deutschland – und in vielen Bereichen sei man hierzu- lande besser aufgestellt als angenommen. Doch klar ist ebenfalls: Viele Entscheider sind unter Druck geraten. Wie lässt sich der Krise strategisch am besten begegnen? Wel- che Prozesse können effizienter, digitaler aufgesetzt wer- den? Und natürlich: Wo steht das eigene Unternehmen bei der Transformation im Vergleich zu anderen? SCHNELLER CHECK, RASCHE HILFE Antworten darauf bietet der SMART COMPANY- Check. DUB UNTERNEHMER-Akademie, KPMG so- wie die Hochschulen Paderborn und Regensburg erheben mit dem Check, wie die Transformation in der Wirtschaft vorankommt. Der Test analysiert anhand von 15 Fragen und innerhalb von nur 5 Minuten die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und gibt Handlungsempfehlungen, um den Status zu verbessern. „Es ist immer schwer, sich selbst einzuschätzen. Da hilft der Test als Momentauf- nahme in der digitalen Transformation“, sagt Falk Röb- belen, CEO von TAXi-AD. Das Unternehmen ist Dienst- leister für Werbemaßnahmen in, an sowie auf Taxen. Teilnehmer erhalten eine kostenlose wissenschaftlich fundierte Auswertung für ihren Betrieb und einen Medien- gutschein* für das DUB UNTERNEHMER-Magazin im Wert von 45 Euro. Die laut Test besten Unternehmen haben die Chance, das Siegel „Arbeitgeber der Zukunft“ zu er- halten. Wer Nachholbedarf hat, lernt seine Bedürfnisse besser kennen und kann Kompetenzen gemeinsam mit Experten und Partnern der DUB Akademie ausbauen. Da- für wurden Workshops entwickelt (siehe rechte Seite). 0 Mehr unter DUB-akademie.de 38 DUB UNTERNEHMER-Magazin DER SELBST-CHECK Spezialisten haben den SMART COMPANY-Check für Unternehmer entwickelt. Das Team: Experten der KPMG, von DUB UNTERNEHMER sowie der Hochschulen Paderborn und Regensburg. Schritt 1: Den Check finden Sie on- line unter DUB.de/ schnellcheck. Oder aber Sie scannen den QR- Code und gelangen so direkt zum Test. Schritt 2: Nehmen Sie am SMART COMPANY-Check teil und beant- worten Sie online 15 Fragen. Dau- er: circa 5 Minuten. Schnelltest starten! Schritt 3: Erhalten Sie direkt im Anschluss und gratis eine wissenschaftlich gestützte Auswertung zur Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens. Option 1: Wenn Ihr Unternehmen bereits smart aufge- stellt ist, haben Sie die Möglichkeit, das Siegel „Arbeit- geber der Zukunft“ zu erhalten. Option 2: Sie haben noch Nachholbedarf? Anhand der Testergebnisse können Sie gemeinsam mit den Exper- ten der DUB Akademie Lösungen entwickeln, wie Sie sich beispielsweise in puncto Digital Leadership, Digital Bu siness Modeling oder Digitalstrategie besser aufstellen können. Sie er- halten Zugang zu indi- viduell zugeschnittenen Workshops oder profitie- ren von themenspezifi- schen Whitepapers. SEHR GUT Arbeitgeber der Zukunft 0 Mehr unter DUB.de/ schnellcheck . l h c i l g ö m g n u h a z s u a r a B e n i e k – h c s i t a m o t u a t e d n e d n u r e p a P - E s l a s n i z a g a M - R E M H E N R E T N U B U D s e d n e b a g s u A s h c e s t l ä h t n e n i e h c s t u g n e i d e M r e D *

SAVE THE DATES! Digital-Events und -Fortbildungen gibt es wie Sand am Meer. Wir haben für Sie exklusive DUB-Workshops konzipiert – mit Preisvorteil für Akademie-Mitglieder. Weitere Informationen und Termine auf DUB-akademie.de. 25 Erfolgsstrategien für die digitale Transformation Workshop I 24.09.2020 I Hamburg I Preisvorteil: 200 € Wir vermitteln Ihnen ein Grundver- ständnis dafür, wie der digitale Wandel aus strate gischer Sicht in das Unternehmen integriert werden kann und welche Prinzipien in der Praxis funktionieren. Digital Business Modeling Workshop I 02. & 03.09.2020 I Hamburg I Preisvorteil: 200 € Lernen Sie in zwei Tagen die besten Strategien, Tools und Methoden kennen, um Business-Models konzeptionieren, visualisieren und umsetzen zu können. Wir verschaffen Ihnen ein klares Verständnis für digitale Plattformmodel- le und deren Umsetzung. Social-Media-Marketing Social Selling Workshop I 10.09.2020 I Hamburg I Preisvorteil: 200 € Workshop I 01.10.2020 I Hamburg I Preisvorteil: 200 € Wir liefern Ihnen einen Überblick über die Kanäle und Erfolgsfaktoren in den sozialen Medien und schaf- fen damit die Roadmap, um mit Ihnen gemeinsam Ihre individuelle Social- Media-Strategie zu ent wickeln. Wir begleiten Sie von der Konzeption bis zur Umsetzung des theoretischen Vorgehensmodells auf dem Weg zu einem Digital Leader, damit Sie einen profes - sio nellen und wirkungs- vollen Eindruck hinterlassen. Marketing & Vertrieb in Krisenzeiten Online-Event I 08. & 09.09.2020 I kostenfrei Das Live-Programm bietet einen Mix aus spannenden Impuls- vorträgen und Podiums- diskussionen. Wir bringen Sie online mit Marken sowie mit Ex- perten aus der Marke- ting- und Vertriebs- branche zusammen. Namhafte Speaker vermitteln brand- aktuelles Wissen zu den Themenfeldern Online-Marketing, Social Media, Personal Bran- ding und Vertrieb 4.0. y t t e G , p u o r G n o i t c u d o r P t n e t n o C t s e B / s e g a m I y t t e G , o h o h o t t n a / s e g a m I y t t e G : s o t o F / s e g a m I y t t e G , a s i r u M - a s i K / s e g a m I y t t e G , z n a s s u s e J / s e g a m I y t t e G , a d o o v - a d / s e g a m I l e x i p w a R / s e g a m I y t t e G , 7 y l l u f e c a e P / s e g a m I y t t e G i , o n N E o c i N l

D I G I T A L I S I E R U N G & T E C H N O L O G I E Die Aufholjagd hat begonnen GASTBEITRAG Ärzte können in Deutschland erstmals Gesundheits-Apps verschreiben, zum Jahreswechsel kommt die elektronische Patientenakte, 2022 wird das E-Rezept Pflicht: Digital Health nimmt hierzulande spürbar Fahrt auf. Endlich, mag manch einer sagen. D as Rückgrat von Gesundheitssystemen wird digital; menschliche Wertschöpfung werden wir nur noch dort einsetzen, wo sie echten Mehrwert bringt: Mit dieser provokanten These kon- frontierte mich vor Kurzem ein asiatischer Investor. Überrascht war ich nicht, denn digitale Gesundheit zählt offensichtlich nicht nur in Deutschland zu den Krisengewinnern. Neu ist Digital Health allerdings nicht. Corona hat nicht die Innovation geschaffen, sondern vielmehr den Zugang dazu erleichtert. Viele Lösungen waren längt verfügbar, jedoch die Anbieter mehr mit der Regulierung im System als mit der tech- nologischen Machbarkeit beschäftigt. mit anderen Patienten verbringt. Je besser die virtuelle Arzt-Erfahrung, desto eher werden Patienten zu Hau- se bleiben und durch effizientere Behandlung die Ge- sundheitssysteme entlasten. Die Arztpraxen haben trotzdem noch lange nicht ausgedient: Experten schät- zen, nur bis zu 15 Prozent aller plötzlich auftretenden Beschwerden sind auf Distanz behandelbar. HÜRDEN REDUZIEREN Aufseiten der Nutzer, also der Patienten, verwenden heute schon weltweit mehr als 800 Millionen Menschen digitale Gesundheitsdienste. Das aktuelle Wachstum wird jetzt auch durch reduzier- te Gebühren oder kostenlose Angebote getrieben, von Anbietern, die aktuell vor allem ihre Reichweite steigern wollen, um sie später zu monetarisieren. Viele Digital- Health-Start-ups in Deutschland hoffen, dass strenge Vorschriften unter dem Druck, die Infektionszahlen niedrig zu halten, ge- lockert werden. Das könnte Hürden etwa beim Marktzugang oder bei den Sicherheits- und Datenschutzvorschriften reduzieren. Skeptische Stimmen fand ich nur ver- einzelt in der Pharmabranche und bei Risi- kokapitalgebern. Sie vermuten ganz nüch- tern, dass durch die weltweite Rezession weniger Geld auf dem Markt sein wird, um Investoren anzuziehen. Einig sind sich dagegen alle in der Gesundheitsbranche, dass der deutsche Digital-Health-Markt international hinterherhinkt – egal ob bei E-Rezept oder Telemedizin. Corona gibt uns die Chance, aufzuholen. 0 2 0 2 i l u J , m o k t i B : e l l e u Q GOLDGRÄBERSTIMMUNG Ohne Zweifel hat die Coronakrise auch Analog-Verfechter erkennen lassen, welche Rolle digitale Datenanalyse spielen kann, um die Ausbreitung der Pandemie zu pro- gnostizieren und sie intelligent einzudäm- men. Kein Wunder, dass im Markt Gold- gräberstimmung herrscht – vor allem bei den Anbietern digitaler Gesundheitslösun- gen, die auf Interpretation von Daten zur Prävention, Fernüberwachung oder Fern- behandlung setzen. Auch bei Apps zur Prä- vention und bei digitalen Therapeutika wird eine steigende Nachfrage erwartet (siehe Seite 43). Profitieren kann zudem das medizini- sche Personal. Denn ein Arzttermin per Skype kann nachweislich keinen Erreger übertragen. Auch der Patient ist geschützt, wenn er seine Zeit nicht in Wartezimmern DIE AUTORIN VERENA FINK von Woodpecker Finch ist Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz 40 DUB UNTERNEHMER-Magazin 89 Prozent der Deutschen würden immer die Diagnose durch einen Menschen bevorzugen Aber: 44 Prozent würden eine Zweit- meinung von einer Künst- lichen Intelli- genz einholen

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE „Auch sehen, was gut läuft“ „Das deutsche Gesundheitssystem ist stark, stabil, robust wie wenige andere auf der Welt“, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Gespräch mit DUB UNTERNEHMER-Verleger Jens de Buhr und TK-Chef Dr. Jens Baas. Das heißt aber nicht, dass sich nicht dringend Dinge ändern müssen. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wo steht das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich? Jens Spahn: Wir sind besser, als wir denken. In den USA zum Beispiel ist das Gesundheitswesen völlig zersplittert. Bei Insellösungen ist man dort manchmal viel weiter als wir. Nehmen Sie private Anbieter wie Kaiser Permanente: Einige von denen sind voll durch- digitalisiert – und bilden eine Art abgeschlossenes Gesundheitssystem im Land. Aber ein Gesundheits- system mit Zugang für alle, das komplett digitalisiert ist – das gibt es noch nirgendwo in der Welt, schon gar nicht in unserer Größenordnung. Und ja, wir hat- ten jetzt 15 Jahre lang Berliner-Flughafen-Erlebnisse im Gesundheitswesen. Aber jetzt wollen wir abheben. Wir sind gerade dabei, einen großen Schritt nach vorn zu machen. Wie sehen diese Schritte konkret aus? Spahn: Nehmen wir die elektronische Patienten akte, die ab Januar für alle zugänglich ist. Sie führt Gesund- heitsdaten zusammen und nutzt in einem weiteren Entwicklungsschritt vermutlich auch Künstliche Intel- ligenz, um Daten zu verarbeiten und daraus Schlüsse zu ziehen. Wir sind zudem das einzige Land auf der Welt, das digitale Gesundheitsanwendungen auf Re- zept bezahlt, wenn sie so helfen wie Physiotherapien – und das tun manche dieser Apps. Ich will gar nicht alles rosarot sehen, ich weiß selbst um die Probleme. Aber ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland ab und zu auch mal sehen, was gut läuft. Jens Baas: In Summe ist unser Gesundheitssystem eines der Besten der Welt. Aber die Coronakrise hat uns unsere Schwachpunkte aufgezeigt. Bei der ZUR PERSON JENS SPAHN Der CDU-Politiker ist seit 2018 Bundesgesund- heitsminister. Dem Bundestag gehört er seit 2002 an, von 2015 bis 2018 war er parla mentarischer Staatssekretär beim Bundes- finanzminister DUB UNTERNEHMER-Magazin 41

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Digitalisierung etwa hinken wir noch stark hinterher, wie beispielsweise im Zusammenführen von Gesund- heitsdaten. Derzeit liegen diese dezentral bei Ärzten, in Krankenhäusern oder beim Patienten. Mit der elek- tronischen Patientenakte sind wir da aber auf einem guten Weg. Und ich stimme Herrn Spahn zu, dass auch in anderen Ländern noch kein Gesundheitssystem perfekt digitalisiert ist. Immer wieder heißt es, die großen US-Tech-Konzer- ne haben ein Auge auf das Gesundheitswesen gewor- fen. Würden Sie einen Angriff von Apple, Amazon und Co. begrüßen, oder ist das gefährlich? Spahn: Na ja, angreifen können sie nicht so einfach, weil das eines der regulierteren Systeme ist. Das ist etwas anderes, als ein Paket zu verschicken. Und da- rauf lege ich auch Wert! Zugang zur Gesundheits- versorgung unabhängig vom sozialen Status – das ist ein Versprechen für 80 Millio nen Menschen, das es so nicht in allen Ländern gibt. Ja, das System braucht Wettbewerb. Und es braucht Disrup tion, unbedingt. Die entscheidende Frage ist: Machen wir die Entwick- lung für Apotheker, Ärzte, Krankenhäuser, Patienten in Deutschland selbst möglich? Oder warten wir, bis Amazon und Co. Dinge von außen zu uns tragen, die im Zweifel aber anders sind als das, was wir uns für unser Gesundheitswesen wünschen? Baas: Wir stehen in einem Wettstreit um die Tech- nologievorherrschaft. Auf der einen Seite steht der Überwachungsstaat China und auf der anderen Seite die USA, die den Sektor als kommerzielles Feld ent- deckt haben. Wir müssen in Europa gemeinsam einen dritten Weg finden, der unseren Werten entspricht. Wie kann das in der Praxis aussehen? Baas: Wenn wir vernünftige, datenschutzkonforme, digitale Anwendungen im Gesundheitswesen entwi- ckeln, haben wir in Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber China und den USA. Langfristig wird für Verbraucher der Datenschutz zu einem entscheiden- den Kriterium bei der Nutzung digitaler Anwendungen werden. Umso wichtiger ist es, dass wir bei der Digi- talisierung im Gesundheitswesen darauf achten, dass der Nutzen der Patienten und der Datenschutz glei- chermaßen berücksichtigt werden. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit Blick auf Ihr Ressort mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft? Spahn: Zum einen geht es darum, europäische Insti- tutionen zu stärken. Das European Center for Disease Control, sozusagen das Robert-Koch-Institut Europas, hat kaum Ressourcen, kaum Personal, kaum Kompe- Digital Health bezeichnet den Einsatz digitaler Tools, um die Gesundheitsversorgung zu verbes- sern und individueller auf den Patienten zuzuschneiden. Zudem soll damit die Effizienz im Gesundheitswesen steigen 45 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, Video-Sprechstunden zu nutzen 13 Prozent haben bereits eine Video-Sprechstunde mit einem Arzt oder Therapeuten wahrgenommen. Im Frühjahr 2019 galt das nur für fünf Prozent der Deutschen tenzen. Das geht besser, um in der Welt eine Rolle zu spielen und etwa mit dem CDC in den USA mitzuhalten. Zum anderen geht es uns auch um die WHO. Ich würde die USA gern in der Weltgesundheitsorganisation hal- ten. Ich weiß aber: Wir müssen als Europa bereit sein, finanziell mehr zu tun. Denn WHO-Engagement hat ja nichts mit Altruismus zu tun. In Wahrheit ist es unser eigenes Interesse, dass zum Beispiel ein Ebola-Virus im Kongo in den Griff bekommen wird. Denn so ein Virus – das haben wir nun gelernt – ist schnell bei uns. Welche Spuren wird das Coronavirus im Gesund- heitswesen hinterlassen? Spahn: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Deut- schen ihr Gesundheitswesen neu zu schätzen gelernt haben – als ein gutes System in der sozialen Markt- wirtschaft. Und diese Wertschätzung wird sich jetzt in der Bereitschaft zur Veränderung ausdrücken, wenn diese das System stärkt. Die Bürger wollen Online- Sprechstunden nutzen, und sie werden sie nutzen. Sie wollen eine elektronische Patientenakte – und entwe- der bieten wir sie an, oder sie basteln sich selbst eine im Internet, auf Servern irgendwo in der Welt. ZUR PERSON DR. JENS BAAS Der Arzt und ehemalige Partner der Unternehmens- beratung Boston Consulting Group gehört seit 2011 dem Vorstand der Techniker Kranken- kasse an und ist seit Juli 2012 ihr Vorstands - vor sitzender LIVE Das ganze Gespräch zwischen Jens Spahn, Jens Baas und Jens de Buhr im Video unter DUB-magazin.de/ spahn 42 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Gesundheit per App DIGITALE MEDIZIN Die Versorgung in Deutschland erhält einen Innovationsschub. BARMER-Vorstandsmitglied Dr. Mani Rafii über das große Novum im Gesundheitswesen. li u m o k t i e: l l e u Q D iabetiker, die ihre Blutzuckerwerte mithilfe des Smartphones messen, Herz-Kreislauf-Pa- tienten, die Daten direkt in der Cloud spei- chern: Was in vielen Ländern längst alltäglich ist, er- möglicht das Gesetz zur digitalen Versorgung nun auch in Deutschland. Doch vieles rund um digitale Gesundheitsanwendungen ist noch unklar. Welche Apps werden angeboten? Wie können Patienten diese nutzen? Wer hilft bei technischen Fragen? Aktuell gibt es rund 100.000 Gesundheits-Apps. Und die „Apps auf Rezept“ können noch mehr als nur die Gesundheit fördern. Sie sollen die Behand- lung von Erkrankungen aktiv unterstützen und den Therapieverlauf optimieren. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, damit Krankenkassen die Kosten übernehmen. Um offiziell in deren Verzeichnis aufge- nommen zu werden, müssen Anbieter hohe Anfor- derungen in Sachen Sicherheit, Qualität, Funktion und Datenschutz erfüllen. Welches Potenzial in den medizinischen Apps steckt und welche Rolle sie für die Digitalisierung im Gesundheitssystem spielen, er- klärt Mani Rafii, Vorstandsmitglied der BARMER. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sind die Akteure im Gesundheitswesen gut vorbereitet auf das, was mit den Apps auf sie zukommt? Mani Rafii: Als Innovationstreiber beschäftigen wir uns schon länger mit dem Thema und haben etwa in einem Pilotprojekt mit 200 Hausärzten Erfahrungen hinsichtlich der Gesundheits-Apps gesammelt. Aus einer Befragung wissen wir: Ärzte wollen wissen, wo sie schnell und einfach relevante Informationen finden, um ohne großen Aufwand die richtige App verordnen zu können. Mit unserem Know-how unterstützen wir die Diskussion und bauen einen digitalen Zugangsweg und Beratungsstrukturen auf. Es wird sich noch zeigen, wie groß der Beratungsaufwand etwa auf Patienten- seite ist, was die App-Anwendung betrifft. Für welche Bereiche wird es künftig Apps geben? Rafii: Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit. Momentan ist aber noch nicht absehbar, welche An- wendungen alle Kriterien erfüllen. Im Juni ist das An- 6 von 10 Patienten in Deutschland sind offen für Gesundheits- Apps auf Rezept ZUR PERSON DR. MANI RAFII Der Mediziner ist seit 2015 Vorstandsmitglied der BARMER Krankenkasse tragsverfahren gestartet. App-Entwickler müssen für die Zulassung prospektiv oder retrospektiv die posi- tiven Versorgungseffekte in Studien nachweisen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte entscheidet dann innerhalb von drei Monaten, ob das Produkt endgültig oder vorläufig in das offizielle Ver- zeichnis aufgenommen wird. Die Versicherten haben anschließend zwei Wege, eine App zu nutzen: Ent- weder reichen sie ihre Verordnung ein, oder sie be- antragen die digitale Leistung direkt bei uns. Gehört digitalen Gesundheitsanwendungen die Zu- kunft? Rafii: Das Gesetz öffnet die Tür für weitere Inno- vationen. Das ist wichtig, damit wir mit unserem Ge- sundheitssystem international nicht den Anschluss verlieren. Gleichzeitig werden wir die Entwicklung genau beobachten müssen. Wo liegen der konkrete Fort schritt und Nutzen? Versicherte, aber auch Leis- tungserbringer und -anbieter benötigen Verlässlich- keit und Sicherheit. Daher müssen digitale Gesund- heitsanwendungen den Patienten helfen, um eine Berechtigung in unserem System zu haben. Sie werden aber die Rolle der Ärzte nicht ersetzen, sondern ein weiterer Baustein in der Versorgung sein. DUB UNTERNEHMER-Magazin 43

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE In vertrauter Atmosphäre: Brigitte Zypries entlockt Fresenius-Vorstand Francesco De Meo unter anderem die Zukunfts- pläne der Patienten- plattform Curalie Innovativer Dinosaurier PATIENTENPLATTFORM Digitale Technologien ermöglichen im Gesundheitswesen bereits vieles, müssen aber zunächst in den Köpfen der Menschen ankommen, sagt Francesco De Meo. Als Vorstand beim Medizinkonzern Fresenius verantwortet er die digitale Gesundheitsanwendung Curalie, die nicht nur in Europa Kunden finden soll. R und 300 Krankenhäuser in Europa, 20 in den USA, in zehn Jahren 700 weltweit – so hätte die Zukunft von Helios aussehen kön- nen. Doch der Klinikbetreiber entschied sich, nicht stationär, sondern digital zu ex- pandieren. Heute zählt die zu Fresenius gehörende Helios-Gruppe rund 120 Kliniken, über- wiegend in Deutschland und Spanien. „Wir fokussie- ren uns nun auf die Entwicklung neuer Geschäfts- modelle, etwa im Bereich E-Health“, sagt Vorstands- mitglied Francesco De Meo. Im Gespräch mit Brigitte Zypries, DUB UNTERNEHMER-Herausgeberin, erklärt De Meo, welche Pläne er mit der digitalen Ge- sundheitsanwendung Curalie von Fresenius hat und vor welchen Herausforderungen er bei der Digitali- sierung im Gesundheitswesen steht. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sie betreuen unter anderem die digitale Patientenplattform Curalie. Was zeichnet das Tool aus? Francesco De Meo: Das Projekt ist aus unserer E- Health-Initative „smartHelios“ entstanden. Mittlerwei- 44 DUB UNTERNEHMER-Magazin LIVE Das ganze Gespräch von Brigitte Zypries mit Francesco De Meo im Podcast hören unter DUB-magazin.de/ fresenius le ist Curalie zu einem Digital-Health-Unternehmen herangewachsen. Inzwischen haben wir die Digitale Gesundheitsgruppe DGG übernommen und arbeiten mit internationalen Experten aus allen Bereichen der Medizin zusammen. Curalie dient als digitale Ge- sundheitsanwendung für die Rehabilitation und Nach- sorge vor allem von chronisch kranken Menschen – also etwa bei Knie-, Hüft- oder Herzproblemen oder auch bei Diabetes. Ich vergleiche die App gern mit einem Highway. Wir wollen damit Patienten durch das Gesundheitswesen vom Eintritts- bis zum Exit-Point be gleiten und sie auf diesem Weg vor Fallstricken bewahren. Am Anfang wird immer sofort geprüft, ob ein Facharzt ausreicht oder ob der Besuch einer Not- aufnahme nötig ist. Wir bieten dann entweder eine telemedizinische Begleitung an oder geben Tipps für den richtigen Arzt in der Nähe. Das ist auch abhängig davon, was der Patient selbst möchte. Unser erstes Ziel ist es, 150.000 Versicherte als Nutzer zu gewin- nen. Am Ende wollen wir zu einer universellen Ge- sundheitsplattform werden und weitere Leistungs- anbieter beteiligen.

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Curalie ist eine offene Plattform. Konkurrieren Sie damit nicht mit Ärzten außerhalb von Helios? De Meo: Ich sehe da keine Konkurrenz, ich sehe Vorteile für alle. Und unsere Ärzte müssen und können auch damit leben, dass sie auf der Plattform im Wett- bewerb stehen. Ich sage ihnen: Ein Patient, der auf unsere Plattform geht und dann zu euch, ist bei uns zweimal Patient. Ein Patient, der nur auf die Plattform geht, ist immerhin einmal unser Patient. Wir bedienen Patienten mit den richtigen Spezialisten. Und das ist gut so. Dürften nicht Google oder Amazon bald mit einem ähnlichen Produkt auf den Markt kommen? De Meo: Die waren schon bei uns. Doch wir haben ihnen einiges voraus. Wenn ich über Eintritts- und Exit-Points spreche, dann meine ich damit: Wir wissen ganz genau, was die Bedürfnisse im echten Leben sind, wie Diagnosen aussehen, wie das Feedback auf Behandlungen ist. Wir haben zur Nachsorge bereits eine eigene Therapie entwickelt – und das macht uns im Gegensatz zu einer reinen digitalen Plattform ein- zigartig. Denn die kann nur vermitteln und hat kein Know-how zu bieten. Viele sprechen von einem „Digitalisierungsboost“ durch Corona. Ist das auch im Gesundheitswesen spürbar? De Meo: Vieles ist heute schon theoretisch machbar, aber das muss zunächst in den Köpfen der Menschen ankommen – sowohl bei den Patienten als auch bei den Ärzten. Vor Kurzem haben wir noch mit unseren Ärzten debattiert, dass sie ihren Kalender digital nutzen sollen. Vor sechs Monaten weigerten sich die Chefärzte noch, die Terminvergabe digital abzubilden, weil sie ihren Kalender über ihr Sekretariat laufen lassen wollten, wo das häufig noch auf Papier stattfindet. Doch man spürt auch, dass Corona dazu beiträgt, dieses Bewusstsein zu verändern und die Vorteile der Digitialisierung her- vorzuheben. Mittlerweile haben alle verstanden, dass es ohne Transformation schlicht nicht mehr geht. ZUR PERSON FRANCESCO DE MEO Der Jurist ist seit 2008 Mitglied des Vorstands von Fresenius, wo er für die Helios- Kliniken verant- wortlich ist Wo sehen Sie das größte Potenzial? De Meo: Nicht unbedingt in Deutschland, sondern eher in Entwicklungsländern. Da haben Regierungen häufig nicht die finanziellen Mittel, um etwa eine Reha aufzubauen. Trotzdem ist der Bedarf für Nachsorge da. Da helfen Innovationen wie Curalie ungemein. Deshalb gehören diese Länder nach Europa zu unseren Ziel- märkten, wo wir die Plattform skalieren wollen. In Kenia etwa ließe sich so Diabetes besser behandeln. Das er- gibt auch deshalb Sinn, weil diese Länder meist schon ein gutes Internet aufgebaut, aber noch eine mangeln- de Gesundheitsinfrastruktur haben. Ein anderes Bei- spiel ist China. Von dort wurde ebenfalls schon Inte- resse signalisiert. In China ist es nur wenig sinnvoll, große Zentren für Reha aufzubauen. Besser ist es, direkt den Sprung in die digitalisierte Therapie zu wagen. Sie arbeiten seit 2005 für Fresenius. Wie schaffen Sie es, agil und innovativ zu bleiben? De Meo: Es ist wichtig, dass Vorstände Agilität und Innovation vorleben. Und auch wenn man als alter Dinosaurier daherkommt und mit den Mitarbeitern spricht, kann man Dynamik erzeugen. Es kann etwa sein, dass ich mich einem Thema widme und jemanden suche, der für dieses Thema steht und ähnlich motiviert ist wie ich. Dann wird aus der Idee ganz schnell ein Projekt, das nebenherläuft. Wir bringen als Konzern an vielen Stellen eine Start-up-Mentalität mit. Das heißt: Es ist nicht nur gut, neue Dinge auszuprobieren, sondern wir müssen uns auch Fehler erlauben. DUB UNTERNEHMER-Magazin 45

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Der europäische Balanceakt GASTBEITRAG Die Vorschriften der Datenschutz-Grundverordnung umzusetzen hat zwar viel Zeit und Geld gekostet, war allerdings ein wichtiger Schritt hin zu einem digitalen Europa. Dieser Meinung ist Dr. Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse. Mit Blick auf das Gesundheitswesen müsse die DSGVO aber durch weitere Regelungen konkretisiert werden. S eit dem 14. April 2016 ist die Welt ein Stückchen sicherer geworden – zumindest, was das The- ma Datenschutz und Datensicherheit in den Staaten der Europäischen Union angeht. An diesem Tag hat das Europäische Parlament die Daten- schutz-Grundverordnung (DSGVO) verabschiedet, die nach einer Übergangszeit seit 25. Mai 2018 für alle Unternehmen in der EU verbindlich ist. Zugegeben, die notwendige Anpassung der Ge- schäftsabläufe an die neuen Vorschriften hat uns alle genervt. Sie hat Zeit und Geld gekostet – und über das Ergebnis war man nicht immer begeistert. Doch bei allem Unmut und berechtigtem Ärger über De- tails: Das war ein guter Tag für die Menschen in der EU. Ich sehe in der DSGVO so etwas wie das Grund- gesetz für die Digitalisierung Europas, mit der wir uns klar von den „Datenschutzkonzepten“ der USA und Chinas unterscheiden. Denn in der EU hat jeder Einzelne die Hoheit über seine Daten – nur er oder sie soll entscheiden, was mit den persönlichen Daten passiert. GEWISSENHAFTER UMGANG Wie unser Grundgesetz durch Gesetze mit Leben ge- füllt werden muss, so muss auch die DSGVO durch DER AUTOR DR. JENS BAAS Der Arzt und ehemalige Partner der Unternehmens- beratung Boston Consulting Group gehört seit 2011 dem Vorstand der Techniker Kranken- kasse an und ist seit Juli 2012 ihr Vorstands - vor sitzender 46 DUB UNTERNEHMER-Magazin

weitere Bestimmungen konkretisiert werden. Wir ha- ben jetzt eine große Chance: Deutschland hat in die- sem Halbjahr die Ratspräsidentschaft innerhalb der EU inne. Und diese Gelegenheit wird erst wieder in den 2030er-Jahren kommen. „Gemeinsam Europa wieder stark machen“ – das ist das Motto, das Bun- deskanzlerin Angela Merkel dem deutschen Vorsitz im Europäischen Rat gegeben hat. Die Digitalisierung gehört zweifelsohne auch dazu. Die Erarbeitung eines Verhaltenskodex, eines Code of Conduct, für die Nutzung der Daten sowie für die Schaffung eines europäischen Datenraums sind dabei zwei Schwerpunkte. DATEN FÜR DEN GUTEN ZWECK Ein Beispiel für Fragen, auf die ein Code of Conduct Antwort geben sollte: Fitnesstracker liefern heute viele Daten, die auch für die medizinische Forschung inte ressant sind. Durch Datenspenden können diese Informationen die Forschung und die Versorgung verbessern. Doch unter welchen Voraussetzungen können Bürgerinnen und Bürger ihre Daten spen- den? Und wie wird gewährleistet, dass die Spender tatsächlich anonym bleiben? Hier muss dringend eine Balance zwischen Persönlichkeitsrechten und For- schungsinteressen gefunden werden. EIN ERHEBLICHER MEHRWERT Die Coronapandemie hat die Notwendigkeit eines europäischen Datenraums mehr als deutlich werden lassen. Dass es eines solchen dringend bedarf, stand jedoch zu Recht bereits vor Ausbruch von Covid-19 auf der politischen Agenda. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundesgesundheitsminis- ter Jens Spahn haben in einem gemeinsamen Gastbei- trag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 11. Oktober 2019 die Richtung vorgegeben: „Der marktwirtschaftliche Wettbewerb um die Nutzung von Daten sollte davon getrieben sein, welcher gesell- schaftliche Mehrwert daraus entsteht. Es wäre das Modell einer Art der sozialen Marktwirtschaft für den europäischen Datenraum.“ Wenn es nun also gelänge, diesen europäischen Datenraum zu etablieren – der Nutzen wäre gewaltig, zum Beispiel für die bessere Bekämpfung von Krank- heiten oder eine bessere medizinische Versorgung. Europa braucht jetzt den Mut und den Willen, hier entscheidende Weichen zu stellen. 0 Mehr unter DUB-magazin.de/digitale-gesundheit DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE PRIORITÄT DATENSCHUTZ Die „Bitkom Digital Health Studie 2020“ ergab, dass für die Befragten der behutsame Umgang mit Daten bei der elektronischen Patientenakte die höchste Priorität hat. Datenhoheit beim Patienten, d. h., dieser bestimmt, wer seine Daten sehen darf Datenschutz und Datensicherheit Daten sollen nur in Deutschland gespeichert werden 42 % 64 % 63 % MEHR TEMPO Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sich die Teil nehmer einen schnelleren digitalen Umbau des deutschen Gesundheitssystems wünschen. 65 % meinen, wir brauchen mehr Tempo beim Ausbau digitaler Angebote in der Medizin. 60 % sagen, Deutschland liegt im Vergleich zu anderen Ländern bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems zurück. VON JUNG BIS ALT Zwei Drittel der Studienteilnehmer können sich die Nutzung von E-Rezepten vorstellen. Dabei ist bemerkenswert, dass E-Rezepte sowohl bei jungen als auch bei älteren Personen Zuspruch finden. 66 % Ja 16 – 29 Jahre 30 – 49 Jahre 50 – 64 Jahre 65 plus 70 % 64 % 69 % 62 % 0 2 0 2 i l u J , m o k t i B : e l l e u Q DUB UNTERNEHMER-Magazin 47

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Bären attackieren besonders schnell CYBERSECURITY Plötzlich sind alle Firmendateien fremdverschlüsselt, hohe Erpressungssummen drohen. Warum Hightech-Schutzschilder, Notfallpläne und spezielle Versicherungspolicen heute unabdingbar sind. D eutsche Behörden, die Server von Hackern im Ausland attackieren und womöglich so- gar ausschalten? Dies per Gesetz zu gestat- ten war manchem in der Großen Koalition dann wohl doch zu brisant. Nach jüngsten Medienberichten soll die „Lizenz zum Lahmlegen“ („Der Spiegel“) zumindest in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen. So dürften wie bisher etwa Kliniken und vor allem eine weiter rasch steigende Zahl von Unternehmen Ziele massiver Angriffe von Cyberkriminellen vor al- lem von jenseits der Grenzen werden – vielfach ohne eine wirkungsvolle Gegenwehr. Ihre IT-Systeme wer- den immer häufiger erst infiziert und dann blockiert, oft verbunden mit Erpressungen. Doch Firmen kön- nen sich schützen: Spezialisierte Dienstleister fahn- den schon im Vorfeld nach Sicherheitslücken, schließen diese und bauen Verteidigungswälle auf. Für den Fall, dass alle Maßnahmen nicht helfen, stehen bei Abschluss von Cyberpolicen Versicherer zum Ausgleich der fi- nanziellen Schäden der Attacken parat. Marko Polunic ist einer der Experten im Kampf gegen Angriffe aus dem Netz. Er arbeitet für den Cybersecurity-Spezialisten CrowdStrike. „Die Vor- gehensweisen der Angreifer verändern sich ständig“, sagt der für die Geschäftsentwicklung im Bereich Ver- sicherung und Recht in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuständige Manager. CrowdStrike registriert unter anderem über Kunden, die den vollumfänglichen Schutz des Endgeräts als Dienst abgeschlossen haben, monatlich mehr als zehn Millionen neue Virensigna- turen. Anti-Viren-Programme seien deshalb oft zu 48 DUB UNTERNEHMER-Magazin langsam, so Polunic. Die Experten beobachten derzeit mehr als 140 Gruppen teils staatlicher und teils krimi- neller Akteure. Durch dieses Wissen können Unter- nehmen zuverlässig gegen eine Vielzahl potenzieller Angriffsmethoden geschützt werden. Die Hackergruppen tragen bei CrowdStrike put- zige Namen wie „Bär“ (Russland), „Panda“ (Volks- republik China) oder „Spinne“ (Kriminelle ohne staat- liche Beteiligung). „Die Bären sind am schnellsten“, so Polunic. Sie schaffen Attacken, etwa über einen Laptop, mit den Schritten Auslieferung, Privilegien erweiterung, Diebstahl von Anmeldedaten sowie Schaffung von Persistenz – also der Festsetzung im System – und den Sprung aufs nächste Endgerät innerhalb von durch- schnittlich 18 Minuten. Rasche Reaktionen sind nötig. JEDE SEKUNDE ZÄHLT Da CrowdStrike kein Personal vor Ort benötigt, müs- sen keine Spezialisten anreisen oder Server zum Kun- den gebracht werden. „Wir schalten uns bei Bestands- kunden innerhalb einer halben Stunde direkt auf deren Systeme auf“, so Polunic. Bei einem Unternehmen, das knapp 80.000 Endgeräte im Einsatz hat, sei so die Aus- breitung einer Malware innerhalb von drei Stunden weitgehend gestoppt worden. „Wir schauen auf die Uhr, nicht auf den Kalender“, sagt der Virenjäger. Und dabei geht es nicht nur um Malware, also Viren oder Trojaner. „Zahlreiche Attacken erfolgen auch dateilos, etwa über gestohlene Zugangsdaten“, so Polunic. Um den Faktor Zeit geht es besonders, wenn die IT außer Gefecht gesetzt ist. Andreas Plüer erlebte „Wir regis- trie ren bei unseren Kunden täglich 500 Milliarden sicherheits- relevante Er- eignisse. Ohne Künstliche Intelligenz ist das Virenpro- blem nicht zu bewältigen.“ Marko Polunic, Experte für Cybersicherheit bei CrowdStrike

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Gefährliche Vielfalt: Tag- täglich tauchen massenhaft Viren mit immer neuen Signaturen auf versicherung als „sinnvolle Ergänzung des Versiche- rungsschutzes von Unternehmen“. Umso mehr angesichts von rund 100 Milliarden Euro Schaden pro Jahr durch Cyberattacken für deutsche Unternehmen, wie der Digitalwirtschaftsverband Bitkom ermittelte. Tendenziell dürften die Schäden auch aufgrund der zunehmenden Vernetzung und strikter Daten- schutzregelungen noch stark zunehmen. So beobachtet Torbohm in den USA, dass dort neben Betriebsaus- fällen vor allem Schadenersatzansprüche in den Vor- dergrund rücken. Die drohen nicht zuletzt wegen der DSGVO auch in Europa, etwa wenn Cyberkriminelle an große Mengen Kundendaten gelangen. Aber auch solche Risiken können Cyberpolicen abdecken. 0 Mehr unter crowdstrike.de GEFAHR IN DEN BLICK NEHMEN Bislang ist das Bewusstsein für das Schadenpotenzial von Angriffen aus dem Internet noch nicht besonders entwickelt. Unternehmen, die sich weder technologisch noch per Policen gegen die Risiken von Cyberattacken absichern, handeln fahr- lässig. Dies war der Tenor beim „DUB Digital Round Table Cyberversicherung“ im Rahmen des „DIGITAL FUTURE con- gress virtual 2020“. Die Zahl der Angriffe wächst rasant. Doch bei vielen Unternehmern stehen Cyberpolicen immer noch zu weit hinten auf der Versicherungs-Prioritätenliste. DUB UNTERNEHMER-Magazin 49 im vergangenen Jahr als Chief Information Officer einen Angriff auf den großen Schweizer Handels- konzern Meier Tobler. Die Betriebsunterbrechung aufgrund der Attacke mit dem Trojaner Emotet, der sämtliche Firmendaten verschlüsselte, dauerte vier Tage. Plüer: „Die Umsatzeinbußen lagen bei zehn Mil- lionen Euro, die Behebung des Schadens kostete fast eine Million Euro.“ ECHTZEITÜBERWACHUNG TUT NOT Plüer, heute Leiter Digital Services beim Energiever- sorger EKT, hat seine Lehren aus dem Vorfall gezogen: „Ich rate zur Echtzeitüberwachung von IT-Systemen. Dies gehört heute genauso dazu wie die Erarbeitung von Notfallkonzepten.“ Die sollten bereitliegen, wenn trotz aller Vorsicht ein Angreifer erfolgreich ist. Lutz Torbohm, Geschäftsführer bei der SMS- Group-Tochter SMS Insurance, empfiehlt eine Cyber-

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Der Stoff, aus dem die Träume sind GRÜNER WASSERSTOFF wird jetzt sowohl von der EU als auch von der Bundesregierung gefördert. Noch ist der Energieträger für viele Anwendungsbereiche zu teuer, doch das soll sich schon bald ändern. Was steckt hinter dem Hype? ze Strecken, die mit einem Ladezyklus zu bewältigen sind, mit einem batteriebetriebenen Auto zu absolvie- ren. Bei längeren Strecken sowie im öffentlichen Per- sonen- und im Lastverkehr wäre die Nutzung von wasserstoff betriebenen Fahrzeugen besser, weil deren Leistung höher ist und häufige Ladezeiten wegfallen. Wichtigstes Anwendungsgebiet ist jedoch die Industrie, die bereits Wasserstoff aus fossiler Energie einsetzt. Es könnten riesige Mengen CO2 gespart werden, wenn der Umstieg auf einen klimaneu- tralen Energieträger gelänge. Eine Pilotanlage zur fossilfreien Stahlproduktion mithilfe von grünem Wasserstoff soll im nordschwedischen Luleå noch dieses Jahr ihren Betrieb aufnehmen. E inen Entwicklungsvorsprung bei Solarener- gie hat Deutschland aus der Hand gegeben. Das Rennen hat am Ende China gemacht. Zeit also, neue Alternativen zu finden. Seit Jahren zeichnet sich Wasserstoff als vielver- sprechender Energieträger ab. 470 Millionen Euro vonseiten der EU und 300 Millionen Euro von der Bundesregierung fließen nun in die Wasserstoff- wirtschaft. Diese Fördermittel werden auch dringend benötigt, denn die Herstellung des Energieträgers verbraucht riesige Mengen Strom. Strom, der noch zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewon- nen wird. Endprodukt ist in diesem Fall der graue Wasserstoff. Doch der soll jetzt durch gezielte Förde- rung deutlich grüner werden. WASSER FÜR JEDEN ZWECK Aktien von Elektrolyse-Spezialisten wie McPhy aus Frankreich, der britischen ITM Power oder des schwe- dischen Unternehmens Nel steigen enorm im Wert. Grüner Wasserstoff lässt die Herzen der Investoren eben höherschlagen. Anstelle von fossilen Brennstof- fen wird erneuerbare Energie für die Wasser-Elektro- lyse benutzt. Dabei wird Wasser durch Stromeinwir- kung in den leicht entzündlichen Wasserstoff (H2) einerseits und Sauerstoff (O2) andererseits getrennt. Doch grüner Wasserstoff ist noch um einiges teu- rer als die umweltschädlichen Alternativen. Laut einer Analyse der US-Bank Morgan Stanley soll dieser je- doch bereits 2023 mindestens zu gleichen Preisen wie der graue Wasserstoff verfügbar sein, womöglich sogar günstiger. Diese Erwartung basiert auf der Prognose, dass die Kosten für erneuerbare Energien sinken. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig. So macht es im Straßenverkehr beispielsweise Sinn, kur- 52 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Strom von Land und der See WINDENERGIE soll grünem Wasserstoff zum Durchbruch verhelfen. Wie das gelingen kann, erklärt Urban Keussen, Technikvorstand von EWE. ZUR PERSON DR. URBAN KEUSSEN ist seit März 2018 beim Energieunterneh- men EWE tätig, wo er im Vor- stand das Ressort Technik leitet. Zuvor war er unter anderem Vorsitzender der Geschäftsführung der TenneT TSO S turm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben: Stürmisch definiert man im Norden Deutschlands an den Küsten eben etwas anders. Was manch einen Urlauber vielleicht stört, freut Ener- gieversorger. Denn für die Produktion von grünem Wasserstoff sind die salzigen Böen eine unverzicht- bare Energiequelle. Das sagt Dr. Urban Keussen, Tech- nikvorstand beim Versorger EWE. Auch deshalb müs- se hierzulande dringend der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden. auf See. In unserem Netzgebiet beträgt der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bereits mehr als 90 Prozent. Die Windenergie der Nordsee gelangt über Seekabel an Land und wird dort an das Stromnetz angebunden. Aufgrund der vorhandenen Hafen-Infrastruktur kann importierter Wasserstoff hier anlanden und über bestehende Infrastrukturen weitertransportiert und gespeichert werden. Zusätz- lich können wir Wasserstoff in unseren Salzkavernen großtechnisch speichern. DUB UNTERNEHMER-Magazin: EWE will mit Part- nern den Nordwesten zum „Wasserstoff-Hub“ ma- chen. Wie wollen Sie Ihre Vision realisieren? Im vergangenen Jahr sagten Sie auf dem Münchner Energiekongress, dass die deutsche Energiewende zu scheitern drohe. Wie stehen Sie heute dazu? Urban Keussen: Der Nordwesten Deutschlands hat das Potenzial, das Drehkreuz für den Energieträger Wasserstoff zu werden. In dieser Region wird viel erneuerbare Energie produziert, vor allem Windenergie an Land als auch Keussen: Zu Beginn dieses Jahres trugen viel Wind und Sonne sowie der Corona-bedingte Einbruch beim industriellen Stromverbrauch dazu bei, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix EU-weit über 40 Prozent betrug, während der Anteil des fossilen Stroms bei 34 Prozent lag. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, ändert aber nichts an den Rahmenbedin- gungen für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Genehmigungsverfahren dauern zu lange. 20 Monate braucht es im Schnitt für die Zulassung einer Wind- energieanlage an Land. Unter diesen erschwerten Be- dingungen können wir nicht schnell genug ausbauen. Wie kann sich Deutschland die Industrieführerschaft in Sachen Wasserstoff sichern? Keussen: Mit den in Deutschland geltenden Rah- menbedingungen ist die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff nicht wirtschaftlich. Die Nutzung von fossilen Energieträgern ist aktuell deutlich günstiger. Zudem müssen wir Technologien, zum Beispiel die Elektrolyse zur Gewinnung von grünem Wasserstoff, zügig voranbringen, damit wir Skalen effekte nutzen und den Wasserstoff wirtschaftlich erzeugen können. Der Markthochlauf setzt aber voraus, dass die Rah- menbedingungen für den Aufbau und den Betrieb von Elektrolyse-Anlagen Anreize schaffen. Das gelingt nicht, wenn für den erneuerbaren Strom, mit dem grüner Wasserstoff erzeugt wird, Umlagen und Ab- gaben zu entrichten sind. DUB UNTERNEHMER-Magazin 53

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE „Bloß keine Zuteilungen“ POLITIK Die Energiewende soll mit der Nationalen Wasserstoffstrategie gesichert werden. Für Adrian Willig, Geschäftsführer des IWO, muss jedoch noch einiges passieren. ZUR PERSON ADRIAN WILLIG ist seit Anfang 2014 Geschäfts- führer des IWO, einer Einrichtung der deutschen Mineralöl- wirtschaft. Der Diplom-Ingenieur hat Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München studiert M it der Europäischen und der Nationalen Was- serstoffstrategie wurden die größten Hürden für einen großflächigen Einsatz des Energie- trägers beseitigt. Bei allem Grund für Enthusiasmus steht der Wasserstoffwirtschaft jedoch ein weiter Weg bevor. Welche Schritte jetzt eingeleitet werden müssen, erklärt Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). DUB UNTERNEHMER-Magazin: Das IWO ist Teil der „Power-to-X-Allianz“. Was steckt hinter dem Begriff „Power-to-X“ und wofür macht sich die Allianz stark? Adrian Willig: Power-to-X beziehungsweise PtX steht für die Umwandlung von Strom in einen anderen Energieträger. In diesem Fall meinen wir die Nutzung von Ökostrom, um per Elektrolyse grünen Wasserstoff zu gewinnen, der direkt genutzt oder weiterverar- beitet werden kann – zum Beispiel zu synthetischen Kraft- und Brennstoffen. Die PtX-Allianz ist ein Ak- tionsbündnis aus Unternehmen und Verbänden, die verschiedene Kompetenzen rund um PtX-Technolo - gien mitbringen. Sie legt den Fokus auf innovative, klimaneutrale, auf grünem Wasserstoff basierende Technologien und Lösungen. An welche Folgeprodukte denken Sie? Willig: Durch den Einsatz von erneuerbarem Was- serstoff können Raffinerieprodukte klimaschonender produziert, aber auch biomassebasierte Produkte hydriert werden. Grüner Wasserstoff ist eine wichti- ge Komponente für die synthetische Herstellung CO2- armer flüssiger Kraft- und Brennstoffe, sogenannter E-Fuels. All diese alternativen flüssigen Energieträger haben eine hohe Energiedichte, sind gut zu speichern und könnten in der bereits heute genutzten Infra- struktur und Technik ohne aufwendige Umrüstungen zum Fahren, Fliegen und Heizen eingesetzt werden. Wie schätzen Sie diesbezüglich die Nationale Was- serstoffstrategie ein? Willig: Die Politik hat erkannt, dass wir neben Elek- tronen auch Moleküle benötigen. Das ist ein Fort- schritt, reicht jedoch noch nicht aus. Bei genauer 54 DUB UNTERNEHMER-Magazin Elektrolyse: Durch elektrische Ladung wird Wasser in Wasserstoff (H2) von Sauerstoff (02) getrennt Betrachtung fällt auf, dass der Wasserstoff bestimm- ten Sektoren vorbehalten oder sogar zugeteilt werden soll. Für den Pkw-Bereich gibt es nur vage Andeutun- gen. Einschränkungen bei der Anwendung sollte es aber keinesfalls geben – und auch eine mengenmäßi- ge Zuteilung für bestimmte Sektoren ist nicht Aufga- be der Politik. Hier sollte ein technologieoffener Wett- bewerb greifen. Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf beim Thema grüner Wasserstoff? Willig: Wichtig ist die Etablierung eines globalen Markts, denn grünen Wasserstoff und seine Folge- produkte werden wir nicht nur in Europa erzeugen, sondern in zahlreichen Weltregionen, die besonders günstige Voraussetzungen dafür bieten. Die notwen- digen Produktionskapazitäten erfordern Milliarden- investitionen. Dafür sind geeignete und verlässliche politische Rahmenbedingungen nötig. Eine Schlüssel- rolle hat der Straßenverkehr. Ein Markthochlauf al- ternativer Kraftstoffe dort ermöglicht die notwendi- gen Geschäftsmodelle und Skalierungseffekte – und damit auch die „Defossilisierung“ anderer Sektoren. Förderprogramme und Regulierungen dürfen daher nicht allein auf E-Mobilität ausgerichtet werden. Zudem brauchen wir eine kluge und konsequente CO2-Bepreisung.

DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Durch Ökostrom vernetzt GRÜNE ENERGIE direkt vom Erzeuger beziehen und gleichzeitig das Klima retten? Das Projekt „Grünstromcommunity“ von eprimo macht diese willkommene Kombination möglich. D as Ziel ist klar: Bis 2050 sollen in Deutsch- land 80 Prozent der Energie aus erneuerba- ren Quellen stammen. Die Chancen dafür stehen gut, schließlich ist im Laufe der „Fridays for Future“-Debatte das Interesse an umweltfreundlichen Alternativen stark gestiegen: Zwei Drittel der Bundesbürger sind bereit, für Ökostromtarife mehr zu zahlen. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa. Eine weitere Studie von mindline energy, die im Auftrag des Ökostromanbieters eprimo durchgeführt wurde, zeigt außerdem, dass die Befragten monatlich circa acht Euro mehr für Ökostrom ausgeben wür- den. Beim nächsten Tarifwechsel käme nur für zwei von 100 Ökostromkunden wieder konventioneller Strom infrage. UMWELTFREUNDLICHE MIXTUR „Der Preis ist längst kein Hinderungsgrund mehr. Ökostrom ist in vielen Fällen sogar günstiger als die konventionellen Grundversorgungstarife lokaler An- bieter“, sagt eprimo-Geschäftsführer Jens Michael Peters. „Wir spüren bereits seit Jahren einen starken und nachhaltigen Trend zu grüner Energie. Deshalb bieten wir ausschließlich Ökostrom- und Ökogaspro- dukte an und haben unseren Kunden den kostenlosen Umstieg auf grüne Energie ermöglicht.“ Fast alle Kunden von eprimo werden mittlerwei- le mit Ökostrom beliefert, den TÜV Nord zertifi- 56 DUB UNTERNEHMER-Magazin „Ökostrom ist in vielen Fällen güns ti- ger als die konventionellen Grundversor- gungstarife lokaler Anbieter.“ Jens Michael Peters, Geschäftsführer von eprimo ziert hat. Damit bestätigt TÜV Nord, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt und zum Ausbau der erneuerbaren Energien beiträgt. CHATBOT SOPHIE WEISS FAST ALLES Eprimo hat die meisten Privatkunden im Ökostrom- sektor und ist der am schnellsten wachsende Anbieter in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat sich der Be- stand um eine halbe Million Grünstromkunden erhöht. Und eprimo-Kunden sind durchaus offen für neue Kommunikationswege wie etwa für den hauseigenen Chatbot Sophie. Rund um die Uhr kann der Kunde sich mit ihr über Themen wie Abschlagshöhe, Tarif- angebote oder Zählerstand austauschen. Die Künst- liche Intelligenz hinter Sophie lernt dazu, merkt sich Schlagwörter und wird ständig optimiert. Häufig gestellte Fragen oder Informationen über den indivi- duellen Stromverbrauch lassen sich so schnell via

Grüne Community: eprimo venetzt Ökostromerzeuger mit Konsumenten Smartphone abrufen. „Aufgrund der kompetenten Führung entwickelt sich eine Vertrauensbasis zwischen dem Kunden und dem Chatbot“, sagt Peters. „Die Er- wartungen unserer Kunden sind in Bezug auf den Funktionsumfang sowie das Erkennen von komplexe- ren Anliegen deutlich gestiegen.“ PRODUZENT UND KONSUMENT VERNETZEN Eprimo setzt primär auf Strom, der durch Wasser- kraft erzeugt wird, und kann dabei auf eine große Bandbreite von Produktionsanlagen zurückgreifen. Durch die „Grünstromcommunity“ können Kunden jedoch Ökostrom bereits auch aus kleinen Photovol- taik-Dachanlagen und -Freiflächenanlagen oder Was- serkraftwerken in Deutschland beziehen und sogar selbst Energieerzeuger werden. Der Anlagen-Pool im Netzwerk soll stetig ausgebaut werden und steht auch für Windkraft- und Biogasanlagen offen. DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE Bei der„Grünstromcommunity“ handelt es sich um ein neues Projekt von eprimo, in dem der Reststrom von privaten Stromerzeugern in einem Strompool gesammelt und anschließend an Endkunden weiter- geleitet wird. Das Angebot steht sowohl den Produ- zenten als auch Haushalten, die selbst keine Energie erzeugen, zur Verfügung. Anfangs stellte das Projekt das Verteilungsnetz jedoch auf die Probe. Peters: „Die Umsetzung in der Praxis hat gezeigt, dass die örtlichen Verteilnetzbe- treiber noch nicht überall auf die Anforderungen zur Integration solcher innovativen Produkte vorbereitet sind und die Bearbeitung entsprechend lange dauert. Wir sehen uns hier in der Verantwortung, diese Ent- wicklung anzutreiben.“ Ökostromproduzenten, die Strom an die „Grün- stromcommunity“ verkaufen, winkt eine Extra-Prämie neben der üblichen EEG-Einspeisevergütung, was die Investition in erneuerbare Energien zusätzlich attrak- tiv macht. Durch die räumliche Nähe zwischen Pro- duzenten und Konsumenten wird die Stromerzeugung also viel greifbarer und transparenter. Diese Dezen- tralisierung des Strommarkts hat sich bereits bezahlt gemacht: Durch die Anlage der „Grünstromcommu- nity“ werden jährlich 1,85 Millionen Kilogramm CO2 weniger in die Atmosphäre entlassen. WASSERSTOFF VORAUS Beobachtet wird aber auch die Entwicklung eines anderen Energieträgers: Wasserstoff. E.ON, die Mut- tergesellschaft von eprimo, ging vor Kurzem eine Ko- operation mit dem Industriekonzern thyssenkrupp ein, um großtechnische Elektrolyseanlagen herzu- stellen und sie mit dem deutschen Strommarkt zu verbinden. Peters freut sich über die Förderung vonseiten der Politik: „Was serstoff hat große Potenziale für die CO2- freie Energieversorgung der Zukunft – nicht zuletzt, weil die bestehende Gas-Infrastruktur dafür genutzt werden kann. Als reine Vertriebsgesellschaft haben wir die Potenziale für innovative grüne Energiepro- dukte im Blick, die sich beispielsweise aus der zukünf- tigen Beimischung von grünen Gasen im Erdgasnetz ergeben werden.“ Bis der komplette Umstieg auf grünen Was ser stoff vollzogen ist, wird bei der Gasproduktion und -ver- brennung stets CO2 freigesetzt. Um diese Emis sionen zu kompensieren, investiert eprimo in Klimaschutz- projekte, welche die Menge an freigesetztem Kohlen- dioxid an anderer Stelle redu zieren. Somit werden die negativen Effekte auf das Klima ausgeglichen. DUB UNTERNEHMER-Magazin 57

ANZEIGE WIEDERAUFNAHME VON GESCHÄFTSREISEN Mobil und sicher – aber wie? Reisen sind möglich, aber vieles ist jetzt ganz anders als in der Zeit vor Corona. Was Travel-Manager in der Reiserichtlinie beachten sollten, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und für den Notfall gewappnet zu sein, zeigt der Geschäftsreisedienstleister CWT. V orerst können zumindest die Menschen in Europa ein wenig aufatmen. Der erste Höhepunkt der Covid-19-Pandemie scheint überstanden zu sein. Die Beschränkungen im Alltag werden weniger, die Wirtschaft nimmt langsam wieder Fahrt auf. Und selbst Reisen sind, wenn auch eingeschränkt, möglich. Eine Umfrage des Geschäftsreiseverbands VDR zeigt: Knapp 54 Prozent der Unter- nehmen beabsichtigen, mittelfristig wieder Geschäftsreisen in euro- päische Länder durchzuführen. Rund 46 Prozent gaben allerdings auch an, dass das Travel-Risik-Management künftig eine größere Rolle spielen wird. Das überrascht nicht. Denn eine Reise einfach buchen, und los geht es – so einfach ist es nicht mehr. Eine Reiserichtlinie ist Pﬂicht – und garantiert Sicherheit Grundsätzlich gilt: Eine detaillierte und stets aktuelle, auf die Pande- miesituation abgestimmte und an die Mitarbeiter immer wieder kommunizierte Reiserichtlinie ist zwingend erforderlich. Und diese muss in Zeiten wie diesen weit mehr enthalten als nur Informationen zu Buchungswegen und den zu buchenden Klassen. Es gilt etwa, den Zweck einer Reise genau unter die Lupe zu nehmen. Klar, die Wartung oder Reparatur einer Maschine ist nur schwer aus der Ferne möglich. Doch ist für ein Gespräch mit dem Kunden wirklich ein Besuch vor Ort nötig? Oder reichen nicht auch virtuelle Meetings, die sich ohnehin in den letzten Monaten als adäquate Alternative etabliert haben? In der Vor-Corona-Zeit wurden Reiserichtlinien in vielen Unternehmen primär als Empfehlung verstanden. Sie boten durchaus Freiräume, ermöglichten eine gewisse Flexibilität bei der Buchung. Das darf so jetzt nicht mehr sein. Die Reiserichtlinie muss klare Vorgaben machen, deren Einhaltung muss für alle absolut verbindlich sein. Denn Kernziele einer solchen Richtlinie sind nun nicht mehr, besonderen Service für den Reisenden zu bieten oder Kosten einzusparen. An erster Stelle stehen jetzt die Gesundheit und das Wohlbeﬁnden der Mitarbeiter. Verständnis zeigen und gut informieren Im Travel-Management geht es zudem mehr denn je darum, Verständ- nis für Mitarbeiter zu zeigen – sei es, weil sie zu einer Risikogruppe gehören und damit besonders gefährdet für einen schweren Covid- 19-Verlauf sind, oder aber weil sie grundsätzlich Bedenken haben, auf Reisen zu gehen. Hilfreich ist es dann, mit dem Reisenden klar zu kommunizieren, ihm etwa genau zu erklären, wieso weshalb warum der Buchungsprozess so abläuft, wie er abläuft. Ein Beispiel: Buchun- gen sollten idealerweise gebündelt über einen einzigen Reisebüropart- ner erfolgen. Nur so hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, anhand der vorliegenden Buchungsdaten den Reisenden im Notfall – etwa bei einem erneuten Lockdown – zu lokalisieren und zu kontaktieren sowie ihn permanent mit relevanten Informationen zu versorgen. Das Wissen darüber trägt dazu bei, dass sich der Reisende bei seinem Arbeitgeber gut aufgehoben und ernst genommen fühlt. Kelly Kuhn, Chief Customer Service von CWT, sieht in der aktuellen Situation allerdings auch Chancen für das Travel-Management: „Unternehmen haben nun eine einmalige Möglichkeit, sich Altem zu entledigen und neu durchzustarten, um die optimale Geschäftsreise- welt der Zukunft zu gestalten.“ Sie wollen wieder auf Reisen gehen? Dann beachten Sie diese sieben Tipps zur Wiederaufnahme von Geschäftsreisen. Weitere Informa- tionen zu den Services von CWT sowie aktuelle reiserelevante Covid-19-Informationen ﬁnden Sie unter www.mycwt.com/de 1. GUT VORBEREITET UND INFORMIERT SEIN Die Warnhinweise und Quaran- täneregeln der Länder verfolgen und – auch mithilfe von medizi- nischen und Sicherheitsexperten – Richtlinien entwickeln Den Reisezweck klar definieren: Wann ist eine Reise, wann ein virtuelles Meeting sinnvoll? Festlegen, welche Personen- gruppen überhaupt und über welche Routen reisen dürfen

2. GENEHMIGUNGSPROZESSE FÜR REISEN ANPASSEN Es gilt, klare, detaillierte, im Idealfall digitale Prozesse für die Genehmigung von Reisen auf- zusetzen In diesen Prozessen müssen unternehmensweite Einschrän- kungen und staatliche Vorgaben gleichermaßen Beachtung finden Systeme des Reisebüropartners, die oft mit Buchungstools ver- knüpft sind, können dabei helfen 3. DIE GESUNDHEITS- UND SICHERHEITSSTANDARDS KLAR KOMMUNIZIEREN Mindestens die WHO-Vorgaben einhalten: Gesundheit hat Priorität, Reisen in Risikogebiete vermeiden Regeln für das Verhalten vor Ort und nach der Reise definieren Für den Notfall – also die Anste- ckung eines Mitarbeiters oder eine zweite Welle samt Lock- down – einen Krisenplan haben ANZEIGE 5. VERSTÄNDNIS FÜR DIE BEDENKEN DER REISENDEN HABEN UND HILFE BIETEN Kommunikation ist alles: Je besser Reisende die Richtlinie und Prozesse kennen, wissen, was sie erwartet und wie sie im Notfall mit dem Arbeit geber, Experten und ihrer Familie Kontakt halten können, desto wohler fühlen sie sich Jede Änderung der Reiserichtlinie ist sofort proaktiv und effektiv zu kommunizieren 6. KLARE VORGABE DES BUCHUNGSPROZESSES Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, dass sich Reisende an den Buchungsprozess halten Idealerweise erfolgt die Buchung gebündelt über einen Reisebüro- partner. Gebucht werden dürfen nur genehmigte Leistungsträger So kann der Arbeitgeber anhand der vorliegenden Buchungsdaten die Mitarbeiter im Notfall stets erreichen 4. VEREINBARUNGEN MIT LEISTUNGSTRÄGERN PRÜFEN 7. FEEDBACK EINHOLEN UND VORGABEN OPTIMIEREN Abstandsregeln, gestiegene Hygienekosten und der Versuch, Umsatzeinbußen auszugleichen, lassen Preise für Hotels, Flüge und Co. tendenziell steigen Daher sollten auch alternative Konzepte zu Reisen und neue Prozesse in die Reiserichtlinie integriert werden, um Kosten zu reduzieren und zugleich der Fürsorgepflicht nachzukommen Die Mitarbeiter nach der Rück- kehr von der Geschäftsreise zu ihren Erlebnissen befragen Auf Basis des Feedbacks gegebe- nenfalls die Reiserichtlinie sowie die Auswahl an Hotels, Airlines et cetera anpassen Ein Portal aufbauen, damit Rei- sende Erfahrungen teilen kön- nen. Solche Informationen aus erster Hand schaffen Vertrauen

STRATEGIE & FÜHRUNG In die Zukunft investieren DAS FINANZRESSORT ist weit mehr als nur das Rechnungswesen. Aus einer Position der Stärke heraus lässt sich ein Unternehmen bestmöglich weiterentwickeln, sagt DVAG-Finanzvorstand Lars Knackstedt. E r steht bei der Deutschen Vermögensbera- tung wenig im Vordergrund: der Finanz- bereich und dessen Verantwort licher. Den- noch kommt der Position – gerade wenn sich das Umfeld drastisch verändert und die Zu- kunft gesichert werden soll – eine tragende Rolle zu. Mit Einfluss auf alle Leitungsbereiche. Ein Gespräch über Investitionen, Rahmen und Werte mit Lars Knackstedt, im Vorstand der Deutschen Ver- mögensberatung verantwortlich für die Themen Fi- nanzen, Beteiligungen und Immobilien. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie sind Sie in Ihrer Vorstandsposition die Coronakrise angegangen? Lars Knackstedt: Als Familienunternehmen küm- mern wir uns zuerst um die Menschen. Das sind aber eben nicht nur die Aktionäre. Zentral für uns war viel- mehr, im Lockdown für unsere Vermögensberater da zu sein. Die Frage also lautete: Wie können wir unse- re Vermögensberater unterstützen, und wie können wir unser auf menschliche Begegnungen ausgerich- tetes Geschäftsmodell so anpassen, damit sich die Vermögensberater weiter um ihre Kunden kümmern können? Das ist über die neuen Medien erfreulicher- weise gut gelungen. Zudem haben die Vorstands- 60 DUB UNTERNEHMER-Magazin ZUR PERSON LARS KNACKSTEDT Seit 2012 ist Lars Knackstedt bei der Deutschen Vermögensbera- tung im Vorstand und verantwortet die Bereiche Finanzen, Beteili- gungen und Immobilien ressorts IT und Vertriebsent wicklung den Vermö- gensberatern schneller als geplant die technische Plattform „Vermögensplanung digital“ zur Verfügung gestellt. Das hat viele Prozesse erleichtert. Am Ende ist es aber auch unsere DNA, in jeder Krise zugleich die Chance zu erkennen. Mit Fragen wie „Wie können wir unseren Kunden jetzt einen Mehrwert bieten?“ und „Welche Produkte könnten zu sätzlich nachge- fragt werden?“ haben wir uns sehr schnell befasst. Wie komplex war es, im Unternehmen eine einheit- liche Linie zu finden und diese zu fahren? Knackstedt: Hier ist es sicherlich von Vorteil, dass wir ein Familienunternehmen sind. Mit Andreas Pohl als Vorsitzendem des Vorstands haben wir eine Person an der Spitze, die tatkräftig und vertriebsnah in die Offensive geht. Und es hilft die Tatsache, dass wir – anders als Banken oder Versicherungen – vom Ge- schäftsmodell her als reiner Dienstleister agieren. Als Servicegesellschaft schaffen wir das bestmögliche Umfeld für unsere Vermögensberater, sind aber kein regulierter Produktgeber. Daher konnten wir uns re- lativ schnell um unser Kerngeschäft kümmern. So haben wir zeitnah einen Krisenstab eingerichtet, in dem der Personalvorstand und ich aktiv sind. Das

STRATEGIE & FÜHRUNG bringt eine gewisse Durchschlagskraft, um Dinge zu entscheiden und auf den Weg zu bringen. Welche Prioritäten setzen Sie als Finanzvorstand? Knackstedt: Die Ausstattung und Unterstützung unserer Vermögensberater spielt sicher eine große Rolle. Das heißt auf der anderen Seite aber nicht, dass dafür unbegrenzte Budgets vorhanden sind. Das gin- ge dann zulasten des Ergebnisses. In meinem Ressort gilt es, die Wünsche aus dem Vertrieb und die Finan- zierbarkeit miteinander zu vereinbaren. Am Ende aber entscheidet die Familie darüber, ob eine wesent- liche Investition getätigt wird oder nicht. Und die ist stets von dem Gedanken getrieben, den Vermögens- beratern eine möglichst gute Arbeitsatmosphäre und -ausstattung zur Verfügung zu stellen. Damit der Ver- trieb in der Lage ist, immer und überall seine Kunden optimal zu beraten. Und dafür braucht es neben der Ausstattung und der Fähigkeit, auf den Kunden ein- gehen zu können, auch eine hohe Qualität in der Aus- und Weiterbildung. Wie lässt sich vorausschauend investieren? Knackstedt: Es besteht immer ein Risiko, wenn Sie etwas ausprobieren und in eine neue Idee investie- ren. Der Erfolg ist ja nicht programmiert. Doch die über 45 Jahre, die das Unternehmen jetzt existiert, die Rekordergebnisse der letzten Jahre und die un- gewöhnlich niedrige Fluktuation bei den Entschei- dungsträgern verleihen uns hier einen großen Er- fahrungs- und Wissensvorsprung. Das Besondere: Unsere Vorstände gehen bei uns eher in Rente, als zu wechseln – anders als zum Beispiel in der Bank en- landschaft. Diese Stabilität basiert darauf, dass wir uns in diesem Führungskreis auf gemeinsame Werte und die Geschäftspolitik, die wir fahren wollen, ver- ständigt haben. Wenn Sie das dann beharrlich verfol- gen und erkennen, dass bestimmte Schritte erfolg- reich sind, fallen Investitions entscheidungen leichter. Selbstverständlich gehen wir auch einmal ganz ande- re Wege, aber im Kern geht es darum, das klassische Geschäft weiterzuentwickeln und zu perfektionieren. So verstehen wir übrigens auch die Digitalisierung: als Unterstützung unseres Geschäftsmodells. Sie ver- schafft Vermögensberatern mehr Zeit für ihre Kunden. Welcher Kostenblock wird gemeinhin unterschätzt? Knackstedt: Es gibt viele hohe Kostenblöcke im Unternehmen, wie beispielsweise die IT. Aber tat- sächlich unterschätzt ist das Ressort Aus- und Wei- terbildung meines Vorstandskollegen Dr. Dirk Reif- fenrath. Dabei ist es unter anderem entscheidend für den Erfolg unserer langfristigen Geschäftspolitik. Wir investieren in diesen Bereich daher kontinuierlich hohe Beträge. Im Ergebnis haben wir kaum Kunden- beschwerden beim Ombudsmann der BaFin und sehr geringe Stornoquoten. Und das, obwohl wir mehrere Millionen Verträge im Jahr vermitteln. Reputation ist wesentlich für uns. Insofern können wir es uns auch überhaupt nicht leisten, dass die Vermögensberater ihr Handwerk nicht verstehen. So dürfen Berufsanfän- ger bei uns auch noch nicht die komplette Produkt- palette vermitteln, sondern müssen hineinwachsen. Zunächst werden sie von älteren Kollegen betreut, mit denen sie teils gemeinsam in Termine gehen. Zu komplexeren Themen können sie erst dann allein be- raten, wenn sie sich durch zusätzliche Fortbildungen qualifiziert haben. Unser Ansporn ist, dass die fach- liche Ausbildung weit über das hinausgeht, was der Gesetzgeber heute vorschreibt. Das erfordert gewisse Rahmenbedingungen. Knackstedt: In den letzten Jahren haben wir mas- siv in die Ausbildungsinfrastruktur investiert. Wir verbessern die Rahmenbedingungen – auch weil das Unternehmen wächst. Und wir sind überzeugt davon, dass wir nur durch die persönliche Begegnung er- folgreich sind. Das gilt im Außen- wie im Innendienst. Begegnungen schaffen Vertrauen, also die Basis der Vermögensberatung. Und sie bieten Raum für Aus- tausch. Damit schließt sich der Kreis. Je erfolgreicher ein Konzept ist, wie beispielsweise unser persönlicher Austausch in den Schulungszentren, desto mehr müs- sen Sie ableitbar investieren – auch in Immobilien. Wie ist das Unternehmen insgesamt aufgestellt? Knackstedt: Wir sind solide finanziert und verfügen über ein sehr hohes Eigenkapital von rund 450 Milli- onen Euro – bei einer Bilanzsumme von etwas über einer Milliarde. Die finanzielle Stärke ist als einer un- serer Werte also gegeben. So haben wir auch die Kraft, aus eigener Tasche Wachstum zu finanzieren und The- men, die uns wichtig sind, umzusetzen. Vor gut sechs Jahren haben wir das etwa mit dem Erwerb und Um- bau der neuen Unternehmenszentrale in der Frankfur- ter City unter Beweis gestellt. Wir haben hier in mo- derne, einheitliche Arbeitsplätze mit einer Top- Infra- struktur und Gastronomie investiert. Und dieses Büro- gebäude lebt nicht nur davon, dass der Innendienst ein optimales Arbeitsumfeld hat, sondern auch davon, dass wir hier die Vermögensberater begrü ßen können. Es gibt ein großes Konferenzcenter, das für Austausch und Schulungen unter allen Sicherheits aspekten sicher bald wieder verstärkt genutzt wird. DUB UNTERNEHMER-Magazin 61

STRATEGIE & FÜHRUNG Gesund dank Chef EINE BETRIEBLICHE KRANKENVERSICHERUNG können Arbeitgeber inzwischen steuer- und sozialabgabenfrei anbieten. Wie drei Unternehmen und ihre Mitarbeiter von der Möglichkeit profitieren. F itte Mitarbeiter zu haben liegt im ureigenen Interesse eines jeden Unternehmers. Der Berliner Pflegedienst advita hat deshalb be- reits vor drei Jahren einen Gesundheitsplan ins Leben gerufen. „Unsere Mitarbeiter er- halten finanzielle Zuschüsse für viele Leis- tungen, welche die Krankenkassen bei Ärzten und Zahnärzten, bei Therapien oder in der Apotheke nicht übernehmen“, sagt Dean Colmsee, Geschäftsführer von advita. „Diese Zuzahlungen müssten sie sonst aus ihrem Nettolohn bestreiten. Und weitere Gesundheits- services, wie Videosprechstunden mit Ärzten rund um die Uhr oder die schnelle Vermittlung von Facharzt- terminen, können unbegrenzt genutzt werden.“ VORTEILE NUTZEN Colmsee hat für seine 2.400 Mitarbeiter eine zusätz- liche Krankenversicherung abgeschlossen. Laut PKV- Verband haben Ende 2019 circa 820.000 Arbeitneh- mer von einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) profitiert – das sind 62.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Unternehmen, die eine bKV anbieten, liegt mittlerweile bei 10.200. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts INSA zeigt zudem, dass 37 Prozent der Angestellten lieber eine bKV anstelle von anderen Leistungen wie Dienst- Smartphone oder Tickets für den Personennahver- kehr hätten. Rund einem Drittel ist dieser zusätzliche Versicherungsschutz sogar wichtiger als eine Gehalts- erhöhung. Fazit: bKV ist gefragt. Die Verträge werden jeweils für die gesamte Belegschaft oder einige Abteilungen vordefiniert. Dadurch kann die Versicherung das Krankheitsrisiko besser berech- nen. Zudem fallen die Beiträge im Vergleich zu einer gesonderten Vertragsschließung günstiger aus. Mit einer bKV können Arbeitnehmer Leistungen in Anspruch nehmen, die in ihrer regulären gesetz- lichen Krankenversicherung nicht enthalten sind. Wie groß der Leistungsumfang ist, kann der Arbeit- geber in Zusammenarbeit mit der Belegschaft festlegen. In der Regel übernimmt der Arbeitgeber die komplet- ten Beitragszahlungen. Zusätzlich können Angehö- rige der Angestellten wie Ehepartner und Kinder durch eine geringe Beitragszahlung oft ebenfalls die Vortei- le der Versicherung in Anspruch nehmen. Zum Leistungskatalog gehören unter anderem zusätzliche Krankenhausangebote wie freie Arzt- wahl, Zuschüsse beim Brillenkauf, Kranken gymnastik oder Zahnersatzleistungen. Außerdem können Un- ternehmen mit den Angeboten bei Fachkräften punk- 62 DUB UNTERNEHMER-Magazin

STRATEGIE & FÜHRUNG es noch keine steuerliche Förderung. Das hat sich ge- ändert.“ Denn nach der neuen Gesetzeslage gilt inzwi- schen die 44-Euro-Freigrenze für Sachbezüge. Voraus- setzung ist, dass die finanzielle Unterstützung nur als Versicherungsschutz und nicht als Geldleistung genehmigt wird. Bei Auszahlungen mit der Bedingung, einen Versicherungsvertrag abzuschließen, handelt es sich weiterhin um zu versteuernden Lohn. EIGENES GESUNDHEITSBUDGET Bislang konnte ein Unternehmen aus vielen einzelnen bKV-Leistungen ein Paket zusammenstellen. Durch die standardisierten Verträge, die für mehrere Mitar- beiter vordefiniert werden, ist jedoch meist kein Platz für individuelle Bedürfnisse. Eine Alternative bietet das Gesundheitskonzept FEELfree der HALLESCHE Krankenversicherung. Statt die Leistungen festzulegen, bekommt jeder Mitarbeiter ein Gesundheitsbudget. So entscheiden Angestellte selbst, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen. Darauf setzt etwa Dirk Kehrhahn, Geschäftsfüh- rer des Flora Gesundheitszentrums. Rund 80 speziell geschulte Fachkräfte in 26 verschiedenen Berufen arbeiten in dem familiengeführten Unternehmen. Kehrhahn hat sich für einen Budget-Tarif entschieden. Jedem Mitarbeiter steht ein jährliches Gesundheits- budget von 600 Euro zur Verfügung, das individuell eingesetzt werden kann. FLEXIBEL SEIN Auf Rezept: Zahlreiche Leis- tungen werden von der bKV übernommen ten. Im War for Talents ist das ein nicht zu unterschät- zender Vorteil. ZUFRIEDENE MITARBEITER Die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber sendet ein positives Signal an die Arbeitnehmer. „Wert- schätzung beschränkt sich nicht nur auf den vertrau- ensvollen Umgang miteinander oder eine adäquate Entlohnung“, sagt Laura Täger, Personalreferentin der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung Ackermann, Meyer & Partner. Für das Unternehmen steht vor allem im Vorder- grund, dass die Gesundheit und Vorsorge aller Mitar- beiter gefördert wird. Menschen mit Vorerkrankungen haben zudem auch Zugriff auf Leis tungen, die sie ohne ihren Arbeitgeber nicht wahr nehmen könnten: „Bei unserer bKV erhalten alle denselben Versiche- rungsschutz. Wer Vorerkrankungen hat, ist genauso versichert. Als wir uns dafür entschieden haben, gab „FEELfree beinhaltet neun verschiedene Gesund- heitsleistungen aus den Bereichen ambulante und zahn- ärztliche Versorgung, die jeder Mitarbeiter individuell frei wählen kann, bis das vereinbarte Budget ausge- schöpft ist“, sagt Sascha Marquardt, bKV-Experte vom Kompetenzcenter Firmenkunden der HALLESCHE. „Die Bandbreite reicht von Brillen und Kontaktlinsen über Heilpraktiker bis hin zu Zahnbehandlung und Zahnersatz. Auch vom Arzt verschriebene Medika- mente, verordnete Heilmittel, zum Beispiel Massagen und Krankengymnastik, oder Hilfsmittel unterschied- lichster Art sind bei FEELfree eingeschlossen.“ Diese Flexibilität kommt gut an bei Kehrhahns Mitarbeitern: „Jedes Unternehmen ist auf qualifiziertes Personal angewiesen.“ Deshalb müsse man etwas für das Wohlergehen der Belegschaft tun. „Und eine posi- tive Stimmung bei den Beschäftigten strahlt auch auf unsere Kundschaft ab“, ist Kehrhahn überzeugt. 0 Mehr unter bkvfeelfree.de DEAN COLMSEE Geschäftsführer, advita, Berlin LAURA TÄGER Personalreferentin, Ackermann, Meyer & Partner DIRK KEHRHAHN Geschäftsführer, Flora Gesund- heitszentrum DUB UNTERNEHMER-Magazin 63

STRATEGIE & FÜHRUNG Bleibt alles anders? THE NEW NORMAL ist derzeit das Buzzword schlechthin, obwohl die Ansichten darüber auseinandergehen. DUB UNTERNEHMER hat mit Politikern und Managern gesprochen, die Einblicke in ihre persönliche „Post-Corona-Ära“ geben – und erklären, was sich wirklich ändert. F risch gemah- lener Kaffee aus der eigenen Küche, auf dem Sofa die ersten E-Mails checken, nebenbei die gestrige Digital- konferenz streamen. Was viele in der Corona- krise erlebten, wird bald Standard sein. Zumindest meinen das diejenigen, die heute von „The New Nor- mal“ sprechen. Gemeint ist damit die Post-Corona- Ära, die neue Welt, in der vieles anders ist. Eine Welt, in der sich die Auswirkungen und die Erfahrungen aus der Krise direkt auf die Gestaltung der Arbeits- welt niederschlagen: mehr Homeoffice, mehr New Work, mehr Digitalisierung. Doch steckt hinter den Trends wirklich ein langfristiger Wandel? Und wenn ja: Gehen damit nur positive Effekte einher? STÄRKUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT Nein, sagt etwa Jasmin Arbabian-Vogel. „Die Verlie- rer der Krise scheinen die Frauen zu sein“, meint die Unternehmerin (siehe Interview rechts). Noch immer gelten sie als das ökonomisch „schwächere“ Glied, deren Ungleichheit durch die Krise weiter verstärkt wurde. Andererseits könnte sich genau das nun än- dern, denn gerade Frauen hätten durch die Krise ihre digitalen Kompetenzen erweitert. Das könnte nicht nur dem Thema Diversität einen Schub verlei- 64 DUB UNTERNEHMER-Magazin hen, sondern auch eine Chance im War for Talents darstellen. Tatsächlich gehört der Fachkräftemangel zu einer der drei großen Herausforderungen, die Mittelständ- ler nun intensiv angehen wollen. Daneben konzen- trieren sie sich auf die Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Digitalisierung. Das ergab die Sonderauswertung zum „Zukunftspanel Mittelstand“ vom Institut für Mittelstandsforschung. Die befragten Politiker und Manager zeichnen in DUB UNTERNEHMER ein ähnliches Bild. „Eine Krise birgt enorm viel Innovationspotenzial“, sagt etwa Tino Krause von Facebook (siehe Seite 66). Und auch Nick Jue erkennt klare Vorteile: „Zur Transfor- mation war ich in den letzten Jahren regelmäßig mit Mitarbeitern im Austausch, aber nicht so oft wie jetzt“, sagt der CEO der ING Deutschland (siehe Seite 74). Wie der Businessalltag künftig wirklich aussieht und wie viel von der „Neuen Normalität“ tatsächlich übrig bleibt – das lesen Sie auf den folgenden Seiten.

STRATEGIE & FÜHRUNG Rollenverständnis von gestern Warum Corona eine Gefahr für die Gleichberechtigung ist, wie hart Frauen in Führungspositionen kämpfen müssen und warum Diversität ein Unternehmen zukunftsfähig macht, erklärt Unternehmerin Jasmin Arbabian-Vogel. auf Podien setzen, in die Schulen gehen, für Unternehmertum werben und stets bedenken, dass junge Menschen Vorbilder brau- chen. Mädchen zu zeigen, dass man Ingenieurin werden kann, Pilotin oder Bundeswehr-Offizierin – das ist wichtig. Welchen Nutzen können Unternehmer aus Diversität ziehen? Arbabian-Vogel: Studien zeigen, dass gemischte Teams bes- sere Ergebnisse erzielen, krisenfester sind und ihren Erfolg län- gerfristiger halten können. Der entscheidende Faktor ist aber ein anderer: In einer globalen Welt sind der Rohstoff der Zukunft die Fachkräfte. Und da davon nicht genug vorhanden sind, existiert ein harter Kampf um kluge Köpfe, den nur die Unternehmen für sich entscheiden können, die als modern, offen und zukunftsori- entiert wahrgenommen werden. Das sind nicht jene Unternehmen mit homogener, weißer und männerdominierter Belegschaft. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Herrscht momentan eine Entwicklung der Retraditionalisierung? Jasmin Arbabian-Vogel: Die Verlierer der Krise scheinen momentan Frauen zu sein. Auch dann, wenn beide im Home- office sind, sitzt der Mann im „Büro unterm Dach“, während die Frau aus der Küche heraus mit dem Notebook agiert, nebenbei die Kinder betreut und den Haushalt schmeißt. Hier zeigt die Coronakrise: Die Ungleichheit gab es schon vorher, sie zeigt sich nun nur deutlicher. Es sind noch immer Frauen, die weniger verdienen, in den schlechteren Jobs verweilen und die häufiger Teilzeit-Arbeitsverhältnisse haben. Sie sind daher auch schon vorher das ökonomisch „schwächere“ Glied gewesen, was sich in der Pandemie brennglasartig bemerkbar macht. Aber: Vor allem Frauen haben sich digital anders auf- gestellt und Kompetenzen erweitert. Das kann zu einer echten Chance nach der Pandemie führen. Was raten Sie Frauen, die das Gefühl haben, sie werden durch die Krise zurück in ein veraltetes Rollenmuster gedrängt? Arbabian-Vogel: Ich würde jeder Frau raten, unabhängig von Corona, sich nicht auf das traditionelle Schema zu verlassen, bei dem der Mann als Ernährer fungiert und die Frau wegen der Sorge-Arbeit aussteigt. Wir haben es in der Hand: Wann immer es geht, müssen wir unbe- quem sein, Wahrheiten ansprechen, uns ZUR PERSON JASMIN ARBABIAN-VOGEL ist geschäftsfüh- rende Gesellschaf- terin der Interkul- tureller Sozialdienst GmbH sowie Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU). Mit 28 grün- dete sie ihr erstes Unternehmen DUB UNTERNEHMER-Magazin 65

STRATEGIE & FÜHRUNG Status quo Mittelstand STUDIE Wie ist es derzeit um die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland bestellt? Wo finden sie Hilfe, um finanzielle Verluste auszugleichen und Mitarbeiter vor Entlassungen zu schützen? Eine Untersuchung von Facebook klärt auf – und der Konzern bietet zudem seine Unterstützung an. ZUR PERSON TINO KRAUSE leitet seit Februar 2019 als Country Director die Geschäftsentwick- lung von Facebook in Deutschland, Österreich und der Schweiz D ie Lage des deutschen Mittelstands ist ernst: 65 Prozent der kleinen und mittleren Un- ternehmen (KMU) geben an, dass ihre Einnahmen deutlich niedriger sind als im Vorjahr. In rund 23 Prozent der Unter- nehmen kam es bereits zu Entlassungen. Das zeigt der „Future of Business Survey“, ein Ge- meinschaftsprojekt von Facebook, der Weltbank und der Organisation für wirtschaftliche Zusammen - ar beit und Entwicklung (OECD). In über 50 Län- dern und Regionen wurden KMU nach ihren Erfah- rungen in der Coronakrise und dem Bedarf an Un- terstützung befragt. Deutlich wird auch, wie sehr soziale Medien KMU helfen, die Krise besser zu überstehen: Digitalisierte Unternehmen sind laut der Studie zuversichtlicher. Tino Krause, Country Director DACH bei Facebook, erklärt, welche Chancen die Digitalisierung für den deutschen Mittelstand in der Krise bietet und was Facebook für Unternehmer macht, um diese mit ins Morgen zu nehmen. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Facebook hat zusam- men mit der OECD und der Weltbank Daten über den Mittelstand in der Coronakrise erhoben. Wie schlägt sich der deutsche Mittelstand? Tino Krause: Wir sehen, dass vor allem KMU, die ihre Online-Präsenz schon vor der Pandemie aufge- 66 DUB UNTERNEHMER-Magazin baut haben, besser durch die Krise kommen als Un- ternehmen, für die Digitalisierung noch komplettes Neuland ist. Aber die Zahl ist noch gering: Nur ein Drittel der Befragten erklärt, dass mindestens 25 Pro- zent ihrer Einnahmen über digitale Kanäle generiert werden konnten. Im europäischen Vergleich hat Deutschland Nachholbedarf: In Frankreich waren es 43 Prozent, in Großbritannien etwa die Hälfte. Unter- nehmer und Unternehmerinnen wie beispielsweise Laura Berg, Gründerin von KEKSZauber, bestätigen, welche wichtigen Möglichkeiten digitale Plattformen gerade in der Krise bieten, um mit bestehenden Kun- den eng in Verbindung zu bleiben und um neue Ziel- gruppen zu erschließen. Welcher Faktor ist aus Ihrer Sicht entscheidend für den Weg aus der Krise? Krause: Eine Krise birgt enorm viel Innovations- potenzial. Das haben wir vor allem an den kreativen Lösungen von Unternehmen gesehen, welche die Aus- richtung ihres Geschäftsmodells quasi über Nacht angepasst haben. Ein Beispiel ist das Hamburger Unternehmen Brooklyn Soap Company, das Haut- und Pflegeprodukte für Männer herstellt und vertreibt. Das Produktangebot wurde in kürzester Zeit um Desinfektionsmittel erweitert und über die Face- book-Seite sowie Facebook-Shops kommuniziert und an geboten. Innerhalb einer Woche wurden fast 1.000 Käufe verzeichnet. Das verdeutlicht, wie wichtig und hilfreich digitale Kanäle für Unternehmen sind. Wie unterstützt Facebook Unternehmen in dieser schwierigen Zeit?

STRATEGIE & FÜHRUNG #WIRLIEBENMITTELSTAND Das Angebot der Mittelstandskampagne im Überblick: Branchenspezifische virtuelle Trainings über die Herausforderungen und Chancen verschiedener von der Krise betroffener Branchen. Zu Gast sind Vertreter aus Politik und von Verbänden wie dem DEHOGA, der Handelskammer Berlin oder des Handelsverbands Deutschland (HDE). Individuelle Coachings für Kleinunternehmen bieten interessierten Unternehmern Möglichkeiten zum Austausch mit Marketingexperten. Die Teilnehmer können Fragen rund um den Einsatz von sozialen Medien und Krause: Wir sehen, dass jedes Unternehmen und jede Branche anders getroffen ist und passgenaue Lösungen benötigt. Wir wollen genau hier ansetzen und bis zum Jahresende 10.000 Unternehmer und Unternehmerinnen in Deutschland unter dem Motto #WirliebenMittelstand digital fit machen. Vor allem haben wir Bedarf in den Branchen Reise, Gastronomie und Handel ausgemacht, für die wir spezifische Trainings anbieten. Zu- dem bieten wir in unserer Serie „Digital Durch- starten“ jeden Dienstag Unternehmen aus diesen drei Branchen Live-Coachings an. In diesen gehen unsere Marketingexperten auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen ein und stellen Lösungen vor. Das Format bietet Interessierten die Möglichkeit, die Serie mitzuver- folgen und von praktischen Problemstellungen und Lösungsansätzen zu lernen. Sie wollen 10.000 KMU digital fit machen. Was genau bedeutet das? Gilt das nur in Bezug auf die Plattfor- men von Facebook? Krause: Die Krise unterstreicht, dass Digitalisierung und ein digitales Standbein wichtig für kleine und mittlere Unternehmen sind. Wir möchten Unternehmer und Unternehmerinnen dabei unterstützen, ihre ge- samte Digitalstrategie auf- und auszubauen. Dafür schulen wir sie im Umgang und Einsatz mit unseren Plattformen und Produkten, sowohl für Facebook und Messenger als auch für Instagram und WhatsApp. Darüber hinaus bieten wir aber auch wertvolle hand- werkliche Tipps für das Storytelling und das Hervor- heben der eigenen Unternehmensgeschichte, die auf allen digitalen Kanälen angewendet werden können. Wie sieht New Work bei Facebook aus? Krause: Wie alle Facebook-Mitarbeiter arbeite ich seit Mitte März im Homeoffice. Mein Büro ist der Win- tergarten meiner Schwiegereltern. Natürlich war die DIGITAL DURCHSTARTEN MIT FACEBOOK In dieser Ausgabe zum Thema: New Normal die Ausrichtung ihrer digitalen Unternehmensstrategie stellen. Alle Informationen und Termine finden Sie unter bit.ly/wirliebenmittelstand Die Veranstaltungen werden auf der Facebook-Seite „Politik und Gesellschaft“ ausgestrahlt. Es gibt Fördergelder in Höhe von 100 Millionen US-Dollar für mehr als 30.000 kleine und mittelständische Unternehmen in 30 Ländern: Das soll Unterneh- mern helfen, ihre laufenden Kosten zu decken 65 Prozent der Unternehmer gaben an, dass ihre Einnahmen deutlich nied- riger sind als im Vorjahr 23 Prozent der Unternehmer mussten bereits Beschäftigte entlassen und die Auswirkungen der Coronakrise abzumildern. Mehr Informationen zur Teilnahmeberechtigung und Bewerbung unter facebook.com/business/ boost/grants komplette Umstellung auf digital auch für uns neu. Es ist interessant zu beobachten, wie neue Formen des Mit- einanders im Team, aber auch mit den Kunden ent- standen sind und wie schnell sich alle an die neue Situation gewöhnt haben. Glauben Sie, dass Teile dieser neuen Arbeitskultur auch in den nächsten Monaten bestehen bleiben? Krause: Ich bin überzeugt, dass die Coronakrise einen langfristigen Wandel zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Wir haben gesehen, wie man auch über digitale Kanäle den Austausch und den Kundenkontakt pflegen kann. Eine physische Präsenz wird nicht mehr überall notwendig sein. Das gilt für uns, aber genauso für Firmen, die sich bisher wenig mit der Digitalisierung auseinandergesetzt haben. 0 Mehr unter bit.ly/wirliebenmittelstand DUB UNTERNEHMER-Magazin 67

STRATEGIE & FÜHRUNG Sich mal locker machen FLUGTAXIS sind für Michael Kretschmer ein gutes Beispiel, wie Deutschland zu einem Tech-Vorreiter werden könnte – wäre da bloß nicht die strenge Regulierung. Und das ist nur ein Aspekt, den Sachsens Ministerpräsident im DUB Business Talk an der Politik kritisiert. ZUR PERSON MICHAEL KRETSCHMER ist CDU-Politiker und seit 2017 Sachsens Minister- präsident. Seine politische Karriere begann Kretsch- mer als Stadtrat in seiner Heimatstadt Görlitz. Das Amt hatte er von 1994 bis 1999 inne D amit die deutsche Wirtschaft schnell wieder floriert, muss sich etwas ändern – Unter- nehmen brauchen etwa mehr Freiheiten, findet Michael Kretschmer (CDU). Als Beispiel nennt er Flugtaxis. Airbus oder Lilium zeigen, dass es derzeit vielverspre- chende Ansätze für eine solche Lösung gibt (siehe Seite 96). „Wir sollten alles tun, damit Flugtaxis hier- zulande getestet und zugelassen werden können“, sagt Sachsens Ministerpräsident. Er sehe großes Innova- tionspotenzial in Deutschland, strenge Regelungen wie das Arbeitszeitgesetz oder der Datenschutz mach- ten eine Umsetzung aber schwierig. Unternehmen verlegten ihr Geschäft deshalb in die USA. Kretschmer will nun dafür sorgen, dass Innovationen wie ein Flug- taxi nicht an gesetzlichen Vorschriften scheitern. Im Gespräch mit DUB UNTERNEHMER- Verleger Jens de Buhr kritisiert der Politiker zudem das im Juni beschlossene Konjunkturpaket der Bun- desregierung. Die Abwrackprämie etwa sei zugunsten der Mehrwertsteuersenkung zu gering ausgefallen. Für den 45-Jährigen sind die Automobil- und Technolo- gie industrie allerdings Schlüsselbranchen, die Inno- vation in Deutschland vorantreiben müssen. Sachsen hat deshalb ein eigenes 400 Millionen Euro schweres Programm aufgelegt, das Unternehmen bei Insolvenz- gefahr unterstützen soll. MEHR UNTERNEHMERGEIST Zudem warnt Kretschmer: Die gröbsten Folgen der Krise seien erst im Frühjahr 2021 überstanden. Bis dahin müsse der Staat Unternehmer nicht nur mit Geld unterstützen, sondern auch mit gewissen Freihei ten. Die Debatte über eine 35-Stunden-Woche etwa sei nicht zielführend. Zu glauben, dass man mit weniger Arbeit den gleichen Wohlstand erwirtschaften kön- ne, sei ein Trugschluss. Weniger Arbeitsstunden 68 DUB UNTERNEHMER-Magazin würden Unternehmen nur einschränken. Sie bräuchten Freiheiten, um Leistung zu erbringen und flexibel auf neue Situationen reagieren zu können, so Kretschmer. KEINE BEWEISE FÜR HUAWEI-SPIONAGE Auch für internationale Konflikte findet Kretschmer klare Worte im DUB Business Talk. Im Handelskrieg zwischen den USA und China sähe er Deutschland und die EU lieber in einer unabhängigen Position. Er nannte als Beispiel den Streit um das 5G-Netz und den Ausrüster Huawei, dem Spionage vorgeworfen werde (siehe Seite 50). Er finde es „unglaublich, was Amerika macht, um eigene Interessen durchzusetzen“. Kretschmer sieht aktuell keine Beweise, dass die An- schuldigungen zutreffen. Europa müsse geeint bleiben, um die eigene digitale Entwicklung voranzutreiben, ohne sich von äußeren Faktoren hemmen zu lassen. Denn gerade jetzt sei der Ausbau der digitalen Infra- struktur in Deutschland unerlässlich. 0 Mehr unter DUB-magazin.de/michael-kretschmer

STRATEGIE & FÜHRUNG Turbo-Digitalisierung IT-BRANCHE Ein Lockdown ohne stabiles Netz? Unvorstellbar. Während andere Länder scheiterten, hat Deutschland überzeugt. Doch die Krise offenbarte auch Mängel – nicht nur in der Infrastruktur. Welche diese waren und wer jetzt für die Behebung verantwortlich ist, erläutern Hagen Rickmann von der Deutschen Telekom und Achim Berg vom Bitkom. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Das Coronavirus be- schleunigt die Digitalisierung und verhilft New Work zum Durchbruch – zwei Thesen, die zuletzt oft zu hören waren. Stimmen Sie zu? Hagen Rickmann: Satya Nadella, der CEO von Micro- soft, hat nach dem Lockdown festgestellt: Wir haben jetzt in zwei Monaten so viel Digitalisierung erlebt wie sonst in zwei Jahren. Das unterschreibe ich! Und Hand in Hand mit der Turbo-Digitalisierung ging die Etablie- rung von New Work. Vor Corona war Heim arbeit eine Randerscheinung, verpönt in den meisten Konzernen. Ich selbst hatte auch Vorbehalte. Durch den Lockdown hat sich das geändert. Jetzt weiß ich, dass Homeoffice sehr gut funktioniert. Man ist zu Hause sogar konzen- trierter und arbeitet entsprechend effizienter, sodass man sich Zeitfenster schaffen kann. Dadurch konnte ich beispielsweise in der Mittagspause auch mal eine Runde joggen gehen. Vor Corona war das undenkbar. ZUR PERSON HAGEN RICKMANN ist Geschäfts- führer für den Bereich Geschäftskunden der Telekom Deutschland Achim Berg: Wir haben gesehen, dass sich über Videokonferenzen viele Themen gut abarbeiten lassen. Gleichzeitig sparen wir uns die Fahrten ins Büro; Ar- beit geber brauchen weniger Büroflächen. Ich hoffe, dass wir nicht wieder in den alten Trott fallen. Es wäre auch an der Zeit, dass der Gesetzgeber das Arbeits- zeitgesetz in ein Wochenarbeitszeitgesetz umwandelt, damit wir unsere Arbeitszeiten besser nach unseren Bedürfnissen einteilen können. Wenn Sie einmal die vergangenen Monate rekapitu- lieren: Was hat in Deutschland während der Krise besser funktioniert, als Sie gedacht hätten – und wo wurden Mängel erst recht offensichtlich? Berg: Na, da schaue ich doch direkt mal zu Hagen rüber – wer hätte gedacht, dass unsere Netze so sta- bil bleiben, während wir fast alle gleichzeitig Corona- Updates abrufen, Videos streamen und Videokonfe- renzen abhalten? Das hat sehr gut funktioniert. Ich denke, die größten Mängel haben Eltern schulpflich- tiger Kinder gespürt ... und auch Bürger, die zum Bei- spiel mal schnell ein Auto anmelden wollten. Rickmann: Gut funktioniert hat aus Sicht der Tele- kom eine ganze Menge: die Aufrechterhaltung der Netze, das Digitalisieren von analogen Unternehmens- bereichen und die Realisierung der Corona-Warn-App. Die App haben wir nach dem „Go“ der Regierung zu- sammen mit SAP in weniger als 50 Tagen entwickelt! Aus bundesdeutscher Sicht hat ebenfalls sehr vieles gut funktioniert – das generelle Krisenmanagement der Regierung nach dem landesweiten Lockdown, die Solidarität innerhalb der Sozialgemeinschaft und die zumindest anfänglich große Bereitschaft der Bür- gerinnen und Bürger, sich an die strikten Einschrän- kungen zu halten. Mängel sind vor allem im Schulsys- tem zutage getreten, wie Achim Berg schon angemerkt hat. Die Anbindung an das Internet war teilweise sehr schlecht, es gab keinen einheitlichen oder überhaupt keinen Online-Unterricht. 70 DUB UNTERNEHMER-Magazin

ZUR PERSON ACHIM BERG ist seit 2017 Präsident des Digital- verbands Bitkom Wer ist im Hinblick auf die Beseitigung dieser Män- gel eher gefordert – Wirtschaft oder Politik? Berg: Viele Unternehmer hätten sicher gute Ideen, wie sich Verwaltungseinrichtungen und schulische Bildung digitalisieren und optimieren lassen. Der erste Schritt muss aber von der öffentlichen Hand und der Kultusministerkonferenz kommen. Rickmann: Die Bewältigung der Mängel ist aus mei- ner Sicht eine Gemeinschaftsaufgabe. In vielen Fragen muss die Politik vorweggehen, aber sie bedarf der Unterstützung der Wirtschaft – etwa an den Schulen. Der Staat muss die Rahmenbedingungen schaffen, aber für die Realisierung braucht es private Investo- ren und eine unbürokratische Verwaltungspraxis. Wie stehen Ihrer Meinung nach die Chancen dafür, dass Europa und insbesondere Deutschland die zwei- te Halbzeit des digitalen Wandels für sich entscheiden? Rickmann: Unser Ass im Ärmel ist die Industrie. Europa hat viele industrielle Weltmarktführer, soge- nannte Hidden Champions. Wenn diese ihre Produk- tion oder Prozesse vollständig digitalisieren, sind wir in Europa beim digitalen Wandel weit vorn. Zudem haben wir speziell in Deutschland zahlreiche innova- tive Start-ups, die die Industrie mit digitalen Lösungen unterstützen können. 500 davon fördert die Telekom mit ihrem Accelerator-Programm. Ich bin sehr opti- mistisch, dass Europa und Deutschland zur internatio- nalen Speerspitze der Digitalisierung werden können. Berg: Die Künstliche Intelligenz wird nahezu alle Bereiche erreichen – warum sollte man hier nicht kon- sequent als Unternehmen einsteigen? Und in Bezug auf die Förderung durch die Bundesregierung gilt: Mit der Gießkanne kommen wir nicht weiter. Wir sollten uns auf wenige Dinge fokussieren und diese dafür richtig gut machen. Deutschland ist traditionell in zwei digitalen Bereichen stark: in der KI-gestützten Mobilität und in der Gesundheitsversorgung. Wenn Wirtschaft und Politik hier konzentriert zusammen- arbeiten, haben wir eine echte Chance, in puncto Di- gitalisierung einen vorderen Rang einzunehmen. Kann das Konjunkturpaket uns dabei helfen? Oder ist das Geld nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Rickmann: Das Konjunkturpaket kann ganz sicher helfen. Es ist genau der Impuls, den die Wirtschaft jetzt braucht. Zwei Dinge sind jetzt aber wichtig: erstens, dass viel Geld in die Förderung von Digi- talisierungsprojekten fließt, damit Unterneh- men einen Anreiz zur Transformation haben. Zweitens, dass diese Förderungen auch leicht in Anspruch genommen werden können. Kon- STRATEGIE & FÜHRUNG kret heißt das: Abbau von Bürokratie. Die Wirtschaft kann und sollte der Politik hier unter die Arme greifen und ihr beratend zur Seite stehen. Berg: Wir haben uns stark dafür eingesetzt, bewusst nicht auf Themen von gestern zu setzen, sondern jetzt eine Förderung der Digitalisierung stärker anzugehen, die schnell bei den Unternehmen ankommen kann. Die Bundesregierung hat einen guten Job gemacht und fast ein Drittel der gesamten Investitionen für die Digitalisierung reserviert, Stichwort „Digital Next“. Wir als Unternehmer treffen jetzt und heute die Ent- scheidung, ob daraus ein analoges Strohfeuer oder ein digitales Feuerwerk wird. Wie lautet Ihre Botschaft für Unternehmer, die Digita- lisierung noch immer nicht für erfolgsrelevant halten? Rickmann: Ich habe zwei Botschaften. Erste Bot- schaft: Verstehen Sie die Krise als Weckruf! Sie hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung für Unternehmen jeder Größe ist. Ein „Weiter wie bisher“ kann es nicht geben. Zweite Botschaft: Es ist noch nicht zu spät. Auch wenn Sie bislang vollständig analog arbeiten – Ihr Geschäft ist trotzdem digitaltauglich. Sie müssen auch nicht gleich alles auf den Kopf stellen. Beginnen Sie in kleinen Schritten mit der Transformation. Die Deutsche Telekom berät und unterstützt Sie gern. Berg: Bei einer Bitkom-Umfrage, die unmittelbar vor Corona durchgeführt wurde, haben 22 Prozent der Unternehmen angegeben, keine Digitalstrategie zu haben. Ich hoffe, die Unternehmer haben inzwi- schen umgedacht. 0 Mehr unter DUB-magazin.de/telekom-meets-bitkom DUB UNTERNEHMER-Magazin 71

STRATEGIE & FÜHRUNG Abschied von der „alten Schule“ DIGITALISIERUNG – klar, aber wo beginnen? Bei den kaufmännischen Prozessen, sagt Dr. Robert Mayr, CEO des IT-Dienstleisters DATEV. Denn diese Aufgaben haben genau den richtigen Umfang für den Start. P lötzlich musste die deutsche Arbeitswelt digital werden. Ein Mehrwert entsteht in Zeiten der Krise aber nicht nur durch neue Kommunikationswege oder angepasste Businessmodelle. Kaufmännische Daten tragen beispielsweise in kleinen und mittel- ständischen Unternehmen wesentlich zum geschäft- lichen Erfolg bei. Das sagten 95 Prozent der Unter- nehmen bereits im Jahr 2016 im Rahmen einer Stu- die der Universität Bamberg im Auftrag der DATEV. Robert Mayr, CEO des IT-Dienstleisters, wünscht sich jetzt mehr unternehmerischen Mut in Deutsch- land und setzt sich aktiv für die Digitalisierung kauf- männischer Abläufe ein. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Das Coronavirus be- schleunigt die Digitalisierung und verhilft New Work zum Durchbruch – ist das tatsächlich so? Robert Mayr: Ja, die Erfahrungen der letzten Wochen haben ein Umdenken bewirkt. Wir er- lebten die Optimierung und Digitalisierung vor allem bei den kaufmännischen Abläufen und in der Gestaltung der Zusammenarbeit von Unternehmen und Steuerberatungskanz- leien. Notgedrungen beschäftigten sich außerdem viele Organisationen mit New- Work-Konzepten. Dabei haben die meis- ten mit Homeoffice und flexiblen Ar- beitsstrukturen positive Erfahrungen gemacht. Selbst Chefs der „alten Schu- le“ müssen eingestehen, dass Zusam- menarbeit auch ohne direkte Kontrol- le vor Ort gut funktionieren kann. Welche Änderungen gab es bei der DATEV durch Corona? Und wie stel- len Sie sicher, dass nicht bald wie- der Business as usual herrscht? Mayr: Bei DATEV wurde schon vorher mobil gearbeitet. Ab März ZUR PERSON DR. ROBERT MAYR ist seit 2016 CEO der Genossen- schaft DATEV. Mayr ist erst der dritte Chef in der 50-jährigen Geschichte des Unternehmens 72 DUB UNTERNEHMER-Magazin

STRATEGIE & FÜHRUNG haben wir kurzfristig über tausend zusätzliche Re- mote- Berechtigungen ausgestellt. So können rund drei Viertel unserer Belegschaft im Homeoffice arbeiten. Die Zusammenarbeit mit virtuellen Tools wie beispiels- weise Videokonferenzen funktioniert hervorragend. In Teilen ist sie nach meiner Einschätzung sogar effi- zienter geworden – es ist doch ganz praktisch, wenn Wegezeiten zwischen den Meetings entfallen. Ein Zu- rück zum Büroalltag vor Corona wird es bei DATEV definitiv nicht geben, denn im Prinzip haben sich le- diglich Entwicklungen beschleunigt, die wir bereits eingeleitet hatten. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihnen? Mayr: DATEV ist eine Genossenschaft. Dieses Wirt- schaftsmodell hat einen entscheidenden Vorteil: Im Zentrum unseres Handelns steht, durch die Satzung festgelegt, das Wohl unserer Mitglieder und Kunden. Losgelöst vom Druck der unmittelbaren Gewinnmaxi- mierung ist damit nachhaltiges Wirtschaften gewis- sermaßen Teil der DNA unseres Unternehmens. Auch in einer Ausnahmesituation kann eine starke Gemein- schaft leisten, wozu ein Einzelner nicht in der Lage ist. Das hat sich ganz aktuell wieder gezeigt. Betriebswirtschaftliche Prozesse will DATEV zuneh- mend automatisieren. Geben Sie uns einen Ausblick: Welche Prozesse werden künftig unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz erleichtert? Mayr: Bei den meisten KI-Systemen geht es vor allem um eine praktische Anwendung von Mathema- tik durch Optimierungsverfahren und Statistik. Muster und Gesetzmäßigkeiten in bereits verarbeiteten Daten sollen erkannt und dann strukturell ähnliche Daten nach den erlernten Kriterien beurteilt werden. Auf dieser Basis lässt sich auch bürokratischer Aufwand verringern. Wir arbeiten beispielsweise an einem selbstlernenden System für die Buchführung. Es erkennt, nach welchen Mustern im Regelfall gebucht wird, und wendet diese Systematik auf neue, ähnlich gelagerte Sachverhalte an. Schafft das System die Klassifizierung gut, lassen sich Buchungsvorgänge damit zumindest teilweise automatisieren. Die Nachfrage nach IT-Lösungen ist während der Coronapandemie gestiegen. Sehen Sie Ihr Unterneh- men als Krisengewinner? Mayr: Wir sind bislang wirklich gut durch die Krise gekommen. Wir waren in der Lage, sehr schnell zu reagieren und passende Informationsangebote und Lösungen zu erstellen. Natürlich haben wir vor diesem Hintergrund auch keinen akuten Einbruch unserer geschäftlichen Tätigkeit verzeichnen müssen. Als Kri- sengewinner würde ich uns aber dennoch nicht be- trachten. Angesichts der vielen Unsicherheiten, die mit Corona einhergehen, können auch wir nicht ab- schätzen, wie sich das laufende Geschäftsjahr wei- terentwickelt. Wir mussten beispielsweise Präsenz- seminare, Veranstaltungen und Vor-Ort-Berat ungen aussetzen. Und konjunkturbedingt ist zu erwarten, dass es weniger Lohn- und Gehaltsab rechnungen ge- ben wird. Diese Entwicklungen werden sich in unseren Umsatzzahlen für dieses Jahr niederschlagen. Steht die staatliche Bürokratie mit ihren langwieri- gen Genehmigungsverfahren der Digitalisierung in Deutschland im Wege? Mayr: Was das Thema Digitalisierung anbetrifft, sind wir wirklich nicht in der Poleposition. Wenn ich mein Auto ummelden will, muss ich im Jahr 2020 immer noch physisch vor Ort sein. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Man läuft dort oft gegen Wän- de an, weil noch Skepsis und Berührungsängste be- züglich der digitalen Transformation bestehen. Ich bin beispielsweise selbst ausgebildeter Wirtschaftsprü- fer und Steuerberater. Warum nicht diesen Berufs- stand mehr in Digitalisierungsprozesse einbinden? Es ist doch nicht die Kernkompetenz eines Mittelständ- lers, seine kaufmännischen Prozesse abzubilden. Das könnte man einfach an den Steuerberater auslagern. Die kollaborativen Instrumente stehen zur Verfügung. Man muss sie nur nutzen. Welche Schritte sind noch nötig, damit deutsche Un- ternehmen die Herausforderungen, welche die Digi- talisierung mit sich bringt, bewältigen können? Mayr: Zum einen brauchen wir eine funktionieren- de digitale Infrastruktur. Die verfügbaren Internet- bandbreiten sind stark verbesserungswürdig, vor allem auf dem Land besteht Nachholbedarf. Zusätz- lich fehlt eine Dateninfra- und Datenschutzstruktur auf Grundlage europäischer Standards und Werte. Des Weiteren müssen die Unternehmen in Sachen Digitalisierung mehr Offenheit und Mut für Neues entwickeln. Gerade in der Coronazeit ist deutlich ge- worden, dass die technische Ausstattung nur bedingt weiterhilft, wenn wir nicht grundsätzlich durch gän- gige digitale Prozesse haben. Deshalb sollten die Unternehmen ruhig klein anfangen, statt vor der vermeintlichen Mammutaufgabe zurückzuschre- cken. Ich empfehle für den Start die kaufmän- nischen Prozesse. 0 Mehr unter datev.de DUB UNTERNEHMER-Magazin 73

STRATEGIE & FÜHRUNG „Experimente zulassen“ NEW WORK Loslassen, den Mitarbeitern Freiheiten gewähren – das ist nicht immer einfach, sagt Nick Jue, Vorstandschef der ING Deutschland. Er erklärt, warum agiles Arbeiten heute so wichtig ist und noch an Bedeutung gewinnt. W elchen Rat er Unternehmern geben würde? „Immer wieder zu experimen- tieren“, sagt Nick Jue, Deutschland- chef der Direktbank ING. Etwas, was er selbst gern tut. So bezeichnet er etwa die Kooperation mit Scalable Capital – der Online-Vermögensberater setzt voll auf automatisierte Anlage – als solch ein Experiment. „Da ging es anfangs beispielsweise auch darum zu sehen, ob Robo-Advisors Zukunft haben oder nicht“, so Jue. Ein Experiment mit Erfolg: 14.400 ING-Kunden er- öffneten 2019 ein Depot; das Volumen im Wertpapier- geschäft hat sich auch dank der Zusammenarbeit im Vergleich zu 2018 auf 1,2 Milliarden Euro verdoppelt. AMAZON ALS PARTNER Die vor wenigen Wochen gestartete Kooperation mit Amazon betrachtet Jue ebenfalls als große Chance auf neuem Terrain. Die ING vergibt nun an teilnahme- berechtigte Verkäufer auf dem Amazon-Marktplatz Kredite in Höhe von 10.000 bis 750.000 Euro. Kleine und mittlere Unternehmen, die Amazon als Vertriebs- weg nutzen, erhalten so Zugang zu Liquidität. Damit sollen sie in der Lage sein, ihre Finanzgeschäfte in die 74 DUB UNTERNEHMER-Magazin ZUR PERSON NICK JUE ist seit 2017 Vorstands- vorsitzender der ING Deutschland. Der Betriebswirt arbeitet seit 2002 für die ING und bekleidete für die Bank zunächst unterschied liche Positionen in Belgien und den Niederlanden eigene Hand zu nehmen und ihr Business wachsen zu lassen. Der US-Tech-Riese tritt dabei als Vermittler auf, der ausgewählte Verkäufer auf das Kreditangebot der ING hinweist und sie bei Interesse an die Bank weiterleitet. MIT DUALER STRATEGIE IN DIE ZUKUNFT Warum Jue solch eine Kooperation eingeht? „Kunden brauchen Banking“, sagt er. „Und ich bin davon über- zeugt, dass wir unsere Services auch dort anbieten müssen, wo unsere Kunden sind. Dann haben sie kei- nen zusätzlichen Aufwand, um mit uns in Kontakt zu kommen.“ Dem Ziel des Niederländers, eine voll- digitale Hausbank zu schaffen, widerspricht dies nicht. Er setzt für die Zukunft auf eine duale Strategie: Zum einen will die ING dort präsent sein, wo sich Bestandskunden sowie potenzielle Neukunden auf- halten – eben auf digitalen Plattformen wie Amazon. „Zum anderen wollen wir aber auch selbst eine Platt- form sein, die erste Anlaufstelle bei allen finanziel- len Fragen“, so Jue. Und dafür müsse man eben mehr bieten als reines Banking. Vermögensberatung etwa. Zum Jahresende plant die ING eine Ausweitung ihres Angebots: Mithilfe von digitalen Vermögens-

STRATEGIE & FÜHRUNG assistenten und auf Wunsch auch menschlichen Coaches sollen Kunden lernen, wie sie eine gute Rendite erzielen können, ohne bei der Anlage mehr Risiken einzugehen, als sie möchten. AKTIVE KUNDEN SIND EIN MUSS Um diese Strategie konsequent verfolgen zu können, fokussiert sich die ING auf ihre Hausbank kunden. Oder anders gesagt: Es braucht aktive, langfristige Beziehungen. Aus diesem Grund erhebt die ING – mit rund 9,5 Millionen Kunden die drittgrößte Bank Deutschlands – seit Mai Gebühren für Girokonten, die monatlich weniger als 700 Euro Gehaltseingang aufweisen. In einer ersten Zwischenbilanz zeigt sich Jue zu- frieden mit der Maßnahme. Die Zahl der Kunden mit konstantem Geldeingang sei wesentlich gestiegen. „Es bringt einer Bank nichts, wenn ein Kunde sein Konto nicht nutzt“, sagt er. „Mit Umsonstkonten ohne Geld- eingang können wir auch keine Hauptanlaufstelle für Fragen rund um Finanzen sein. Das passt also nicht mehr zu unserer Strategie.“ AGILITÄT HILFT Nicht nur die Angebote, die für den Kunden sichtbar sind, haben sich bei der ING verändert. Auch intern ist inzwischen vieles anders: Seit einem Jahr arbeiten sämtliche Organisationseinheiten der Bank agil. „Ich weiß nicht, wie die Welt in ein, zwei oder drei Jahren aussieht. Aber dass sie sich verändert, ist klar. Und wenn sich die Welt ändert, ändern sich auch die Kundenbedürfnisse. Deshalb müssen wir als Bank uns ebenfalls verändern“, sagt Jue. Damit kommt agiles Arbeiten ins Spiel – also die Fähigkeit, flexibel zu bleiben und die Strukturen und Produkte sehr schnell an Neues, an sich dynamisch verändernde Kundenwünsche anzupassen. Solch ein grundlegender Wandel gelingt allerdings nur mit einer neuen Denkweise, einer reduzierten Zahl an Hierar- chiestufen und mit interdisziplinären Teams, die auto- nom und effizient arbeiten. Deshalb befassen sich bei der ING in kleinen Teams Mitarbeiter mit unterschied- licher Expertise mit Projekten – von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt oder Service. EINFACH MAL LOSLASSEN Reibungslos läuft das nicht immer, gibt der Bankenchef offen zu: „Das ist eine Riesenaufgabe für Mitarbeiter. Sich ständig zu verändern macht nicht nur Spaß, son- dern das ist manchmal harte Arbeit.“ Denn agil zu arbeiten heißt auch: Mitarbeiter tragen mehr Verantwortung und müs- sen selbstbestimmt arbeiten, also Entscheidungen eigenständig ohne permanente Rückkopplung mit Führungskräften treffen. Und Führungskräfte müssen lernen, loszulassen, Verantwortung abzugeben, sich nicht einzumischen in die Projekte ihrer Mitarbeiter. Denn statt selbst Entscheidungen zu treffen, agieren sie jetzt in erster Linie als Coach. „Loszulassen ist auch für mich als Vorstandsvorsit- zenden manchmal schwer“, sagt Jue. Worauf es bei einem solchen Wandel seiner Erfahrung nach vor allem ankommt? Alle Mitarbeiter mitzunehmen, ihnen im- mer wieder aufs Neue zu verdeutlichen, weshalb solch eine Transformation der Organisation notwendig ist und wie die Gesamtstrategie des Unternehmens kon- kret aussieht. INSGESAMT GUT VORBEREITET Insbesondere was die Kommunikation mit den Mitarbeitern angeht, habe er in der Coronakrise noch einmal viel gelernt, sagt der ING-Deutsch- landchef: „Zur Transformation war ich in den letzten Jahren auch regelmäßig mit Mitarbei- tern im Austausch, aber nicht so oft wie jetzt.“ Eine regelmäßige Update-Mail an alle, eben- so wie ein Webcast, in dem ihm Angestellte Fragen stellen können, zeigen Wirkung: „Weil wir ständig kommunizieren, fühlen sich alle gut abgeholt. Dieser konstante Informationsfluss ist vor allem in Trans- formationsprozessen enorm wichtig.“ Mit Blick auf die letzten Monate wird deutlich: Als Direktbank war die ING für solch eine Krise naturgemäß vergleichsweise gut aufgestellt. Denn digital war das Angebot sowieso schon. „Und jetzt ist der Kunde auch digitaler, was uns zugutekommt“, so Jue. Perspektivisch, so ist der Nieder- länder überzeugt, wird auch der von ihm getriebene frühe Wandel inner- halb der Organisation vor allem Chan- cen bergen: „Unser Vorteil ist: Wir ha- ben jetzt bereits mehr als ein Jahr Erfah- rung im agilen Arbeiten. Die nimmt uns keiner mehr.“ 0 Mehr unter bit.ly/ing-agile-bank DUB UNTERNEHMER-Magazin 75

STRATEGIE & FÜHRUNG Einfach für den Kunden W ie müssen Unternehmen heute agieren, ONLINE FIRST ist derzeit angesagt. Doch ausruhen kann sich im E-Commerce-Bereich deshalb niemand – ganz im Gegenteil. Tobias Flaitz vom B2B-Distanzhändler TAKKT erklärt, wie die Krise für neue Impulse sorgt. um auch morgen bestehen zu können? TAKKT beweist, wie sich die Corona- krise nutzen lässt, um nicht nur die Di- gitalisierung zu beschleunigen, sondern auch, um einen Kulturwandel im Unternehmen an- zustoßen und New Work endlich zum Durchbruch zu verhelfen. Anfang des Jahres startete die TAKKT-Gruppe unter dem Namen TAKKT 4.0 mit der Umsetzung einer neuen organisatorischen Ausrichtung, um sich kompakter aufzustellen und Strukturen noch stärker auf die Bedürfnisse von zwei unterschiedlichen Kun- dentypen auszurichten. Als Distanzhändler vertreibt die TAKKT-Gruppe über verschiedene Gesellschaf- ten und Marken Betriebs- und Geschäftsausstattung an Firmenkunden; rund 60 Prozent des Geschäfts lau- fen über E-Commerce-Kanäle. Während das Omni - channel-Commerce-Segment „Produktsortiment und Services“ auf die komplexeren Anforderungen der qualitäts- und serviceorientierten Geschäftskunden ausgerichtet hat, werden über das „Web-focused Commerce“-Segment preisbewusstere Fir- menkunden mit weniger komplexen Bedürf- nissen angesprochen. Vorstandsmitglied Tobias Flaitz erklärt, welchen Einfluss die Krise auf das Unternehmen hatte und was sich nun nachhaltig ändern soll. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Die Wirt- schaft nimmt langsam wieder Fahrt auf, viele Mitarbeiter sind zurück im Büro. Kehren wir langsam zurück zum Business as usual? Tobias Flaitz: Ich erwarte, dass die Verän- derungen deutlich tiefgreifender und nach- haltiger ausfallen werden als weithin an- genommen. Gemeint sind damit nicht nur die Auswirkungen auf die Konjunktur, die unser Geschäft auch in den kommenden Monaten be- einflussen. Die Pandemie und der Umgang mit den Schutzmaßnahmen haben den digitalen Wan- del stark beschleunigt. Ich sehe das bei uns und genauso bei unseren Kunden. Eine flexible Ein- teilung von Arbeitszeiten und Homeoffice sind zwar attraktiv für viele Mitarbeiter, waren aber 76 DUB UNTERNEHMER-Magazin

ZUR PERSON TOBIAS FLAITZ ist seit Juni Vorstandsmitglied von TAKKT und verantwortet dort den Aufbau des auf Online-Ver- triebskanäle ausgerichteten „Web-focused Commerce“-Seg- ments sowie die digitale Trans- formation der TAKKT-Gruppe oftmals nicht in der Unternehmenskultur verankert. Während des Lockdowns haben wir alle jedoch die Erfahrung gemacht, dass eine erfolgreiche Zusam- menarbeit, eine enge Abstimmung und gute Leistun- gen auch ohne Anwesenheit im Büro möglich sind. Wird sich New Work also langfristig durchsetzen? Flaitz: Vertrauen in die Mitarbeiter und die Über- tragung von Verantwortung machen sich nach meiner Erfahrung in den meisten Fällen bezahlt. Die Krise beschleunigt den Trend hin zu flexibleren Formen und Formaten der Arbeit, die individuell zwischen Arbeit- nehmer und Arbeitgeber ausgehandelt werden kön- nen. Damit wird ein funktionales Hybridmodell Wirk- lichkeit, das in Abhängigkeit von Branche, Aufgabe und Rolle eine gute Balance zwischen mobilem Arbei- ten und Präsenzzeiten ermöglicht. Die Krise wirkt als Katalysator für wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen, die längst überfällig waren. Es wird keine Rückkehr zum vorherigen Status quo geben. Stichwort New Normal: Wir werden uns stärker an Ergebnissen und weniger an Präsenz orientieren. Füh- rungskräfte und Mitarbeiter müssen sich hierauf ge- meinsam einstellen und einlassen. Wie muss sich ein Unternehmen aufstellen, um in einem solchen Umfeld erfolgreich zu sein? Flaitz: Wir fokussieren uns künftig deutlich stärker auf Nachhaltigkeit und Customer-Centricity. Heißt: Der Kunde steht im Zentrum aller Überlegungen und Ab- läufe und bestimmt maßgeblich unser Handeln. So werden wir unser Angebot, unsere Strukturen und vor allem Prozesse daran ausrichten. Für unser Web- focused-Business heißt das: Wir orientieren uns am Bedarf der für uns relevanten Kunden. Dies sind oft kleinere bis mittelgroße Unternehmen, die ein gutes Produkt in ansprechender Qualität und zu einem ad- äquaten Preis haben wollen. Für einen Handwerksbe- trieb mit wenigen Mitarbeitern, eine inhabergeführte Agentur oder einen Freelancer sind Produkte aus dem unteren oder mittleren Preisbereich und mit einer passenden Qualität häufig die richtige Wahl. Ebenso erfolgskritisch wie das richtige Produkt ist ein schnel- ler und unkomplizierter Such- und Kaufprozess. Das starke Wachstum des Online-Handels zeigt uns, was Kunden erwarten. Je einfacher wir es ihnen machen, desto erfolgreicher werden wir sein. Voraussetzung dafür sind die Ausrichtung aller Prozesse auf den Kun- den und eine sehr hohe E-Commerce-Kompetenz. STRATEGIE & FÜHRUNG Sie sind in den USA, in Großbritannien, Deutschland und weiteren europäischen Ländern aktiv. Wie stel- len Sie sicher, dass diese Ausrichtung und Kompe- tenz überall gleichermaßen vorhanden ist? Flaitz: Die Organisationsstruktur von TAKKT ist his- torisch entstanden. Wir sind in der Vergangenheit or- ganisch, aber auch über Akquisitionen gewachsen. Die unterschiedlichen Einheiten wurden bislang bewusst als operativ eigenständige Teile eines Portfolios ge- führt. So vorteilhaft diese Struktur in einigen Belangen war, haben wir doch auch Potenzial liegen lassen und die Chancen aus einer gruppenübergreifenden Zusam- menarbeit und stärkeren Skalierung nur eingeschränkt nutzen können. Um diese Chancen besser wahrzuneh- men, wandeln wir uns im Web-focused-Bereich von einem Netzwerk zu einem Company-Builder. Was heißt das genau? Flaitz: Nehmen wir das Beispiel Business-Intelli- gence, kurz BI, und Datenkompetenz im Web-focu- sed-Commerce. In fast all unseren Unternehmen nut- zen und analysieren Mitarbeiter auch heute schon Kunden- und Prozessdaten, um auf Basis dieser Aus- wertungen etwa maßgeschneiderte Marketingimpulse abzuleiten oder das Produktsortiment auf die Anfor- derungen der Kunden hin zu optimieren. Dabei geht jede Gesellschaft jedoch bislang ihren eigenen Weg. Wir wollen nun die Aktivitäten für das gesamte Seg- ment übergreifend koordinieren und den Einsatz von BI in den Einheiten zentral steuern und fördern. Es geht darum, von der bereits vorhandenen Kompetenz aller im Segment enthaltenen Unternehmen zu profi- tieren und zugleich das in den Daten liegende Poten- zial noch stärker und methodisch einheitlicher zu nut- zen. Die dafür nötigen Strukturen bauen wir jetzt auf. Sie erwähnten das Stichwort Company-Builder. Was verstehen Sie darunter? Flaitz: Neben organischem Wachstum wollen wir gerade im Bereich Web-focused über Akquisitionen wachsen. Neu erworbene und in der Gruppe vorhan- dene Unternehmen unterstützen wir künftig stärker und aktiver bei der Realisierung ihres Wachstumspo- tenzials. Wir können dazu auf vorliegende Erfahrun- gen, Prozesse und Technologien zurückgreifen, etwa im Online-Marketing, bei Business-Intelligence, in der Supply-Chain oder auch in der Logistik. Damit bieten wir potenziellen Targets umfassende Vorteile und schaffen damit die Voraussetzungen, um eine wachs- tumsstarke Unternehmensgruppe aufzubauen. In dem von Ihnen geführten Segment sind knapp zehn unterschiedliche Vertriebsmarken vertreten. 0 Mehr unter takkt.de DUB UNTERNEHMER-Magazin 77

STRATEGIE & FÜHRUNG Innovation ohne Ende COMPANY-BUILDER unterstützen junge Firmen bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Schacht One, die ehemalige Digitaleinheit von Haniel, verfolgt mit mantro Ruhr genau diesen Ansatz. Auch etablierten Unternehmen, die nach der Krise neue Wege gehen wollen, wird geholfen. Z ukunftsweisend, innovativ, erfolgreich – das wollen in diesen Tagen alle Unternehmen sein. Schacht One hatte es eigentlich schon geschafft: In nur vier Jahren setzte die ehe- malige Digitaleinheit des Duisburger Tra- ditionsunternehmens Haniel mehr als 50 Projekte um und half bei der Gründung von fünf Corporate Start-ups. „Die Zeche Zollverein in Essen ist ein Reallabor des Wandels. Hier trifft alte Indus- trie auf Digitalisierung“, sagte Dirk Müller noch vor einem Jahr über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Familienholding auf dem historischen Ge - lände inmitten des Ruhrgebiets. Das bis 1986 aktive Steinkohlewerk hatte einst das Fundament für den wirtschaftlichen Aufschwung von Haniel gelegt – und ist heute Unesco-Weltkulturerbe und ein Hotspot für Start-ups und Kreative. Aufgrund einer strategischen Neuausrichtung von Haniel entschied Müller, mit Schacht One eigene Wege zu gehen. Er ist jetzt selbst Teil des Wandels und beweist: Auch wer schon in der digitalen Welt ange- kommen ist, muss sein Geschäft immer wieder aufs Neue hinterfragen. GANZ NEUE ANSÄTZE VERFOLGEN „Wir hatten in dieser Zeit vieles erreicht, insbeson - dere in Teilen eine neue Innovationskultur initiiert. ZUR PERSON DIRK MÜLLER ist Geschäftsführer von Schacht One und der neuen Firmenschmiede mantro Ruhr. Der gelernte Informa- tiker arbeitete über 15 Jahre in leitenden IT-Funk- tionen bei Haniel, zuvor war er als Senior IT-Architekt in internationalen Projekten bei IBM tätig 78 DUB UNTERNEHMER-Magazin Allerdings gab es auch Dinge, die nicht so gut funk- tioniert haben“, sagt Müller über die Zusammenarbeit mit Haniel. „Immer dann, wenn es darum ging, neue Geschäftsmodelle am Markt zu etablieren, fehlten häufig der passende Kontext und die Partner, um das Wachstum zu bewerkstelligen.“ Dabei wird es für den Geschäftsführer von Schacht One erst an dem Punkt richtig spannend. Allerdings weiß er auch: Das ist kei- ne Herausforderung allein bei Haniel, sondern eine, vor der viele Mittelständler und Konzerne stehen: Die mit Erfolgschancen gestarteten digitalen Geschäfts- modelle abseits des Kerngeschäfts werden häufig nicht mit der nötigen Konsequenz weiterverfolgt. Gründe dafür gibt es viele. Klar ist aber: Digi- taleinheiten operieren in der Regel nah am Kern des Unternehmens und richten die Transformation nach innen aus – es ist also gar nicht ihre Aufgabe, Projek- te nach außen zu tragen. So war es auch bei Haniel. Für Müller lag die Lösung nahe: Er muss sein eigenes Unternehmen gründen und dort ansetzen, wo andere

STRATEGIE & FÜHRUNG einem Mittelständler, nach Investoren, um Wachstum für das neue Unternehmen zu generieren. Der Partner erhält damit nicht nur Sicherheit und profitiert von dem Know-how erfahrener Experten im Bereich Di- gitalisierung, er erspart sich auch komplexe unterneh- mensinterne Prozesse und Strukturen. „Der Corporate Partner muss allerdings auch lernen, dass er hier kein Projekt beauftragt hat, sondern Shareholder in einem Joint Venture ist“, erklärt Müller. Die Zusammenar- beit verläuft deshalb auch stets auf Augenhöhe. Das ist zugleich ein Grund, warum mantro Ruhr nicht direkt nach der Skalierung, also wenn das Un- ternehmen sichtbar auf dem Markt etabliert ist, aus- steigt. Erst wenn die Stabilisierungsphase vorbei ist, die neue Firma lokal und operativ unabhängig ist und an das neue Team übergeben werden kann, zieht sich mantro Ruhr auf die Rolle des Gesellschafters und Investors zurück. SEINEN REIFEGRAD KENNEN Doch nicht nur bei der Gründung gibt es Unterstüt- zung. Unternehmen, die sich im Zuge der Corona - krise neu orientieren wollen oder etwa die Nachfolge- planung starten, können über die Initiative „upvalue“ einen partnerschaftlichen Ansatz mit mantro Ruhr verfolgen – und so gemeinsam Handlungsstränge ord- nen und priorisieren sowie die Digitalisierungsstra - tegie neu ansetzen. „Durch die Pandemie wurden vielen Mittelständlern Defizite offenbart, an denen sie jetzt arbeiten wollen“, sagt Müller. Genau wie der Company-Building-Ansatz ver- steht Müller auch die Digitalisierung nicht als ein Projekt, sondern als eine Investition in die Zukunfts- fähigkeit, die stets hinterfragt und an die neuen Be- dingungen angepasst werden muss. Sein Tipp für die Zukunft ist deshalb: Wer im Zuge der Coronakrise ad hoc Digitalisierungsprojekte gestartet hat, sollte prü- fen, ob diese überhaupt zum Unternehmen passen. „Nur wenn diese auch strategisch verankert sind, wird sich eine nachhaltige Veränderung einstellen“, sagt er. Entscheidend ist dabei zudem der Kontext. Un- ternehmer müssen sich fragen: „Brauche ich wirklich ein Entwicklerteam wie Google oder eine Organisa- tionskultur wie Spotify – einfach nur weil andere es so machen?“ Es gilt, genauer hinzusehen und Projek- te entsprechend dem Reifegrad des Unternehmens zu entwickeln. Und dabei gilt für Müller ganz klar: „Die jetzt aufgezeigten Lücken sollten mit Priorität angegangen werden.“ 0 Mehr unter mantro.net DUB UNTERNEHMER-Magazin 79 „Der Corporate Partner muss lernen, dass er hier kein Projekt beauftragt hat, sondern Shareholder in einem Joint Venture ist.“ Dirk Müller, Geschäftsführer von Schacht One und mantro Ruhr nicht weiterkommen. Seit An- fang des Jahres betreibt er nun ge- meinsam mit Manfred Tropper, CEO des Münchner Company-Builders mantro, die neue Firmenschmiede mantro Ruhr. Vereinfacht gesagt geht es beim Company-Buil- ding darum, Unternehmen bei ihrer Entstehung zu unterstützen, neue Geschäftsmodelle am Markt zu testen und zu skalieren. „Wir glauben an die deutschen Unternehmen und ihre Wertschöpfung“, sagt Müller, der deshalb auf Joint Ventures setzt. Dadurch ver- steht sich die Firmenschmiede als gleichberech tigter Partner, der schon in einer frühen Phase in Start-ups oder Digitalunternehmen einsteigt. AUF AUGENHÖHE ZUSAMMENARBEITEN „Im Gegensatz zu vielen anderen Company-Buildern arbeiten wir ohne Agenturmarge und sind so gemein- sam mit dem Partner motiviert, das Unternehmen erfolgreich zu machen“, sagt Müller. Dementsprechend investiert mantro Ruhr auch nur in Ideen, von denen die Macher selbst überzeugt sind. Schließlich wird das Risiko von beiden Seiten getragen. Somit geht Company-Building weit über den klassischen An- satz einer Digitalberatung hinaus. Gemeinsam sucht der Company-Builder mit dem Cor- porate Partner, etwa einem Konzern oder

STRATEGIE & FÜHRUNG IT erhält die Umwelt DIE KLIMAKRISE stand zuletzt in der Wahrnehmung klar hinter der Coronapandemie zurück. An Relevanz hat das Thema Nachhaltigkeit trotzdem nicht verloren. Wie Technologie für die Erreichung der Klimaziele genutzt werden kann, zeigt Alexander Britz von Microsoft. K limaneutral zu sein ist in Zeiten der Glo- balisierung leichter gesagt als getan. Klei- dungsstücke durchlaufen beispielsweise schier unendliche Stationen, bevor sie vom Verbraucher getragen werden können. Eine Auseinandersetzung mit der komplexen Welt der Lieferketten ist deshalb unvermeidlich, meint Alexander Britz, Head of Digital Business Transfor- mation & Artificial Intelligence bei Microsoft Deutsch- land. Der Experte für Künstliche Intelligenz (KI) gewährt tiefe Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie des Software-Riesen und verdeutlicht den Stellenwert von Technologie im Kampf gegen CO2-Emissionen. ALEXANDER BRITZ ÜBER DAS ERREICHEN DER NACHHALTIGKEITSZIELE: „Die Klimakrise stellt uns alle vor gewaltige Heraus- forderungen. Nachhaltigkeit muss die Basis unseres Handelns und aller zukünftigen Visionen sein. Wir glauben, dass Künstliche Intelligenz eine der Kern- technologien ist, um die ambitionierten Nachhaltig- keitsziele überhaupt erreichen zu können. In KI- und Cloud-Technologien liegt ein enormes Potenzial für nachhaltige Lösungen, die uns dabei helfen können, unseren Planeten zu schützen. Infrastrukturen in der Cloud sind beispielsweise bis zu 93 Prozent energie- effizienter und erzeugen bis zu 98 Prozent weniger „Nur klimaneutral zu sein reicht nicht mehr aus. Wir müssen CO2-negativ werden.“ Alexander Britz, Microsoft 80 DUB UNTERNEHMER-Magazin CO2 als On-Premise-Rechenzentren. Gemeinsam mit Kunden und Partnern entwickeln wir so Technologie- lösungen, die mehr für die Umwelt tun oder ihr weni- ger schaden – von Ökostrom über intelligente Netze und datengesteuerte Landwirtschaft bis hin zu ver- netzten Autos. Wir haben bei Microsoft 2009 mit der Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie begon- nen. Dafür haben wir zum Beispiel mithilfe von KI die Emissionen unserer Produktion analysiert. Zusätz- lich haben wir unseren Stromverbrauch in Büros und Rechenzentren sowie den CO2-Ausstoß aller geschäft- lichen Reisen berücksichtigt. Nach diesen Analysen haben wir unsere Emissionen so weit verringert, dass die globalen Aktivitäten von Microsoft bereits seit 2012 klimaneutral sind.“ ... ÜBER DIE GESAMTE UMWELTBILANZ VON MICROSOFT: „Seitdem hat sich die Diskussion um den Klimaschutz aber weiterentwickelt und ist komplexer und ganzheit- licher geworden. Heute stellen wir die Existenz unse- res gesamten Unternehmens in eine Beziehung zu unserer Umwelt. Und um das wirklich beurteilen zu können, müssen wir viele andere Faktoren einbezie- hen. Dazu gehören zum Beispiel auch der CO2-Aus- stoß unserer Lieferanten oder die entstandenen Emis- sionen beim Abbau von Rohstoffen wie Lithium oder Kobalt, die für die Herstellung von Akkus benötigt werden. Wir sammeln diese Daten und können dadurch jedes Glied unserer Lieferkette transparent machen und nachweisen, welche Auswirkung beispielsweise die Herstellung eines Laptops oder einer Xbox-Spiel- konsole auf die Umwelt hat. Aktuell beziehen wir etwa 60 Prozent unseres weltweit benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien. Wir streben 100 Prozent an. Nach unseren heutigen Berechnungen müssten wir unseren CO2-Fußabdruck noch einmal um 50 Pro- zent verringern, damit unsere Umweltbilanz am Ende ausgeglichen ist. Nur klimaneutral zu sein reicht nicht mehr aus. Wir müssen CO2-negativ werden. Deshalb will Microsoft ab 2030 mehr CO2 aus der Atmo - sphäre entfernen als produzieren. Bis 2050 wollen wir dann den gesamten Kohlenstoff, den das Unterneh- men seit seiner Gründung 1975 direkt oder durch

STRATEGIE & FÜHRUNG in der Debatte um den Klimawandel wertvolle Infor- mationen liefern und uns helfen, unser Verständnis für die komplexen Abhängigkeiten aller Faktoren zu ver- bessern. Um tatsächlich nachhaltiger handeln zu kön- nen, brauchen wir diese Informationen. Wenn Sie als Konsument beispielsweise drei Produkte vor sich ha- ben, die sich augenscheinlich nur minimal unterschei- den, ist das eine Sache. Wenn Sie hingegen drei Pro- dukte vor sich haben, die sich im Herstellungsprozess und in ihrem ökologischen Fußabdruck deutlich und transparent unterscheiden, kann das kaufentscheidend sein. Möglicherweise sind Sie als Käufer dann auch eher bereit, mehr Geld für das umweltfreundlichere Produkt zu zahlen. Die riesigen Datenmengen, um an diese Informationen zu gelangen, kann der Mensch schon lange nicht mehr allein auswerten. Wir brauchen also auf jeden Fall Technologie dafür, konkret Künst- liche Intelligenz. Die ist mittlerweile so einfach zu bedienen, dass wir alle sie auch im Sinne unserer Um- welt nutzen können – ohne eine einzige Zeile pro- grammieren zu müssen.“ 0 Mehr unter microsoft.com Stromverbrauch emittiert hat, aus der Atmosphäre zurückholen. Wir wollen das unter anderem erreichen mithilfe von Negativen Emissionstechnologien (NET). Dazu gehören die Aufforstung und Wiederaufforstung von Wäldern, die Kohlenstoffbindung im Boden, Bio- energie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie direkte Luftabscheidung. Außerdem fördert Microsoft mit einem Klima-Innovationsfonds in Höhe von einer Milliarde US-Dollar die Entwicklung nach- haltiger Technologien weltweit. Um die eigenen Ziele zu erreichen und gleichzeitig andere Unternehmen zu unterstützen, ihren CO2-Abdruck zu reduzieren, hat Microsoft im Rahmen der neu gegründeten Allianz ,Transform to Net Zero‘ gemeinsam mit Unternehmen wie Danone, Daimler, Nike, Starbucks, Unilever das Ziel formuliert, am Umbau der gesamten Wirtschaft in Richtung Netto-Null-Emissionen zu arbeiten.“ ... ÜBER DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN MENSCH UND MASCHINE: „Der Sinn von Technologie ist, menschliches Handeln zu unterstützen. Auch hier: Technologien können uns ZUR PERSON ALEXANDER BRITZ ist Head of Digital Business Transfor- mation & Artificial Intelligence bei Microsoft Deutsch- land. Vor dem Wechsel zu Microsoft war Britz 15 Jahre lang für Philips in verschiedenen Führungs positionen tätig DUB UNTERNEHMER-Magazin 81

STRATEGIE & FÜHRUNG Übersetzen reicht nicht E-COMMERCE Der Einzelhandel durchlebt schwierige Zeiten. Karl Wehner, Deutschlandchef des chinesischen Tech-Konzerns Alibaba, erklärt, was sich im Handel derzeit verändert und worauf es für deutsche Unternehmen bei der Expansion in den Markt der Volksrepublik ankommt. U m den chinesischen Markt zu erschließen, braucht es mehr als eine fehlerfreie Über- setzung der Produktbeschreibung. Zwei von drei Chinesen zahlen beispielsweise auch auf Reisen im Handel mit dem Smart- phone. Also wird ein Umsetzungspartner benötigt, der den Markt versteht und den Kundenser- vice übernimmt. Doch wo soll man anfangen? Der chinesische Tech-Konzern Alibaba ermöglicht euro- päischen Firmen, ihre Produkte auch an Konsumenten in der Volksrepublik zu verkaufen, und stellt dafür ihre B2C-Plattformen Tmall und Tmall Global bereit. Darüber hinaus ermöglicht der Zahlungsdienst Alipay Touristen aus China beispielsweise die Zahlung an deutschen Ladenkassen. Die Drogerien Rossmann und dm haben die Technologie bereits integriert. Karl Wehner, der Deutschlandchef der Alibaba Group, treibt die Expansion des Handelsriesen hier- zulande voran. Schließlich will die Unternehmens- gruppe mit ihren unterschiedlichen Internetangebo- ten vom B2B- über das C2C-Segment bis hin zu Zah- lungsdienstleistungen und Cloudlösungen in diesem Jahr weltweit die Umsatzmarke von einer Billion Dol- lar knacken. Auch die Gesamtzahl der Nutzer soll von zuletzt 726 Millionen, die in den vergangenen zwölf Monaten auf den chinesischen Handelsmarktplätzen des Alibaba-Ökosystems aktiv waren, schnellstens auf zwei Milliarden wachsen. Wie das gelingen soll? Wehner über die Zukunftsvision seines Unterneh- mens, aber auch über den stationären Handel nach Corona und kulturelle Unterschiede. 82 DUB UNTERNEHMER-Magazin KARL WEHNER ÜBER DEN STELLENWERT VON EINKAUFSERLEBNISSEN: „Menschen gehen nun einmal gern in ein Ladenge- schäft, um die Waren mit eigenen Augen zu sehen und auszuprobieren – auch in der Volksrepublik. China ist zwar digital sehr weit fortgeschritten, bisher lau- fen aber erst circa 20 Prozent des Handels digital ab. Shoppingmalls werden deshalb auch weiterhin exis- tieren. Ich glaube aber, dass die Verschmelzung von On- und Offline der richtige Weg ist. Man muss das Beste beider Welten zusammenführen. Ein Beispiel dafür ist unser Zahlungsdienst Alipay. Wenn ein chi- nesischer Tourist in Deutschland ankommt, dann er- hält er eine Push-Nachricht. Da steht dann: ‚500 Me- ter entfernt ist eine Rossmann-Filiale. Dort kannst du deine Lieblingshandcreme kaufen.‘ Und wenn der

STRATEGIE & FÜHRUNG wir über Chinas Grenzen hinaus expandieren. Wir werden uns erst einmal auf den indischen und den südostasiatischen Markt konzentrieren. Was aber nicht heißt, dass Alibaba Deutschland außer Acht lässt. Dem hiesigen stationären Handel helfen wir bei der Einführung von Alipay. Zudem wollen wir die Voraus- setzungen für den grenzüberschreitenden E-Com- merce nach Asien schaffen. Chinas Mittelschicht wächst unaufhaltsam und nimmt in den kommenden Jahren um ein paar Hundert Millionen Menschen zu. Deutsche Produkte sind in Asien hoch angesehen und erfreuen sich einer großen Nachfrage. Es gibt viele Marken wie Adidas oder Bosch, die ihre Reichweite in China durch unsere Hilfe immens gesteigert haben. Für Marken, die sich noch nicht auf den chinesischen Markt ausgerichtet haben, ist der Umstieg durch das Alibaba-Ökosystem denkbar einfach geworden.“ ZUR PERSON KARL WEHNER ist Managing Director der Alibaba ... ÜBER DEN CHINESISCHEN MARKT: Group für die DACH-Region, Mittel- und Ost- europa sowie die Türkei. Er ist seit über 20 Jahren im ECommerce Bereich tätig „Wir bieten unseren Kunden verschiedene Plattfor- men an. Was ein Händler darauf aufbaut, ist ihm über- lassen. Anders als bei anderen Anbietern kann sich bei uns jede Marke mit ihrer eigenen Corporate Identity so präsentieren, wie sie es für richtig hält. Um jedoch den Markteinstieg erfolgreich bewältigen zu kön- nen, braucht man unbedingt einen Umsetzungspart- ner, der China versteht und vor allem den Kunden- service übernimmt. Denn in Sachen Service bestehen zwischen Deutschland und China gewaltige Unter- schiede. Wenn wir in Deutschland bei einer Online- Anfrage innerhalb von zwei Stunden eine Antwort bekommen, freuen wir uns bereits. In China ist eine Reaktionszeit von durchschnittlich wenigen Sekunden nötig. Sonst verliert der Kunde das Interesse. Das liegt daran, dass die Zielgruppe im Vergleich um eini- ges jünger ist. Die ganze Kommunikation und ein Großteil der Customer-Journey laufen über Smart- phone-Apps. Chinesische Kunden sind zudem meist nicht mit einem gefestigten Markenbewusstsein auf- gewachsen. Der Verkauf läuft deshalb nicht von allein. Einige altbewährte europäische Marken müssen sich in China erst ihre Reputation neu aufbauen. Das ist auf der einen Seite eine Herausforderung, kann aber auf der anderen Seite auch sehr spannend und eine Chance für eine generelle Neuausrichtung sein. Wie geht man mit der Zielgruppe um? Welchen Schritt sollte man einleiten, und welchen Partner sollte man wählen? Bei all diesen Fragen stehen wir mit Rat und Tat zur Seite.“ 0 Mehr unter DUB-magazin.de/alibaba DUB UNTERNEHMER-Magazin 83 Kunde dann wieder in China ist, bestellt er das gleiche Produkt erneut online. Da sehen wir letztendlich den Zusammenschluss. Auf diese Weise kann die Digitalisierung also ge- nutzt werden, um auch mehr Traffic in das eigene Ladengeschäft zu bekommen.“ ... ÜBER DIE NÄHE ZUM KUNDEN IN ZEITEN VON CORONA: „Wenn ich in kein Geschäft gehen kann, steigt natür- lich der Online-Anteil an Transaktionen. Aber zu- gleich ist es so, dass die Unternehmen den Kunden weiterhin ansprechen müssen, um den Kontakt auf- rechtzuerhalten. Das kann beispielsweise über Video- formate wie Livestreams passieren. Das bedeutet dann aber gleichzeitig: Ich muss meinen Kunden genau kennen. Teils verfügen Unternehmen noch nicht ein- mal über dessen E-Mail-Adresse. Ich bin aber davon überzeugt, dass die herkömmliche Nähe zum Kunden im stationären Handel auch nach Corona immer ge- ringer wird. Dazu trägt nicht zuletzt die stetig wach- sende Personalisierung im Internet bei.“ ... ÜBER ALIBABAS ZUKUNFT: „Eines unserer Ziele ist es, bis zum Jahr 2036 zwei Milliarden aktive Kunden zu führen. Dafür müssen

E in Schwarzseher ist Matthias Horx definitiv nicht. Der Zukunftsforscher setzt auf das Prin- zip Hoffnung. Kurz nach Beginn der Corona- krise Mitte März, als Angst in der Bevölkerung vorherrschte, machte Horx mit einem Essay von sich reden. In „Die Welt nach Corona“ zeichnete er ein überraschend positives Bild der Nach-Krisen- Zeit. Zentrale These: Solche Krisen bergen enorme Transformationschancen. Seine Zwischenbilanz nach gut einem halben Jahr: „Bis jetzt lag ich im Grunde genommen nicht so falsch“, sagt Horx gegenüber DUB UNTERNEHMER. Im Gespräch erklärt er, was sich in den letzten Monaten verändert hat und worauf sich die Menschen jetzt einstellen sollten. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wurde besonders zu Beginn der Krise im Frühjahr zu viel Angst verbreitet? Matthias Horx: In der Situation war es richtig, Angst zu machen. Angst ist ja etwas Gutes. Es ist das, was uns die Evolution als Möglichkeit mitgibt, um die Wahr- nehmung hochzufahren. Aber Angst kann man nicht lange aushalten. Irgendwann fängt das Hirn an zu ar- beiten, man wird kreativ, reagiert auf die neue Umwelt. Wie schauen wir in einem Jahr auf die Krise zurück? Horx: Die Zukunft – so meine These – liegt nicht vor uns, sie liegt in uns. Wir müssen sie nur sichtbar machen und in Handlungen übersetzen. Entscheidend wird sein, ob sich in unserem Inneren eine neue Weltsicht verfestigt. Denn besser wird es nur, wenn wir uns im Kopf verändern. Und dann werden wir in einem Jahr merken, wie viel Positives diese Krise gebracht hat. Was ist jetzt schon anders? Horx: Eine ganze Menge. Das gesellschaftliche Klima ist zukunftsoffener. Das Vertrauen in Politik, die Be- reitschaft, gesellschaftliche Zusammenarbeit aktiv zu bejahen, hat sich erhöht. Der Populismus wirkt plötz- lich als das, was er ist: eine zerstörerische Negativität, mit der man keine Krisen bewältigen kann. Viele Men- schen sind jetzt bereit, existenzielle Lebensfragen ernst zu nehmen: Wie will ich leben? Wie will ich mich ernähren? Welchen Urlaub brauche ich wirklich? Wel- che Konsequenzen ziehe ich aus der Überbeschleuni- gung unseres Lebens, aus den ständigen Steigerungen und Extremisierungen von Konsum? Wie gehe ich mit den Medien um, lasse ich mich immer weiter verängs- tigen? Tiefenkrisen wie Corona erzeugen Shifts in Wertesystemen – mit der Bereitschaft, Wandel nicht nur zu ertragen, sondern auch zu gestalten. Das heißt genauso, das eigene Verhalten, die Lebensweise zu prüfen. Nicht alle tun das, aber erstaunlich viele. ZUR PERSON MATTHIAS HORX ist Trend- und Zukunftsforscher sowie Autor von mehr als 20 Büchern. 1998 gründete er das Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main und in Wien, wo er mit seiner Familie lebt STRATEGIE & FÜHRUNG Wie hat Corona schon zuvor existierende Mega - trends beeinflusst? Horx: Beispiel Globalisierung: Diese langen Wert- schöpfungsketten, mit denen Einzelteile um die Welt transportiert und dann zu einem Auto zusammen- gebaut werden – das ist vorbei. Corona entschleunigt die Globalisierung. Wir werden künftig mehr „Gloka- lisierung“ sehen. Heißt: Logistiker fangen an, Lager zu bauen; wir holen Produktion zurück aus dem Ausland. Was ist mit der Digitalisierung? Horx: Wir haben zehn Jahre Digitalismus hinter uns, in denen jeder, dem nichts Besseres einfiel, gesagt hat: „Das Digitale wird alle Probleme lösen.“ Wir erle- ben aber etwas anderes: Die Veränderung unseres sozialen Lebens im Lockdown, die Tatsache, dass wir anders kommunizieren, uns einander zuwenden, lässt uns erahnen, dass Künstliche Intelligenz eben nicht alles lösen kann. In der Konsequenz sehen wir einen Shift zur humanen Digitalisierung europäischer Prä- gung. Es geht darum, das Ins trument des Digitalen mehr im Sinne des Menschlichen, des Mitein anders, der Konstruktivität einzusetzen. Diese Debatte ist in vollem Gange. Und an solchen Metatrends werden sich Geschäftsmodelle in Zukunft orientieren. Kann Europa nach der Coronakrise ein technologi- sches Gegengewicht zu den USA und China bilden? Horx: China setzt mit Vollgas auf Technologie und nutzt sie auch für unterdrückerische Zwecke. Und ich glaube, dass Technologie in den USA stellenweise fa- tale Wege genommen hat. Die Entwicklung der sozia- len Netzwerke etwa hat Gesellschaft und Kultur zer- stört. Es heißt immer: Warum haben wir in Europa kein Facebook? Ich sage Ihnen eines: Ich will gar kein Facebook! Ich warte immer noch auf ein wirklich so- ziales Netzwerk. Momentan sind das nämlich unso ziale Netzwerke, Hassnetzwerke, Lügennetzwerke. Wenn, dann will ich ein anderes, ein europäisches System, was unsere Kultur und die Menschen besser mit Tech- nologie verbindet. Dann kämen auch die richtigen Zukunftsanwendungen dabei heraus. Vor der Coronakrise war Nachhaltigkeit das domi- nierende Thema. Wie geht es damit weiter? Horx: Das, was wir Green Deal nennen, wird sich in den nächsten Jahren von Europa aus massiv beschleu- nigen. Im Grunde ist das jetzt nur die Übungskrise für die Auseinandersetzung mit der Erd erwärmung. Wenn es mit vereinten Kräften möglich war, Infektionskur- ven abzuflachen, stellt sich natürlich die Frage: Schaf- fen wir das nicht mit der Erderwärmung ebenso? DUB UNTERNEHMER-Magazin 85 ) m o c . k e l a n h y v w w w . ( k e l a n h y V s u a l K : o t o F , ) . m o c x r o h w w w . ( r e h c s r o f s t f n u k u Z d n u d n e r T , x r o H s a i h t t a M

KARRIERE & NACHFOLGE Ein Marktplatz – 1.000 Chancen AUF DUB.DE UNTERNEHMER WERDEN Ob Sie ein etabliertes Unternehmen kaufen wollen oder für Ihre Firma nach einem Nachfolger suchen, der in Ihre Fußstapfen tritt: Auf Deutschlands größter privater Unternehmensbörse DUB.de werden Sie fündig. Denn: Einen passenden Kandidaten zu finden braucht Zeit – und einen starken Partner an der Seite. Alle Details erfahren Sie hier. J edes Jahr verschwinden Betriebe, weil ein Nachfolger fehlt – zum Schaden der deutschen Wirtschaft. Doch kaum ein Sprichwort trifft es in Sachen Nachfolgersuche besser als „Gut Ding will Weile haben“: Denn wer sein Unterneh- men in gute, vertrauenswürdige Hände über- geben will, braucht Geduld. Drei Jahre sollte ein Unternehmer für den gesamten Prozess einplanen, raten die Experten der Förderbank KfW. Wer sich zu spät mit dem Thema aus- einandersetzt, riskiert ein Scheitern der Nach- folge. So wird im deutschen Mittelstand jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro an Firmen- wert vernichtet. Bei der Suche nach dem per- fekten Nachfolger hilft die Deutsche Unter- nehmerbörse DUB.de. Im Überblick: 1. Nachfolger finden/Unternehmen suchen: Unter DUB.de finden sich Unternehmen, die zum Verkauf stehen, aber auch Käufer, die ge- zielt suchen. Anonym, sicher und schnell kön- nen die Inserate online gestellt werden. 2. Franchising: Es fehlt die eigene Idee für die Selbstständigkeit? Dann kann Franchising die Lösung sein. Zum Beispiel Groß gastronom McDonald’s arbeitet mit diesem System. Unter den Angeboten in der DUB-Franchisebörse werden Gründer in spe fündig. 3. Insolvenzbörse: Im Zuge der Coronakrise können auch Firmen, die mit einem eigentlich gesunden Geschäftsmodell operieren, in eine Schieflage geraten. Mithilfe der Insolvenz börse können Investoren solche Betriebe finden. 86 DUB UNTERNEHMER-Magazin SUCHEN Zwei Wege, ein Ziel: Werden Sie Ihr eigener Chef – entweder durch den Kauf eines Unternehmens oder mithilfe von Franchising. So ﬁnden Sie Ihr Wunschunternehmen auf DUB.de. Auf DUB.de lassen sich Unterneh- men, die zum Verkauf stehen, sowie Franchisesysteme gezielt suchen. Außerdem können Sie mit „Suche anpassen“ kostenlos persönliche Profile anlegen. Mit einem Klick auf „Suche speichern“ und der Eingabe Ihrer E-Mail- Adresse werden Sie automatisch informiert, wenn ein für Sie passendes Inserat geschal- tet wird. Gehen Sie also einfach auf DUB.de/unternehmensboerse, auf DUB.de/franchise oder DUB.de/ insolvenzboerse oder scannen Sie den jeweiligen QR-Code. UNTERNEHMENS- BÖRSE DUB.de/ unternehmensboerse und ab Seite 87 FRANCHISE- BÖRSE DUB.de/ franchise und ab Seite 94 INSOLVENZ- BÖRSE DUB.de/ insolvenzboerse INSERIEREN Den passenden Käufer für sein Unternehmen aufzuspüren ist komplex. Über DUB.de finden Sie den perfekten Partner. Wählen Sie auf DUB.de/inserieren ein Paket aus und registrieren Sie sich. Nun nur noch Angaben zum Verkaufsangebot machen und die Zahlungsweise wählen. Fertig! Ihr Verkaufsangebot geht binnen weniger Minuten online. MEHR GIBT’S HIER DUB.de/inserieren und ab Seite 93

DUB UNTERNEHMENSBÖRSE KARRIERE & NACHFOLGE PROFIT AM LAUFENDEN BAND FLORIERENDE PRODUKTION Maschinen, Anlagen, Werkzeug und mehr: Nutzen Sie Ihre Chance auf DUB.de und mischen Sie mit. Produktionsunternehmen im Papiergewerbe Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Süd (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 15 k.A. DUB.de/m8449 Metallwarenfabrik/ Spielzeug- und Modellbau Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter NW (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 45 0,5 bis 1,0 Mio. € DUB.de/m8106 Beteiligung: innovativer Hersteller von Tablets Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr unter 8 (Anderes) 1,0 bis 2,5 Mio. € 6 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8404 Elektronikunternehmen im Rhein-Main-Gebiet Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 65344 (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 11 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m7983 Herstellungsunternehmen für Fertigbauteile Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8539 Metallbau/Kunstschlosserei inkl. Liegenschaften Ort Umsatz Mitarbeiter Preis inkl. Immo. Mehr unter Bayern (DE) 0,7 Mio. € 7 0,9 Mio. € DUB.de/m8504 CNC-Dreh- und -Frästechnik BW (DE) Ort 2,3 Mio. € Umsatz 25 Mitarbeiter k.A. Preis DUB.de/m8018 Mehr unter Produzent von Bauteilen für Hochstromtechnik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Rheinland-Pfalz (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € k.A. 1,6 Mio. € DUB.de/m8420 Unternehmen aus der Metallverarbeitung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bayern (DE) 1,1 Mio. € 7 1,2 Mio. € DUB.de/m7783 Ausrüster für Schienen-/ Straßenfahrzeuge Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 72 (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 7 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8166 Maschinenbau-Unterneh- men Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Sachsen (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 42 k.A. DUB.de/m8320 Unternehmen aus der Metallverarbeitung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Ost (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 20 k.A. DUB.de/m8144 3-D-Laserdruck – Gesellschafteranteil Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr unter BW (DE) 0,8 Mio. € 5 k.A. DUB.de/m8464 Metallbearbeitung – Schweißkonstruktionen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter NW (DE) 3,0 Mio. € 25 k.A. DUB.de/m8295 Metallbau, Metalltechnik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 3,5 Mio. € 20 k.A. DUB.de/m8434 Technologieunternehmen – Automatisierungstechnik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 12000–99999 (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 50 k.A. DUB.de/m7295 DUB UNTERNEHMER-Magazin 87

KARRIERE & NACHFOLGE DUB UNTERNEHMENSBÖRSE EIN SOLIDES ENGAGEMENT BAUEN BOOMT NOCH IMMER Der Branchenverband HDB prognostiziert für 2020 trotz Coronakrise keine großen Umsatzeinbrüche. Investments in dem Sektor sollten weiter lohnen. ERFOLG PER SERVICE MASSGESCHNEIDERTER KUNDENSERVICE Von der Logistik über Finanzdienstleistungen bis hin zur Unternehmensberatung – der Bereich Dienstleistung ist breit gefächert. Ingenieurbüro für Klima- technik Umsatz Mitarbeiter Gewinn Preis Mehr unter V E R K A U F T Mitte (DE) bis 0,5 Mio. € 5 k.A. Personaldienstleistungen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter V E R K A U F T NW (DE) 5,0 bis 10,0 Mio. € k.A. k.A. Handel (DOB, HAKA) mit eigener Schneiderei Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bayern (DE) 0,6 Mio. € 11 k.A. DUB.de/m8441 Ertragsstarker Dienstleister in der Energie-Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Niedersachsen (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 11 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8140 Ingenieurbüro mit krisen- fester Marktnische Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 1,7 Mio. € k.A. 2,0 Mio. € DUB.de/m8428 Rechtsanwaltskanzlei im Raum Ingolstadt Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 85 (DE) 0,3 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8384 Dienstleistungen Logistik/ Automobil Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter NW (DE) 5,0 bis 10,0 Mio. € 60 3,5 Mio. € DUB.de/m8460 Ingenieurbüro (TA) in Sachsen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 04 (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 26 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8521 Personalvermittlung (keine Leihkräfte) Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter NW (DE) 4,1 Mio. € 22 6,0 Mio. € DUB.de/m8285 Rechtsanwaltskanzlei im Raum Mannheim Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 68 (DE) 0,5 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8351 88 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DUB UNTERNEHMENSBÖRSE KARRIERE & NACHFOLGE Anerkanntes Baustoff- prüflabor in Bayern Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 93 (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 3 2,0 Mio. € DUB.de/m8457 Unternehmen für Abriss und Gefahrstoffsanierung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Ost (DE) 5,0 bis 10,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8532 Spezialist für SHK-Handwerk sucht Nachfolger Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bayern (DE) 1,9 Mio. € 14 0,7 Mio. € DUB.de/m8466 Elektroinstallationsbetrieb Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 4,0 Mio. € 40 1,2 Mio. € DUB.de/m8523 Betonbohr- und Sägebetrieb in Stuttgart Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 70771 (DE) 0,5 Mio. € 4 0,2 Mio. € DUB.de/m8496 Ingenieurbüro für Umwelt- beratung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 52 (DE) 0,5 Mio. € 6 bis 0,5 Mio. € DUB.de/m8455 Spezialist für Bauwerks- sanierung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Niedersachsen (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 13 k.A. DUB.de/m8427 Joint Venture für Ziegelher- stellung – Balkan-Region Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 25 % Mehr unter West (DE) 10,0 bis 20,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8370 +++ TOP-Chance +++ +++ TOP-CHANCE +++ Das zum Verkauf stehende Unternehmen Gesucht wird ein Nachfolger für einen Dach- baut preisgünstige Basishäuser und exklusive deckerbetrieb. Ausgeführt werden diverse Villen mit individuellen Grundrissen. Zudem Arbeiten – etwa der Ausbau von Dachgauben werden frei geplante Architektenhäehmen sowie die Montage von Wohnraumdachfens- aus Sachsen übernimmt das gesamte Bau- tern inklusive Rollos, Rollläden, Solartechnik management und arbeitet und Innenleibungen. Die aktuellen Komman- mit Partnern aus diversen Gewerken zusam- ditisten wollen das Unternehmen, das seit men. mehr als 50 Jahren erfolgreich am Markt ist, aus Altersgründen abgeben. Traditionsreiches Dachdeckerunternehmen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Baden-Württemberg (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 12 2,5 bis 5,0 Mio. € DUB.de/m8376 WEITERE ANGEBOTE UNTER WEITERE ANGEBOTE UNTER DUB.de/unternehmensboerse DUB.DE/UNTERNEHMENSBOERSE Steuerberatungskanzlei Raum Freiburg Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 79 (DE) 0,2 Mio. € 3 0,2 Mio. € DUB.de/m8542 Gebäudereinigung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter V E R K A U F T Süd (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 200 k.A. Steuerberatungskanzlei Raum Frankfurt Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 61 (DE) 0,6 Mio. € 3 0,6 Mio. € DUB.de/m8513 Embedded Systems, Automobilelektronik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 1,6 Mio. € 20 k.A. DUB.de/m8435 Steuerberatungskanzlei Raum Hannover Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 30 (DE) 1,7 Mio. € 12 1,1 Mio. € DUB.de/m8536 Weiterbildung für Spedition & Logistik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Süd (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 3 bis 0,5 Mio. € DUB.de/m8227 Unternehmen für Werk- stoffprüfung und Bauphysik Süd (DE) Ort 1,0 bis 2,5 Mio. € Umsatz 30 Mitarbeiter 1,0 bis 2,5 Mio. € Preis DUB.de/m8220 Mehr unter Kommunikationsberatung Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr unter Mitte (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 40 k.A. DUB.de/m8431 DUB UNTERNEHMER-Magazin 89

KARRIERE & NACHFOLGE DUB UNTERNEHMENSBÖRSE WO DER KUNDE KÖNIG IST BEREIT FÜR DEN NEUSTART Gastronomie und Hotellerie haben in der Coronakrise besonders gelitten. Doch das Geschäft nimmt wieder Fahrt auf. Nutzen Sie Ihre Chance und starten Sie jetzt mit einem Betrieb in diesen Branchen durch. Hochprofitabler Irish Pub in Top-Lage Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Berlin (DE) 1,1 Mio. € 10 1,5 Mio. € DUB.de/m7970 Erfolgreiche Systemgastro- nomie sucht Investor Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr unter Süd (DE) 10,0 bis 20,0 Mio. € k.A. 6,5 Mio. € DUB.de/m8439 Profitable Bäckerei mit eigenen Filialen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 20–22 (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € k.A. bis 0,5 Mio. € DUB.de/m7547 Etabliertes Feinkost- restaurant Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 5–7 (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 6 0,7 Mio. € DUB.de/m7350 VITALE BRANCHE WACHSTUMSMARKT Rund sieben Millionen Menschen sind im Bereich Gesundheit tätig. Im Schnitt wuchs die Branche seit 2005 um 3,8 Prozent pro Jahr, so eine Studie des WifOR-Instituts. Die Chancen, als Unternehmer in dem Sektor Fuß zu fassen, stehen gut. Spezialist für Freizeit- betreuung von Senioren Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 90 (DE) 0,1 Mio. € k.A. 0,2 Mio. € DUB.de/m8454 Spezialistin für Automation im Bereich MedTech Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr unter 8 (CH) bis 0,5 Mio. € 12 2,5 bis 5,0 Mio. € DUB.de/m8410 Medizintechnik mit Reinraumproduktion Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 63 (DE) 3,0 Mio. € 40 k.A. DUB.de/m8436 Hersteller innovativer Haarpflegeprodukte Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 50 % Mehr- unter 78 (DE) bis 0,5 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8446 90 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DUB UNTERNEHMENSBÖRSE KARRIERE & NACHFOLGE IT-Refurbishing Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter NW (DE) bis 0,5 Mio. € 2 0,4 Mio. € DUB.de/m8165 International ausgerichteter Datendienstleister Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 25 % Mehr unter BW (DE) bis 0,5 Mio. € 5 0,8 Mio. € DUB.de/m8470 HealthTech-Start-up made in Germany Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 25 % Mehr unter Mitte (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 10 1,5 Mio. € DUB.de/m8499 Unternehmen aus dem Bereich Softwarelösungen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter BW (DE) 3,0 Mio. € 35 k.A. DUB.de/m7934 NEUE WELT DIGITALISIERUNG Online-Handel, IT-Branche, neue Technologien – der Bereich wächst. Ende 2020 sollen 50 Milliarden Geräte am Netz sein. Geschäftsmodelle mit Zukunft finden sich auf DUB.de. STARKE ZUKUNFT TOP-BRANCHE Rund 60.000 überwiegend mittelständisch geprägte Firmen agieren im Bereich Logistik. Ein Investment in die Zukunft – und in die Wirtschaftskraft Europas. Sehr rentables Linien- und Reisebusunternehmen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bayern (DE) 5,8 Mio. € k.A. 3,3 Mio. € DUB.de/m8445 Transportunternehmen verkauft Gesamtpaket Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter SA (DE) 1,0 bis 2,5 Mio. € 15 k.A. DUB.de/m6789 Renommiertes Logistik- unternehmen Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 45 (DE) 8,0 Mio. € 36 3,0 Mio. € DUB.de/m6037 Profitable Umzugsspedition 5 bis 7 (DE) Ort 1,0 bis 2,5 Mio. € Umsatz 35 Mitarbeiter 2,1 Mio. € Preis Mehr unter DUB.de/m7189 Erfolgreiche Spedition für den Transport von Beton Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Süd (DE) 2,1 Mio. € 23 1,2 Mio. € DUB.de/m7436 Führendes Transportunter- nehmen im Nahverkehr Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Hessen (DE) 2,5 bis 5,0 Mio. € 70 k.A. DUB.de/m7974 WEITERE ANGEBOTE UNTER DUB.de/unternehmensboerse DUB UNTERNEHMER-Magazin 91

KARRIERE & NACHFOLGE DUB UNTERNEHMENSBÖRSE PURE KAUFLAUNE L E D N A H VIELE MÖGLICHKEITEN Sechs Millionen Personen sind im Einzel- und Großhandel tätig, so das Statistische Bundesamt. Mit 543 Milliarden Euro Umsatz ist der Einzelhandel der drittgrößte Wirtschaftszweig nach Industrie und Handwerk. Werden auch Sie ein Teil davon. Großhändler für Bausteine Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Mitte (DE) über 20,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8423 E-Commerce Genuss und Feinkost Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 25 % Mehr unter Berlin (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 3 0,2 Mio. € DUB.de/m8419 E-Commerce für Spiel- und Freizeitartikel Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Süd (DE) 2,2 Mio. € 2 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8533 Schwedenladen in Berlin Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 12161 (DE) 0,2 Mio. € 1 0,1 Mio. € DUB.de/m8518 Günstige Gelegenheit: Puppengeschäft Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter West (DE) bis 0,5 Mio. €. k.A. bis 0,5 Mio. € DUB.de/m8490 Import/Export für werthaltige Harthölzer Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Nord (DE) 5,0 bis 10,0 Mio. € 21 k.A. DUB.de/m8437 E-Commerce für Bad, Heizung und Haustechnik Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter West (DE) 8,3 Mio. € 3 2,5 bis 5,0 Mio. € DUB.de/m8509 X I M - N E H C N A R B NISCHEN-VIELFALT GROSSE CHANCEN bieten oftmals Branchen, die nicht so sehr in der Öffentlichkeit stehen oder in denen ein Anteils- oder Firmenverkauf selten an der Tagesordnung ist. Hier finden Sie eine Auswahl interessanter Angebote. Beteiligung: Lifestyle- Boutique-Schlosshotel Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis für 75 % Mehr unter Freizeit 9 (DE) 3,4 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/m8529 Einrichtungen für Fitness- Freizeitanlagen Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Haus/Garten NW (DE) 2,2 Mio. € 4 2,1 Mio. € DUB.de/m8413 Moderne Kfz-Werkstatt und Karosserie-/Lack-Betrieb Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Auto/Rad/Kfz NW (DE) 2,2 Mio. € 14 2,7 Mio. € DUB.de/m8447 Pfand-Leihhaus in Großstadt – Süddeutschland Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Finanzen Süd (DE) 0,5 bis 1,0 Mio. € 4 1,0 bis 2,5 Mio. € DUB.de/m8406 Unternehmen im Bereich Funkkommunikation Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Medien/Marketing 14 (DE) 1,0 Mio. € 7 k.A. DUB.de/m8535 92 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DUB UNTERNEHMENSBÖRSE KARRIERE & NACHFOLGE WIR SUCHEN UNTERNEHMEN KAUFGESUCHE Passt Ihr Unternehmen auf einen dieser Steckbriefe? Auf DUB.de können Sie unter Tausenden Kaufinteressenten wählen und Kontakt aufnehmen. Kaufinteressenten veröffentlichen auf DUB.de ihr Unternehmensgesuch. Eine Auswahl: Ladenkette im Bereich Lebensmittel Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Einzelhandel 3 bis 9 (DE) 0,3 bis 3,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/g2430 Produzierende Unternehmen Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Produktion 4 bis 5 (Alle) 3,0 bis 15,0 Mio. € 30 bis 200 0,5 bis 5,0 Mio. € DUB.de/g950 Unternehmen aus dem Bereich Marketing Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Dienstleistungen 0 bis 9 (DE) bis 5,0 Mio. € bis 100 bis 5,0 Mio. € DUB.de/g2384 Unternehmen im Premium- & Lifestyle-Bereich Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Einzelhandel 0 bis 99999 (DE) 0,3 bis 4,0 Mio. € 5 bis 30 bis 3,5 Mio. € DUB.de/g2465 Ich führe Ihr Lebenswerk fort! Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bildung 3 bis 6 (DE) 0,8 bis 5,0 Mio. € 10 bis 50 k.A. DUB.de/g2433 Unternehmen im Bereich Embedded Software Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Online/Technologie 0 bis 9 (DE) 1,0 bis 10,0 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/g2358 Gesundheitswesen – Pharma – Kliniken Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Gesundheit/Medizin 0 bis 9 (Alle) 2,0 bis 100,0 Mio. € 5 bis 1.000 2,0 bis 100,0 Mio. € DUB.de/g2424 Projektsteuerungs- und/ oder Architekturbüro Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bauunternehmen 10000 bis 39999 (DE) 0,2 bis 1,0 Mio. € 2 bis 15 k.A. DUB.de/g2291 IT-Unternehmensgruppe sucht Erweiterung Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Online/Technologie 0 bis 9 (DE) bis 50,0 Mio. € bis 500 bis 10,0 Mio. € DUB.de/g2435 Zerspanungsunternehmen in Berlin/Brandenburg Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Produktion 10 bis 16 (DE) bis 5,0 Mio. € 20 bis 50 bis 5,0 Mio. € DUB.de/g2474 Unternehmensnachfolge in Bayern Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Auto/Rad/Kfz 70000 bis 90000 (DE) 2,5 bis 20,0 Mio. € 20 bis 150 k.A. DUB.de/g2476 Gesucht wird eine Haus- verwaltung Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Immobilien 6 (DE) 0,2 bis 0,5 Mio. € k.A. k.A. DUB.de/g2408 Abbruchunternehmen gesucht Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bauunternehmen 0 bis 9 (DE) 1,0 bis 3,5 Mio. € 5 bis 15 k.A. DUB.de/g2434 Tragwerksplanungsbüro im Südwesten Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Bauunternehmen 6 bis 8 (DE) bis 1,0 Mio. € 10 bis 100 k.A. DUB.de/g2425 Produktionsunternehmen mit Kunststoff-Expertise Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Produktion 70000 bis 79999 (DE) 3,0 bis 15,0 Mio. € bis 100 k.A. DUB.de/g2392 B2B-Großhandel Reini- gungsmittel Branche Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter Großhandel 1 bis 9 (DE) bis 25,0 Mio. € bis 500 bis 25,0 Mio. € DUB.de/g2299 DUB UNTERNEHMER-Magazin 93

KARRIERE & NACHFOLGE DUB FRANCHISEBÖRSE BEWÄHRTE IDEEN ERFOLG MIT SYSTEM Unternehmer werden und dabei strategische Unterstützung erhalten: Franchising macht dies möglich. Ob ein neuer oder ein bestehender Standort – DUB.de bringt etablierte Franchisegeber und interessierte Franchisenehmer zusammen. Hier finden Sie eine Auswahl der Top-Vakanzen. TeeGschwendner in Baden-Baden Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 76530 (DE) bis 0,5 Mio. € 1 bis 0,5 Mio. € DUB.de/m5004 Handel und Montage von Zäunen und Toren Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 94 (DE) 0,5 Mio. € 4 bis 0,5 Mio. € DUB.de/m8347 Reifen- und Kfz-Bereich im Raum Cloppenburg Ort Umsatz Mitarbeiter Preis Mehr unter 26169 (DE) 1,4 Mio. € 8 k.A. DUB.de/m8222 FRANCHISE Wer in ein erfolgreiches Franchisesystem einsteigen möchte, wird auf dem Online-Portal DUB.de schnell fündig. Mit nur wenigen Schritten geht es Richtung Erfolg. Einfach auf DUB.de/franchise auf das Schlagwort „Franchise Unternehmen“ sowie „Suchen“ gehen und Branche, Unternehmen oder die notwendige Investitionssumme als Suchkriterium unter „Suche anpassen“ auswählen. Ein Inserat hat Ihr Interesse geweckt? Mit nur wenigen Klicks nehmen Sie Kontakt zum ausgewählten Franchiseunternehmen auf. Auf DUB.de findet sich außerdem alles Wissenswerte rund um zahlreiche Unternehmen sowie eine praktische Checkliste. MEHR GIBT ES HIER DUB.de/franchise 94 DUB UNTERNEHMER-Magazin

DUB FRANCHISEBÖRSE KARRIERE & NACHFOLGE FRANCHISE-NEUGRÜNDUNG Selbstporträt* HOMEBOX – das Selfstorage-Franchisesystem Steigern Sie mit Selfstorage die Rentabilität Ihrer Immobilie Selfstorage ist ein Konzept zur Vermietung von modularen Räumen, sogenannten Boxen. Darin können Privatpersonen und Unternehmen ihre Waren und Güter in der Nähe ihres Wohnorts oder des Point of Sale für einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr oder länger aufbewahren. Selfstorage bietet aber nicht nur für Kunden bequeme Lösungen. Auch für Eigentümer von Immobilien und für Investoren ist Selfstorage wirtschaftlich interessant. HOMEBOX hat dazu das passende Franchisesystem. Mehr unter homebox-lager.de/homebox- franchising oder per E-Mail an franchise@homebox-lager.de Investition Einmalige Gebühr Monatliche Gebühr Gründungsjahr Franchisenehmer Standorte Mehr unter 300.000 bis 1,5 Mio. € 20.000 € 10 % 1996 40 122 DUB.de/f96 * Dieses System präsentiert sich unter DUB.de/franchise. ANZEIGE Geh nicht nur Arbeiten, sei der Held für deine Kunden. Wir ermöglichen Menschen die Freiheit und Sicherheit der eigenen vier Wände! Informieren Sie sich jetzt! Deutschlands meistgebautes Markenhaus seit 2009. F R A NCHIS E V E R B A N D D E LI M IT G L R E H C S T U E D Z E R T I F I Z IE RTES V O L

AUTO & MOBILITÄT Startet auch als Investor durch: Formel-1- Weltmeister Nico Rosberg KAMPF FÜRS KLIMA NICO ROSBERG will etwas bewegen. Sein Plan: die Mobilität durch technologische Innovationen nachhaltig verändern. Wie das konkret gelingen soll, erklärt der ehemalige Formel-1-Rennfahrer im Gespräch. D ie Mobilitätsindustrie disruptieren – das ist das Ziel von Nico Rosberg. „Denn wenn wir die ehrgeizigen Ziele des Pari- ser Klimaabkommens erreichen und die Erdwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollen, müssen wir Mobilität zwingend nachhaltiger gestalten“, sagt der Formel- 1-Weltmeister von 2016. Seit dem Ende seiner Rennfahrerkarriere arbei- tet er als Nachhaltigkeitsunternehmer, investiert be- vorzugt in grüne Technologien. Rosberg ist unter anderem an den Flugtaxi-Entwicklern Volocopter und Lilium, dem E-Scooter-Verleiher Tier sowie an Charge point, einem Entwickler von E-Auto-Lade- stationen, beteiligt. Er unterstützt zudem als An- teilseigner die elektrische Rennserie Formel E. Des Weiteren hat er das Greentech-Festival initiiert, das vom 16. bis 18. September in Berlin stattfinden wird. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Motorsport und Nach- haltigkeit – ist das nicht ein Widerspruch? Nico Rosberg: Ich bin nicht der neue Öko-Papst, ich bin keine Greta Thunberg – auch wenn ich sie enorm respektiere. Ich bin Unternehmer mit Leidenschaft. Und bei allem, was ich angehe, spielt der Impact, also die mögliche Veränderung zum Positiven, neben den finanziellen Aspekten eine gleichwertige Rolle. Auch in der Formel 1 wird man immer umweltbewusster. Die Rennserie will bis 2030 CO2-neutral sein. Man darf zudem nicht vergessen, welche technologischen In- LIVE Das gesamte Interview mit Nico Rosberg sehen Sie unter DUB-magazin. de/rosberg- im-gespraech 96 DUB UNTERNEHMER-Magazin

AUTO & MOBILITÄT novationen für Straßenautos in der Formel 1 ihren Anfang nahmen – zuletzt etwa die Hybridmotoren. Skizzieren Sie bitte Ihre Vision von der Mobilität der Zukunft. Rosberg: Ich glaube, Mobilität ist künftig komplett emissionsfrei und sehr effizient. Dank eines Abo- Modells sind die Verkehrsmittel zudem schnell und einfach zu buchen. Wir zahlen in der Basis-Variante beispielsweise 49,90 Euro im Monat und haben damit Zugang zu diversen Anbietern. Das kann dann in der Praxis etwa so aussehen: Ich buche mir morgens ein Carsharing-Auto und fahre damit zum Bahnhof – auto- nom natürlich. Mit der Bahn geht es dann von Berlin nach München. Dort wartet schon das Flugtaxi. Es hat einen Elektromotor und fliegt autonom, also ohne Pilot. Damit lande ich dann auf einer Wiese in der Nähe meines Ziels und fahre die letzten Meter mit dem E-Scooter zum Geschäftstermin oder zum Grill en mit Freunden. Stichwort Flugtaxi: Sie sind in die Start-ups Volocop- ter und Lilium investiert. Welches Potenzial sehen Sie in der sogenannten 3-D-Mobilität? Rosberg: Eine Studie von Porsche Consulting pro- gnostiziert, dass bis zum Jahr 2035 rund 23.000 Flug taxis im Einsatz sein werden. Sie werden die Staus und den Dreck in den Städten reduzieren, aber auch den Lärm. Denn sie sind batteriebetrieben, dadurch ZUR PERSON NICO ROSBERG stieg 2006 in die Formel 1 ein, wo er die Boliden von Williams und Mercedes steuerte. Fünf Tage nach seinem WMTitel 2016 beendete er seine Sportkarriere. Inzwischen investiert der 35Jährige in Zukunftstechno logien, legt dabei einen Fokus auf Nachhaltigkeit. Rosberg ist zudem Mit orga nisator des GreentechFesti vals in Berlin und Juror in der VoxSendung „Die Höhle der Löwen“ Wie weit ist die Entwicklung der Flugtaxis bereits? Rosberg: Es sind noch ein paar Herausforderungen zu meistern. Die Batterieentwicklung muss Fortschrit te machen; Batterien müssen leichter werden, damit die Flugtaxis auch über größere Entfernungen fliegen können. Und es müssen neue Luftwege entstehen zwischen der Stadt und dem bestehenden Luftverkehr. So etwas dauert. Da will niemand zu früh zu viel Ri siko eingehen. Deshalb werden wir die ersten kom merziellen Flüge wohl auch nicht in Europa sehen. Die ersten Flüge werden wahrscheinlich in Singapur, Du bai, vielleicht Hongkong starten. Sie sind ein Verfechter von Elektromobilität. Wird Tesla-Chef Elon Musk von der deutschen Automobil- industrie immer noch unterschätzt? Rosberg: Ich hatte kürzlich ein Dinner mit einem Vorstand aus der Automobilindustrie. Er hat mir ge sagt: „Ich glaube immer noch, dass Elon Musk mit Tesla den Bach runtergehen wird.“ Es ist also tatsäch lich nach wie vor so, dass selbst die Experten der Branche es nicht für möglich halten, dass Musk mit telfristig weiter erfolgreich sein wird. Die Seltenheit bei Musk ist: Er ist ein unglaubliches IngenieurGenie und gleichzeitig ein unglaubliches MarketingGenie. Es ist wahnsinnig selten, dass ein Mensch diese bei den Fähigkeiten vereint. Und dadurch ist es ihm ganz allein gelungen, die Mobilitätsindustrie auf den Elek tromotor zu bringen. Die Mission von Tesla ist es al ist der Geräuschpegel gering. Schon das steigert die lerdings nicht, so viele Elektroautos wie möglich zu Lebensqualität. Flugtaxis erleichtern außerdem das verkaufen. Die Mission von Tesla ist es, die Energie Pendeln zum Arbeitsplatz und ermöglichen es damit wende zu beschleunigen. mehr Menschen, außerhalb der Städte auf dem Land zu leben. 0 Mehr unter greentechfestival.com Gestern, heute, morgen: Nico Rosberg gewann 23 Formel1Rennen. Inzwischen investiert er in MobilitätsStartups wie Tier – und sieht großes Potenzial in Flugtaxis. In Deutschland zählen Lilium (für lange Strecken geeignet; 2. v. r.) und Volocopter (für die Kurzstrecke gedacht; Bild r.) zu den Vorreitern bei der Entwicklung dieser Verkehrsmittel DUB UNTERNEHMER-Magazin 97

AUTO & MOBILITÄT Von der Hufschmiede zum Lufttaxi LUFTFAHRT Sven Lindig, Familienunternehmer mit Schwerpunkt Intralogistik, betritt mit Investitionen in die Luftfahrttechnik komplettes Neuland. Der mutige Macher will Deutschland als Innovationsstandort in diesem Sektor voranbringen. Dazu braucht es Visionen und moderne Führung. schiedlichen Projekte und sehen darin dasselbe Po- tenzial. Sicher hält mich auch der eine oder andere für verrückt, weil ich als Gabelstaplerhändler solches Neuland betrete. Wenn allerdings Virgin-Gründer Ri- chard Branson den Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ für bare Münze genommen hätte, würde er wahrscheinlich heute in einem geschlossenen Schall- plattenladen sitzen. Darum ist es mir wichtig, in guten Zeiten die Weichen für die Zukunft zu stellen. Hochefﬁzient: Das 2019 vorgestellte Nurﬂügel-Flugzeug HORTEN HX-2 ﬂiegt ohne Leitwerk und mit in Flügelform gewölbter Kabine. Die Efﬁzienz dieses Konzepts ist gegenüber klassischen Fliegern circa 20 Prozent größer A ls Staatsministerin Dorothee Bär 2018 in einem Interview mit dem „heute journal“ von Flugtaxen sprach, schlug ihr große Skepsis entgegen. Was für viele abgehoben klang, war für Sven Lindig aber schon vor zwei Jahren keine Zukunftsmusik mehr. „Mir war früh bewusst, dass die Zukunft der Mobi- lität in der Luft liegt“, sagt der Chef der LINDIG Gruppe. Das Unternehmen aus der Nähe von Eise- nach ist als Vertragshändler für Gabelstapler und La- gertechnik von Linde Material Handling ein Dienst- leister für innerbetriebliche Logistikprozesse. Als einer seiner Kunden aus dem Luftfahrtbereich insolvent ging, brachte ihn das auf die Idee, in den Bereich zu investieren. „In nachhaltiger Luftfahrt steckt großes Potenzial, ein attraktives Geschäfts- modell für unsere Zukunft“, so Lindig. Mit einer un- ternehmerischen Perspektive will er Deutschland als Technologietreiber in diesem Sektor nach vorn brin- gen. Über seine Projekte und welche Rolle moderne Führung dabei spielt, sprach er mit Inka Schneider. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sie investieren in die Luftfahrttechnik, in Lufttaxen und Lastendrohnen. Wie reagieren andere, wenn Sie davon erzählen? Sven Lindig: Wir haben verschiedene Marken im Luftfahrtbereich wie Flight Design und Horten Aircraft. Da ist von Elektro- über Wasserstoff flieger bis zu Lastendrohnen alles dabei. Viele unserer Technolo- giepartner teilen die Begeisterung für diese unter- 98 DUB UNTERNEHMER-Magazin

Was brauchen Sie, um unternehmerisch in der Luft- fahrt wirklich abzuheben? Lindig: Es würde uns helfen, wenn auch die Politik noch stärker das Potenzial erkennt. Sie geht zwar klei- ne Schritte – beispielsweise mit der Klärung von Luft- korridoren für Drohnen. Aber allein in unserer Region in Thüringen sind in den letzten Jahren über 3.500 Arbeitsplätze im Automobilbereich verloren gegan- gen, und es werden sicher noch mehr. Jetzt müssen wir als Standort Deutschland nach vorn denken und uns überlegen, ob wir woanders wiedergutmachen können, was wir im Automobilbereich durch den lang- samen technologischen Wandel verschlafen haben. Da sehe ich in der Luftfahrt sehr gute Potenziale. In welchen Zeithorizonten denken Sie da? Lindig: Das ist ganz unterschiedlich. Beim Elektro- flieger von Flight Design sind wir letztes Jahr mit einem Jungfernflug gestartet. Bis zur zertifizierten Serienfer- tigung dauert es sicher noch etwas. Aber das hängt ZUR PERSON INKA SCHNEIDER ist Journalistin und Moderatorin ZUR PERSON SVEN LINDIG ist seit 2001 Gesellschafter der LINDIG Fördertechnik GmbH und führt das Unterneh- men seit 2011 in der vierten Generation. Gegründet 1899 als Hufschmiede, hat die in den vergangenen Jahren entstan- dene Gruppe heute mehr als 500 Mitarbeiter Elektrischer Jungfernflug 2019: Flight Design entwickelt in der Nähe von Eisenach dreiachsgesteuerte Leicht- ﬂugzeuge wie die F2e AUTO & MOBILITÄT auch davon ab, wie schnell es gelingt, die Zulassung zu erhalten. Das Horten Aircraft als Fünfsitzer mit Was- serstoffantrieb in Serie in die Luft zu bringen, erfordert einen größeren Zeithorizont. Dort sprechen wir eher über 2030 als über 2024. Deswegen braucht es da ent sprechende finanzielle Mittel, auch von weiteren externen Investoren. Die Potenziale sind aber riesig. Für ein solches Unterfangen brauchen Sie Menschen, die mitmachen, die Sie begeistern. Wie muss die Un- ternehmensstruktur sein, damit Sie so groß und vi- sionär denken können? Lindig: Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit moderner Führung und konnte seitdem viel lernen. Führung steht in einem hochkomplexen Umfeld, in dem keiner von sich behaupten kann zu wissen, wie es geht. Man muss Dinge ausprobieren, experimen- tieren und dafür sichere Räume schaffen. Ich habe zudem angefangen, die Strukturen umzubauen – und zwar vom klassischen Management hin zu primärer Selbst organisation. Denn mir ist irgendwann klar geworden, dass mit dieser klassischen Pyramiden- Organisation Silos entstehen und Abteilungen quasi voneinander abgetrennt werden. Darum bin ich vor Kurzem auch noch einmal mit Kollegen für drei Tage in eine Waldhütte gefahren. Dort entstand Nähe, alle konnten ihre Maske fallen lassen. Sie verstehen sich auch als Impulsgeber. Was ist Ihre Führungsmaxime? Lindig: Da gibt es nicht den einen Satz. Der größte Frustfaktor für Mitarbeiter ist, wenn sie Vorgaben erhalten, die nichts mit ihrer Arbeitsrealität zu tun haben. Gute Führungskräfte sollten stattdessen den Kollegen mehr zutrauen und sie mehr einbinden. Dann muss man sie auch nicht „mitnehmen“ oder „ins Boot holen“. Das sind typische Redewendungen, die für eine Führung von oben sprechen. Das entspricht aller- dings nicht meinem Menschenbild. Ich gehe davon aus, dass jeder, der einen Arbeitsvertrag unterschreibt, eine Grundmotivation hat. Sicherlich gibt es da auch Ausnahmen. Aber ich denke, dass die meisten Men- schen etwas Sinnvolles mit der vielen Lebenszeit an- stellen wollen, die sie bei der Arbeit verbringen. Ich versuche jedoch auch, den Kollegen vorzuleben, dass Anwesenheit eher ein Indikator für den Energiever- brauch ist: Ob die Lampe im Büro leuchtet, sagt ja nicht viel darüber, ob tatsächlich viel geschafft wird. Es ist manchmal sinnvoller, die Freiräume zu nutzen, die uns das mobile Arbeiten bietet. 0 Mehr unter lindig.group und lift-air.com DUB UNTERNEHMER-Magazin 99

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AUTO & MOBILITÄT Das große Comeback MITSUBISHI hat seine Verkäufe seit 2013 mehr als verdoppelt. Mit dem Outlander PHEV baute die japanische Marke Europas und Deutschlands beliebtesten Plug-in-Hybrid. Und auch der Verkauf des Space Star kann sich sehen lassen. R ichtig gelesen: Nicht Polo, Corsa, Fabia oder Fiesta waren die Lieblinge der deutschen Pri- vatkunden, sondern der Mitsubishi Space Star. Der Kleinwagen und das Plug-in-SUV Outlander PHEV sind derzeit die Stars der Marke mit den drei Dia manten im Logo – und damit die Nachfolger der einstigen Erfolgsmodelle Colt, Lancer und Pajero. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und eine Vorreiterrolle bei der Technik haben das Comeback der Marke befeuert. TEIL DER GRÜNEN WENDE Hinzu kommt: Mitsubishi hat sich schon früh das Umweltthema auf die Fahnen geschrieben. Bereits 1971 gab es das erste Elektro-Konzeptfahrzeug; seit 2013 kann der Outlander an der Steckdose laden. Damit waren die Japaner der Konkurrenz weit voraus. Berater entwickeln zudem individuelle Kon zepte für Kunden. Dabei bietet der Automobilhersteller Dienstleistungen rund um das Thema Haus-Ener- giemanagement mit der Einbindung des Outlander PHEV – etwa über die passende Wallbox und indivi- duelle Stromtarife oder Ladekarten. Intensiv wird an der Umsetzung des „Dendo Drive House“-Konzepts gearbeitet, eines Pakets aus bidirektionaler Wallbox, Solaranlage, Pufferspeicher und dazugehöriger Soft- ware. Damit wird das Auto bei Bedarf zum Energie- lieferanten für die Immobilie. Oder es lädt sauberen Solarstrom, der vom Haus eingefangen wurde. 100 DUB UNTERNEHMER-Magazin Perfekt für die Stadt: Der Mitsubishi Space Star passt dank einer Länge von nur 3,85 Metern in so ziemlich jede Parklücke und bietet dennoch Platz für fünf Personen Geländegängig: Der Outlander Plug- in-Hybrid ist allrad- getrieben – und fährt auch bei 120 km/h noch vollelektrisch SOLARANLAGE BATTERIE IM HAUS BIDIREKTIONALE WALLBOX

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AUTO & MOBILITÄT „Auch Hersteller sind in der Pflicht“ Die Zahlen sprechen für sich: Der Absatz von Mitsubishi hat sich in Deutschland zwischen 2013 und 2019 von 22.222 auf über 54.000 Einheiten mehr als verdoppelt. Was das Erfolgsrezept der ältesten japanischen Automobilmarke ist und weshalb nicht nur die Politik die Mobilitätswende befeuern muss, erklärt Kolja Rebstock, der Deutschlandchef von Mitsubishi. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie haben Sie es ge- schafft, Ihre Verkaufszahlen mehr als zu verdoppeln? Kolja Rebstock: Für dieses Comeback gibt es zahl- reiche Gründe. Zum einen passen unsere Produkte in die Zeit: Wir bieten moderne Mobilität vom Plug-in- Hybrid bis hin zum Kleinwagen für die Stadt für ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, kombiniert mit einer tollen Ausstattung und fünf Jahren Garantie. Dies ergänzen wir um ein engagiertes Händlernetz und Mitarbeiter, welche die Marke leben und sich mit ihr identifizieren. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Welche Modelle waren bei diesem Comeback der Marke besonders wichtig? Rebstock: Entscheidend ist sicher der Outlander Plug-in-Hybrid. Er ist unser Technik-Flaggschiff und Rollender Energie- speicher: Die Batterie des Outlander kann elek trische Energie in intelligente Strom- netze einspeisen PHEV ZUR PERSON DR. KOLJA REBSTOCK ist seit 2017 Geschäftsführer bei Mitsubishi Motors Deutsch- land. Zuvor war er 23 Jahre für Daimler in Entwicklung, After Sales und Vertrieb tätig war schon bei seiner Markteinführung 2013 seiner Zeit weit voraus. Die Kunden lieben ihn, er ist meist- verkaufter Plug-in-Hybrid in Europa und in Deutsch- land. Nicht zu vergessen auch der Space Star, der nicht nur unser meistverkauftes Modell überhaupt ist, son- dern der zuletzt zeitweise im deutschen Privatmarkt das mit Abstand meistverkaufte Fahrzeug war. Sie haben den Outlander, Ihr Hybrid-SUV, bereits an- gesprochen. Welche Rolle spielt die Plug-in-Hybrid- Technologie darüber hinaus in Ihrem Unternehmen? Rebstock: Wir merken, dass das Interesse an alter- nativen Antriebskonzepten sehr stark zunimmt – vor allem deshalb, weil die Plug-in-Hybrid-Technologie die perfekte Lösung für die aktuellen Mobilitätsansprüche ist. Sie verbindet die Möglichkeit des rein elektrischen Fahrens mit der Reichweite eines klassischen Verbren- nungsmotors. Wir arbeiten deshalb an der Ausweitung des Angebots und werden bald weitere Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid-Technologie auf den Markt bringen. Anders als Ihre Wettbewerber setzen Sie zudem auf die individuelle Beratung zum Energiemanagement von Haushalten. Wie sieht das im Detail aus? Rebstock: Mit dem Green-Mobility-Ansatz bündeln wir alle Dienstleistungen rund um Elektromobilität und deren optimale Nutzung. Die Besonderheit des Outlander PHEV zum Beispiel ist, dass er den gespei- cherten Strom wieder abgeben kann, etwa über klas- sische Haushaltssteckdosen, die im Auto verbaut sind. Man nennt das bidirektionales Laden – eine innova- tive Technologie, die es ermöglicht, den Outlander als Stromquelle oder Pufferspeicher in den privaten Haus- halt zu integrieren. So kann er die Ergänzung zur viel- leicht vorhandenen Solaranlage sein. Inwieweit helfen Kaufprämien beim Umstieg der Kunden auf Hybrid- oder reine Elektromobilität? Rebstock: Finanzielle Anreize helfen immer, eine neue Technologie auf dem Markt zu etablieren. Ich sehe aber auch die Hersteller in der Pflicht, ihren Teil beizutragen – etwa mit attraktiven Preisen, aber ge- nauso einer alltagstauglichen elektrischen Reichweite und einem überzeugenden Gesamtkonzept. Eigen- initiative in Sachen Ladeinfrasktur wäre ebenfalls wünschenswert. Wir haben an unserem Unterneh- mensstandort etwa die größte öffentliche Elektro- ladestation in Hessen eröffnet. DUB UNTERNEHMER-Magazin 101

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LIFE & STYLE Gräflicher Park Health & Balance Resort Weitläufig: Das Ensemble liegt in einem über 235 Jahre alten englischen Landschaftspark auf 64 Hektar Fläche – und besticht durch seinen Charme Garten-Spa: Der 25 Meter lange Open-Air-Pool wird auf 28 Grad erwärmt und ist so das ganze Jahr nutzbar 102 DUB UNTERNEHMER-Magazin Relaxen auf allen Ebenen Entspannung, Fitness, Genuss: Der „Gräﬂiche Park“ in Bad Driburg bietet eine wirklich beeindruckende Zahl an Arrangements – bis hin zu speziellen Medical- Spa-Pauschalen wie Fas- tenkuren nach F. X. Mayr und Ernährungscoaching. Graf und Gräﬁn Marcus und Annabelle von Oeynhausen-Sierstorpff führen den „Park“ bereits in siebter Generation. graeﬂicher-park.de Wohnen im Park: 135 Zimmer und Suiten verteilen sich auf sechs Logierhäuser. Die Doppelzimmer gibt es in den Kategorien Komfort, Superior und Deluxe Victor’s Residenz Hotel Schloss Berg Ausgezeichnet: Christian Bau schafft Erlebnisse auf aller- höchstem Niveau, hält dank seiner kreativen Küchenkunst seit 2005 drei Michelin-Sterne Stilvoll: Das Hotel zählt 90 Zimmer und Suiten – im Schloss und in der Villa. Die „Göttersuiten“ bieten einen Blick bis ins Moseltal

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LIFE & STYLE HERRSCHAFTLICH und luxuriös HOTELPERLEN Es gibt sie, diese magischen Orte, die zum Übernachten einladen, zum Genießen – und die auch noch Geschichte atmen. Schlösser, Burgen, historische Gemäuer bieten oftmals den perfekten Rahmen für eine kleine Auszeit, aber auch für einen Urlaub. Zu finden auf einer Fahrt durch Deutschland. Schlosshotel Kronberg Kulinarischer Hochgenuss Eine Reise nach Perl-Nennig führt ins Saarland – und um die ganze Welt. Zumindest wenn man sich für „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“ entscheidet. Seine exzellente Küche ist das Highlight des Fünf-Sterne-Hideaways, bestehend aus historischem Renaissance-Schloss und römischer Villa. Tipp: Ab September lädt Bau Top- Köche wie Yoshizumi Nagaya zum „4 Hands Dinner“ ein. victors.de Große Kulisse: Erbaut von Victoria Kaiserin Friedrich, fertiggestellt 1893, zählt das Schloss zu den schönsten Deutschlands Kunst und Kultur zum Anfassen Der Golfplatz direkt vor der Terrasse, ein Innenleben, das zurückführt in die deutsche Geschichte: Das „Schlosshotel Kronberg“ bietet einen bestechenden Mix aus Historie und Luxus. Die 61 Zimmer und Suiten sind individuell eingerich- tet. Die „Royal Suite“ beherbergt auf 100 Quadratmetern das denkmalgeschützte Interieur von Kaiser Wilhelm II. Neu: das Restaurant „Enrico D’Assia“. Die Geschicke des Hauses lenkt Donatus Landgraf von Hessen. schlosshotel-kronberg.com Exklusive Ausstattung: Das „Schlosshotel“ ist gespickt mit Antiquitäten und einer beeindruckenden Gemälde- sammlung aus der Kaiserzeit DUB UNTERNEHMER-Magazin 103

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LIFE & STYLE IN KOOPERATION MIT EVANEOS Europa entdecken! INSELTOUREN Derzeit stehen die Länder Europas bei Reisenden hoch im Kurs. Doch kann man hier noch abseits der Touristenpfade Orte finden, die nicht überlaufen sind? DUB UNTERNEHMER und Individualreisespezialist Evaneos empfehlen drei Inseln. K lar, in diesem Jahr ist alles anders. Unsere Reisepläne wurden durch das Coronavirus über den Haufen geworfen. Umplanen und flexibel sein war und ist Gebot der Stunde. Das Hei- matland und die Ziele in Europa rücken plötzlich mehr denn je in den Fokus. 70 Prozent wollten ihren diesjährigen Sommerurlaub hierzulande verbringen, ergab eine Umfrage von Evaneos. Der Anbieter hat sich auf individuelle Reisen spezialisiert. Diese wer- den zusammen mit lokalen Reisexperten und -exper- tinnen maßgeschneidert. Drei verraten ihre Tipps. Lokale Evaneos- Reiseexpertin Ketty und ihr Team haben ihren Sitz in Catania, der zweitgröß- ten Stadt auf Sizilien. Sie sind spezialisiert auf Wanderungen. Besonders spannend: die Touren zu aktiven Vulkanen Sizilien Kraftvolle Schönheit: Palermo ist das pochende Herz der Insel – voller Leben, Historie und Charme 104 DUB UNTERNEHMER-Magazin Einsam: Nördlich von Sizilien gelegen, zählen die Äolischen Inseln zum Unesco- Weltnaturerbe

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Kreta Sehnsucht pur: Einsame Strände am tiefblauen Meer sind gut versteckt, aber für Kenner zu finden LIFE & STYLE Bilderbuch-Gassen: Kreta steht für viele kleine Orte mit verwunschenen Ecken und Winkeln Lokale Evaneos- Reiseexpertin Evi und ihr Team haben sich in Heraklion niedergelassen. Ihre Selbstfahrer- touren führen in verschlafene Fischerdörfer und zu Stränden weit entfernt vom Pauschaltourismus SIZILIEN: NATUR, VULKANE, BOOTSTOUREN tas. Das Meer erinnert dort an die Malediven. Am Strand von Vai finden sich mehr als 5.000 Palmen!“ „Es gibt hier viele kleine authentische Dörfer und Naturschutzgebiete, in denen Reisende eine vielfäl- tige Natur erleben können, und das zu jeder Jahres- zeit“, sagt Ketty. „Ich lege allen eine Bootstour um die Äolischen Inseln ans Herz. Und natürlich einen Aufstieg zu den luftigen Kratern des Ätna. Das sind einfach unvergessliche Erfahrungen.“ KRETA: STRÄNDE, PALMEN, STERNENHIMMEL „Südlich von Rethymnon liegt der Strand Ligres mit einer hübschen Taverne. Die kleinen gebratenen Tin- tenfische dort sind köstlich“, verrät Evi. „Fantastisch ist Gavdos. Zu der Insel führt eine eineinhalbstün- dige Fahrt vom Hafen in Sfakia aus. Abends ist die Atmosphäre dort unglaublich, getaucht in absolute Stille – kombiniert mit Sternenhimmel. Und da ist Xerokampos im Südosten Kre- ISLAND: LACHS, THOR, EISGROTTEN „Thórsmörk bedeutet ,das Tal Thors‘, ein magischer Ort. Dort gibt es einen sehr alten Wald aus Birken und Zwergweiden“, verrät Sarah, die zum Picknick Flat- kaka empfiehlt, eine dünne Scheibe Roggenbrot mit Lachs. „Ein wahrer Genuss!“ Sarahs weitere Tipps: „Landmannalaugar mit seinem farbigen Gebirge, un- zähligen Wandermöglichkeiten und den Thermal- quellen im Tal. Sowie die Eisgrotten im Nationalpark Vatnajökull, einem der größten Gletscher Europas. Eine Entdeckung seines Inneren ist überwältigend!“ Auf ihren Internetseiten informieren Evaneos und die lokalen Experten über die aktuelle Lage im Reiseland. Für mehr Planungssicherheit bieten einige Agenturen eine Stornierungsgarantie an. Infos dazu und Inspiration auf evaneos.de Island Freie Fahrt: Auf 1339 Kilometern führt eine Ringstraße einmal um die Insel. Autobahn? Fehlanzeige! Lokale Evaneos- Reiseexpertin Sarah und ihr Team s ind in der Hauptstadt Reykjavík beheimatet. Die ausgearbeiteten Touren durch Island sind auch für Familien geeignet und für alle gut zu schaffen Atemberaubend: Die Natur liefert jeden Tag aufs Neue ein Schauspiel – mit unglaublichen Bildern DUB UNTERNEHMER-Magazin 105

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LIFE & STYLE Waldbaden! Entschleunigung. Das „Schlosshotel Fiss“ er wei- tert sein Spa-Angebot. Neu dabei: Waldbaden. Der Austausch mit den Botenstoffen (Terpenen) der Bäume soll das Immun- system stärken. Zwei Stunden im Wald reduzieren das Stress- hormon Adrenalin im Blut um bis zu 50 Prozent. Das Fünf-Sterne- Haus setzt neben klassischer Well- ness auch auf bewusste Erlebnisse. schlosshotel-ﬁss.com News Trends Wir entdecken pﬂanzliche Ernährung für uns, baden im Wald, kochen mit Kupfer, tragen Hemden wie Hollywoodstars – und träumen heimlich von einem Lamborghini, der über Wellen sprintet Lamborghini zu Wasser Beschleunigung. Stylisch, stark, cool: Lamborghini und „The Italian Sea Group“ haben gemeinsam eine Superjacht kreiert. Zwei MAN-Zwölfzylinder mit je 2.000 PS jagen die „Tecnomar for Lamborghini 63“ auf 60 Knoten (111 km/h). Gefertigt mit Karbonfaser, wiegt der Renner im typischen Lamborghini-Design 24 Tonnen, gilt so als „ultraleicht“. Preis: noch unbekannt. tecnomar63.com Pﬂanzlich? Lecker und gut! Trend. Lebensmittel auf rein pﬂanzlicher Basis boomen. Und Berief startet richtig durch: in neuem Design und mit seiner breiten Palette an Drinks, Ghurts und Tofuprodukten. Ganz neu: der Bio Barista Hafer. Dabei steht das B für die Marke, Bio und Beckum, den Standort des Fami- lienunternehmens. Das setzte schon vor 35 Jahren auf Tofu und pro- duziert nachhal- tig. berief-food.de Butler auf dem Olymp Style. Deutschlands Hemdenhersteller No. 1 macht Hollywoodstar Gerard Butler zum Gesicht des gesamten Mar- kenauftritts – bis mindestens 2022. Er stehe wie die Marke für Geradlinigkeit, Souveränität und höchste Ansprüche an sich selbst, so Olymp-Chef Mark Bezner. Tipp: die „Level Five Smart Business Body Fit“-Hemden! olymp.com 106 DUB UNTERNEHMER-Magazin Kupfer mit Stil Kochkunst. Ganze sechs Jahre dauerte die Entwick- lung der neuen Antihaftver- siegelung. Das 3 mm starke Kupferblech soll Garen durch schnelle Reaktion auf Hitze- veränderungen perfektionieren. Und ein Hingucker ist die neue Chrom-Noir-Linie der Kupfer- manufaktur Weyersberg auch noch. Die erste Produktions- Charge war schon vor der Auslieferung ausverkauft. kupfermanufaktur.com &

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LIFE & STYLE Schaum in der Tasse Cool. Die kann ganz viel: von Cappuccino bis Flat White und Latte macchiato, sogar Eiskaffee. Die Krups Nespresso Atelier XN890 Kaffee-Kapselmaschi- ne arbeitet dabei mit einem innovativen System, das Kuhmilch, aber auch Hafer- oder Sojamilch aufschäumt – direkt in der Tasse! Das geht sogar kalt. Gut: Die Maschine muss nicht um- ständlich gereinigt werden, der Milchaufschäumer darf in die Spülmaschine. Preis: 329,99 Euro. krups.de Ikos: Nachhaltig im Urlaub Umwelt. Mit Wiedereröffnung der Resorts setzt Ikos noch stärker auf Nachhaltigkeit: Wasser wird recycelt, das Personal in Energie- und CO2-Management geschult und Plastik weiter reduziert. Ziel: Zero Waste! Top: 56 Prozent der Lebensmittel stammen von griechischen Bauern und Kleinanbietern. ikosresorts.com Mentale Stärke für alle Hilfe. „Mind up!“ heißt eine Bewe- gung, die „Europa mental stark ma- chen“ will. Als Botschafter fungiert u. a. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (Foto). Ins Leben gerufen wurde die Bewegung von Instahelp. Die Online-Plattform bietet Zugang zu Psychologen – unabhängig von Zeit und Ort und anonym. Sie zählt über 70.000 Nutzer. instahelp.me Mehr Zound für Sportler Hightech. Adidas erweitert seine Kopfhörer- kollektion, setzt dabei auf Klang und Design. Die RPD-O1 entstanden in Zusammenarbeit mit Zound Industries; es gibt sie in „Light Grey“, „Night Grey“ und „Green Tint“. Die Kopfhörer laufen bis zu zwölf Stunden, lassen sich ultraschnell auﬂaden und sind schweiß- sowie wasserbeständig nach Kategorie IPX4. Preis: 99 Euro. adidasheadphones.com Die Grill-Hocker-Bier-Box Fun. Hand aufs Herz: Für viele gehören Bratwurst und Bier untrennbar zusammen. Das dachten sich auch die Macher von maister und entwickelten eine 4-in-1-Lösung: Die Beer- Box aus Cortenstahl ist Getränkekiste, Feuerkorb, Grill und Hocker in einem! Preis: 99,95 Euro; Grillrost und Sitzbrett kosten extra. maister-bbq.de DUB UNTERNEHMER-Magazin 107

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LIFE & STYLE FEINE WEINE, steile Hänge GENUSS-TOUR Eine Landschaft wie gemalt: In engen Schleifen zieht die Mosel vorbei an Weinbergen, Burgen und romantischen Fachwerkstädtchen. Einige der besten deutschen Weine kommen von diesen steilen Hängen. Ideales Terrain für eine entspannte Weinreise. E s ist eine abenteuerliche Kraxelei, hoch auf den Cal- mont, den mit 68 Prozent Steigung steilsten Weinberg Euro- pas. „Todesangst“ heißt der Wan- derweg – wer nicht schwindelfrei ist, versteht, warum. Alle anderen bekommen zumindest eine Ahnung von den Mühen der Winzer an der Moselschleife bei Bremm. Hier helfen keine Maschinen; die Pflege der Reben bleibt reine Handarbeit. Ein knallharter Job. Dabei wirkt diese Landschaft zwischen Eifel und Hunsrück so sanft. Der Fluss spiegelt das satte Grün der Wälder. Am Ufer reihen sich malerische Fachwerkstädtchen wie Bernkastel-Kues, Zell oder Beilstein, Schauplatz zahlreicher Heimatfilme – reiz- voll besonders am späten Nachmittag, wenn die Damp- fer mit den Tagestouristen wieder ablegen. Von der französischen Grenze bis zum Rhein bei Koblenz windet sich die Mosel auf 242 Kilometern durch ihr Tal. Die Schleifen sind an einigen Stellen so eng, dass man von Aussichtspunkten oben auf dem Berg den Fluss bis zu fünfmal sehen kann. Dunkle Schieferböden, starke Hangneigung und ideale Ausrichtung zur Sonne bringen ein einzigartiges Bernkastel-Kues: Der mittelalterliche Marktplatz gehört zu den schönsten Mosel-Locations Weingut Franzen Wenn ein Jahrgang gut war, dann schreibt Kilian Franzen das auch auf die Flasche: Der 2019er Riesling „Der Sommer war sehr gross“ (12 Euro) ist eine Riesling-Cuvée aus den besten Lagen des Weinguts in Bremm. Ein Teil der Trauben für diesen Wein stammen aus der steilsten Weinbergs- lage Europas, dem Calmont. Kilian Franzen und seine Frau Angelina übernahmen das zehn Hektar große Weingut schon mit Anfang 20, nach dem Unfalltod von Kilians Vater. Beide brachen dafür ihr Weinbau- studium ab. Dennoch gehören sie heute zu den profiliertesten Winzern an der Mosel. weingut-franzen.de Zell: Die Stadt liegt an der engsten Schleife der Mosel, ist bekannt für die Wein- lage „Schwarze Katz“ 108 DUB UNTERNEHMER-Magazin

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Mikroklima ins Moseltal: Es lässt hier einige der bes- ten deutschen Weine wachsen. Mineralisch-kräftig, mit verschiedensten Fruchtnoten, wenig Säure. In den vergangenen Jahrzehnten gaben dennoch viele Winzer auf, hinterließen zahlreiche Brachen in den Hängen. Die harte Arbeit brachte zu wenig ein, der Moselwein litt unter einem angestaubten Image. Um mehr als ein Viertel schrumpfte die Anbaufläche seit 1990. Heute werden noch 8.700 Hektar bewirtschaftet, 3.500 da- von in den besonders anspruchsvollen Steillagen. HIPPE, JUNGE WINZER-HELDEN Nun macht sich eine neue Generation von Jungwin- zern auf, mit frischen Konzepten und hoher Qualität. Sie nennen sich „Winzer-Helden“ oder „Moseljünger“, rekultivieren viele der aufgegebenen Weinterrassen und produzieren vor allem den traditionellen Riesling, aber auch Elbling, Spätburgunder und Chardonnay. Die jungen Wilden sind zumeist studierte Öno- logen, einige mit Stationen bei renommierten Wein- gütern im Ausland. Auch Marketing beherrschen sie perfekt, stellen hippe Weinfestivals auf die Beine (un- ter anderem „Rhythm & Wine“ in Trier, 31. Oktober und 1. November). Traditionelle Straußwirtschaften in den Weinorten gibt es natürlich noch immer. Hier lassen sich die hauseigenen Weine verkosten, dazu steht meist Flammkuchen auf der Karte. Tipp: Als Tages- ausflug eine der 24 Etappen des Moselsteigs wandern. Es muss ja nicht der Aufstieg auf den Calmont sein. 0 Mehr unter mosellandtouristik.de und weinland-mosel.de Weingut Apel Im Örtchen Nittel an der südlichen Weinmosel betreiben die Brüder Philip, Johannes und Matthias Apel ihr Weingut in der vierten Generation. Top-Wein: der trockene 2018er Grauburgun- der „Goldstück“ vom Muschelkalk (19,50 Euro). Für eine jüngere Zielgruppe haben die drei Jungwinzer etwa den fein- herben Weißwein „Helle Freude“ und den Rosé „Roter Wahnsinn“ im Angebot (beide Cuvées, 5,80 Euro). apel-weingut.de Weingut Meierer Matthias Meierer stieg 2007 in das Wein- gut seines Vaters in Kesten ein. Bereits zwei Jahre darauf erhielt er den DLG-Preis „Bester Jungwinzer“. Seine Weine benennt er gern mit plakativen Abkürzungen aus dem Netzjargon: Der trocken-fruchtige Steillagen-Riesling „WTF!?“ (ca. 22 Euro) macht ebenso von sich reden wie der perlende Riesling-Pét-Nat „OMG“. Unge- wöhnlichste Kreation aus dem Weingut Meierer: „HOPS“, ein Riesling mit herben Hopfenaromen, der in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Bierbrauer entstand. weingut-meierer.de LIFE & STYLE Nittel: Eine mächtige Felswand aus Muschelkalk überragt die Weinberge Kesten: Winzer-Star Matthias Meierer tritt mit frechen Steillagen-Weinen an Beilstein: Über der Stadt thront die Burg Metternich. In der Ruine gibt es ein Restaurant Kröv: Weinbergs- kapelle nahe dem reizvollen Örtchen bei Traben-Trarbach DUB UNTERNEHMER-Magazin 109

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LIFE & STYLE Der neue Weg MÖBEL sind etwas völlig Analoges, das trotz Digitalisierung immer gebraucht wird. Dennoch geht es auch in seiner Branche nicht ohne Wandel, betont Markus Benz, CEO des renommierten Polstermöbelherstellers Walter Knoll. Denn während bei der Produktion weiter Tradition und Handwerk im Fokus stehen, sind andere Bereiche seines Unternehmens längst in der Zukunft angekommen. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie definieren Sie Innovation? Markus Benz: Es muss eine deutlich bemerkbare neue Leistung sein. Nur Optimierung von Bestehendem reicht nicht. Und mit Blick auf Polstermöbel heißt das: Innovation ist die Modulation des Vorhandenem unter dem Blickwinkel des Ungewohnten. Das wäre dann eine ästhetische Innovation. Eine technische Innova- tion ist etwas anderes. Diese erkennt man daran, ob das Ergebnis patentfähig, also schützenswert ist. Ein echter Hingucker: Das Designteam von Walter Knoll hat der ikonischen 375-Serie ein neues Mitglied hinzugefügt. Der „375 Relaxchair“, gestaltet im Stil der 1950er- Jahre, veredelt jeden Raum Wie funktioniert Innovation bei Ihnen? Benz: Ich arbeite grundsätzlich mit den besten Architekten und Designern weltweit zusammen – etwa Norman Foster, Ben van Berkel, Kengo Kuma oder EOOS. Ich suche bevorzugt Designer aus multikultu- rellen Umfeldern, um aus dem Austausch mit ihnen möglichst viel Inspiration zu ziehen. Es ist eine Art Faustregel der Transformation: Wer sich dem Wandel nicht stellt, wird irgendwann von disruptiven Entwicklungen aus dem Geschäft gewor- fen. Sehen Sie diese Gefahr auch in Ihrer Branche? Benz: Aus meiner Sicht gilt in jeder Branche: Ent- scheide dich – oder es wird für dich entschieden. Die Digitalisierung findet in der Möbelherstellung genau- so statt wie in anderen Bereichen. Wir haben zum Glück kein technisches Produkt, das der Digitalisierung direkt unterliegt. Aber alles, was vor oder nach dem Handwerk kommt, ist sehr stark von der Digitalisierung betroffen. Wer treibt die Transformation bei Ihnen voran? Benz: Digitalisierung ist nicht Sache der IT-Abtei- lung, Digitalisierung ist eine Frage des Kundenerleb- nisses. Deshalb müssen Marketing und Vertrieb das 110 DUB UNTERNEHMER-Magazin

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LIFE & STYLE Zum Wohlfühlen: Das variable Sofa „Muud“ von Walter Knoll eignet sich auch für kleinere, urbane Wohnungen. Entworfen wurde es von der Wiener Designschmiede EOOS Thema forcieren. Ein mo- derner Vertriebsmitarbeiter muss sich also moderne Vertriebstools ausdenken beziehungsweise mit ihnen umgehen können, wenn er sie zur Verfügung gestellt bekommt. Abwarten ist kei- ne Option mehr. Als etwa Social Media damals auf- kam, haben wir die Risiken und Chancen der Nutzung noch ausgiebig gegenei- nander abgewogen. Heute lege ich Risiken und Chan- cen nicht mehr übereinan- der. Denn das größte Risiko ist es, nichts zu tun. Markus Benz: Seit 1993 ist der Jurist der CEO des Polstermöbelherstel- lers Walter Knoll. Das Unter- nehmen, gegründet 1865, hat seinen Stammsitz in Herren- berg bei Stuttgart. Benz und Möbel – da war doch was? Richtig: Markus Benz ist der älteste Sohn von Rolf Benz Wo sind Sie inzwischen für den Kunden sichtbar di- gitaler geworden? Benz: Wir haben uns zunächst darauf fokussiert, Endkunden, Händlern und Architekten möglichst vie- le Daten bereitzustellen – von Produktinfos über Bil- der und Videos bis hin zu den Modell- und Preisvari- anten eines Möbelstücks. Dabei setzen wir auf das Planungs-Tool pCon. Es ermöglicht mithilfe des Smart- phones Instant Augmented Reality. Und das heißt: Ich kann mir einen Sessel oder Tisch oder die komplette Zimmereinrichtung in der App zusammenstellen und sie dann als 3-D-Ansicht quasi in den Raum beamen und zum Beispiel noch einmal die Farben variieren. In dem Moment, in dem die Wunsch-Einrichtung indivi- duell gestaltet ist, liegt auch der Preis bereits vor. Und theoretisch müsste der Kunde nun nicht mehr ins Möbelhaus ... Benz: Den Kunden über digitale Wege ansprechen, auf diese Weise früh in die Beratung einsteigen, ihm das Produkt erklären – das ist Schritt eins. Aber unser Ziel ist es immer, den Kunden in den Handel zu bekom- men, wo er das Produkt physisch erleben kann. Denn die virtuelle Realität muss mit der realen Qualität nicht viel gemeinsam haben. Und: online Schuhe zu bestel- len und sie zurückschicken, wenn sie nicht gefallen – das ist das eine. Aber wenn Sie sich ein Produkt individuell konfiguriert haben, gibt es kein Retou- renrecht. Man muss sich also gut überlegen, ob man für ein paar Tausend Euro Möbel bestellt, die man nie gesehen hat. 0 Mehr unter walterknoll.de Massiver Holzfuß, schlanke Tischplatte: Den „Foster 620 Table“ hat der britische Stararchitekt Norman Foster für Walter Knoll entwickelt DUB UNTERNEHMER-Magazin 111

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60SECONDS NEWS- Ticker WAS LÄUFT? Smartwatches, die sich tarnen können, und Uhren, die so individuell sind wie ihr Besitzer: Neue Zeitmesser sind der Pulsschlag der Branche. Sie zeigen, wohin der Trend aktuell geht. Und sie machen Lust auf mehr. SMARTE TECHNIK GUT VERSTECKT Smartwatch. Sieht dank anpass- barer Zifferblätter aus wie eine klassische Uhr, ist aber ziemlich smart: die „Summit 2+ LTE“ von Montblanc (ca. 1.170 Euro). Sie läuft auf Basis des Betriebssys- tems Wear OS von Google, hat ein Gigabit Arbeitsspeicher und einen acht Gigabit großen Flash-Speicher. Das AMOLED-Display misst 1,28 Zoll. Im 43,5 Millimeter großen Edelstahl- gehäuse verbirgt sich zudem Mobilfunktech- nik. So lässt sich die Uhr auch ohne dauerhafte Kopplung mit einem Smartphone mit dem LTE-Netz verbinden – zum Telefonieren, Musik- streamen oder kontaktlosen Bezahlen. Digitaler Uhren-Pass Blockchain. Um Herkunft und Echtheit von Uhren zu belegen, setzt Breitling auf digitale Identitäten auf Basis der Blockchain. Jeder Käufer eines limitierten Modells aus der Kollektion „Top Time“ bekommt einen verschlüsselten Pass. Der enthält Informationen wie die Seriennummer des Chronographen oder das Aktivierungs- datum der Garantie. So kann jede Uhr eindeutig dem Eigentümer zugeordnet werden, während dieser stets anonym bleibt. Ver- kauft er die Uhr, kann er mit den Besitzrechten auch die digitale Identität übertragen, ohne dabei seine reale Identität preiszugeben. Gut für Golfer Sonderedition. Das Spielen mit einer „Connected“ am Handgelenk „ver- schafft jedem Golfer einen sofor- ti gen Wettbewerbsvorteil“. Davon ist Frédéric Arnault, Chief Strategy und Digital Ofﬁcer von TAG Heuer, überzeugt. „Jedes Detail wurde gezielt entwickelt, um die Strategie des Spielers zu verfeinern und seine Genauigkeit zu verbessern“, sagt er. Die Smartwatch in der Golf-Edition (ca. 2.400 Euro) bietet zum Beispiel dreidimensionale Golfplatzkarten, be- rechnet Entfernungen zu den Greens und Hindernissen metergenau und zeichnet den Spielstand von bis zu vier Spielern auf. 112 DUB UNTERNEHMER-Magazin

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60SECONDS Es geht auch sportlich Red Dot Award. Die „Tangente“ ist der Klassiker von NOMOS – und kann jetzt auch sportlich. Dank verstärk- tem und leicht gewölbtem Saphirglas, besonderen Dichtungen und einem Body aus Chirurgenstahl ist die Uhr bis 300 Meter Tiefe wasserdicht. Weißes Zifferblatt, Zeiger in Hellblau, markante Superluminova-Markie- rungen, die für Lesbarkeit im Dunkeln sorgen: Jedes Detail der „NOMOS Tangente Sport neomatik 42 Datum“ (ca. 3.380 Euro) sei „stimmig und durchdacht“, begrün- det Peter Zec, Initiator des Red Dot Design Award, die Ehrung der Uhr mit dem Designpreis. Grund zur Hoffnung? Uhrenmarkt. Die Coronapandemie hinterlässt tiefe Spuren: Im April nahmen die Schweizer Uhren- exporte um 80 Prozent ab, im Mai um 70 Prozent. Doch nun gibt es Hoffnung für die Branche: Im Juni wurden im Uhrenexport 1,13 Milliarden Franken umgesetzt – „nur“ noch 35 Prozent weniger als im Vorjahr. Ob die Entwicklung so weitergeht, wagt beim Verband der Schweizer Uhrenindustrie nie- mand zu prognostizieren. Mut macht allerdings vor allem der Blick nach China: Dort sind die Umsätze im Juni im Vergleich zum Vormonat um 48 Prozent gestiegen. Noch ist die Volksrepublik allerdings der einzige Markt, der wieder wächst. Nach China wur- den im Juni mehr als doppelt so viele Uhren ver- kauft wie in den zweitwichtigsten Markt Hongkong. Dort und in den USA haben die Konsumenten nicht einmal halb so viele Uhren erstanden wie im Juni 2019. Der Verlierer der Krise: Uhren im günstigsten Preissegment unter 200 Franken. Davon wurden 550.000 Modelle weniger verkauft als im Vorjahr. MEIN AUTO, MEINE UHR Nach Maß. 1,5 Millionen Optio- nen hat, wer sich seine Uhr von Porsche Design selbst zusam- menstellt – vom Gehäuse über das Armband bis hin zur persön- lichen Gravur. Die Basis bildet ein Hochleistungs-Chronograph, der „Chronotimer Series 1“. „Sowohl die verwendeten Materialien, Farbtöne als auch die Lederarten und Garne der Ziernähte der Custom-Built- Timepieces stammen aus der Fahr- zeugfertigung“, so Jan Becker, CEO der Porsche Design Group. Hier geht es direkt zum Konﬁgurator: bit.ly/custom-built-timepieces DUB UNTERNEHMER-Magazin 113

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60SECONDS Glanz-Paraden PERSONALISIERUNG Seltene Uhren noch seltener machen? Das geht, dachten sich zwei junge Deutsche. Sie gründeten Blaken – und individualisieren Rolex & Co. Die Technik der Uhren lassen sie unangetastet, nicht aber die Optik. W as Madrids Fußball-Haudegen Sergio Ramos mit dem Sauerland zu tun hat? Eine Rolex – genauer, eine Rolex, die von Blaken im westfälischen Menden optisch an- gepasst wurde. Nicht nur seine; eine hohe dreistellige Zahl an Uhren landet dort seit 2011 jedes Jahr auf den Werktischen. Die Mission des Unternehmens: eine ohnehin ex- klusive Uhr noch exklusiver zu machen. Etwa mit mattschwar- zer Kohlenstoffbeschichtung oder einem rosa Zifferblatt. Eine Rolex muss es übrigens nicht sein; auch andere Edel- marken wie IWC oder Panerai werden optisch individualisiert – und dadurch zu einer echten Blaken. Wie die Uhr am Ende aus- sehen soll, lässt sich aus rund einer Million Optionen in einem Konfigurator wählen. Aus einer außergewöhnlichen Uhr wird so ein Einzelstück, erklärt Alexander Klingbeil, Geschäftsführer des Unternehmens. DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie lange dauert die Bearbeitung? Alexander Klingbeil: Die Individualisierung ist ein Großtrend in der Uhrenindustrie, damit sind auch unsere Lieferzeiten ge- wachsen. Um Ihnen eine Idee zu geben: Wenn wir unsere Beschichtung aufbringen, dauert dies rund sechs Wo- chen. Wenn es ein höherer Individualisierungsgrad sein soll, sind bis zu 14 Wochen nötig. Im Schnitt sind es acht. Wie lange hat der Aufbau Ihres Konfigurators gedauert? Klingbeil: Er dauert noch an. Denn die Optionen än- dern sich weiterhin ständig. Es laufen regelmäßig unsere neuen Designideen ein. Das Werk einer Uhr lassen Sie aber unangetastet? Klingbeil: Ja. Die Idee wurde geboren, weil viele Marken ein sehr ähnliches Design anbieten. Qualitativ ist das alles bestens, ohne Frage. Wir können da nichts besser als etwa Rolex, aber darum geht es nicht. Wir sind Dienst- leister des Kunden, mit höchst- möglichem Respekt für die Macher des Ursprungsprodukts. Mit dieser Idee sind wir inzwischen führend. Sie individualisieren oft Uhren von Rolex. Haben Sie eine Absprache mit dem Hersteller? Klingbeil: Einfache Antwort: Wir Nach der Arbeit: Ein handbemaltes Zifferblatt, 18 Karat Gelbgold, ein Armband aus Kautschuk – unter anderem damit wird aus einer Rolex eine „Porto Cervo“ von Blaken Und was kostet das? Klingbeil: Das kommt da- rauf an, wie viel gemacht werden soll. Es beginnt bei 4.500 Euro für die Beschich- tung, dann ist alles möglich. Ob Firmenlogo oder passend zum Lack des Autos – preis- lich ist das völlig offen. Dafür bekommt der Kunde auch unsere Fünfjahresgarantie. sind vollständig unabhängig; wir kaufen die Uhren auf dem frei- en Markt und im Kundenauftrag. Und dann gestalten wir aus dem Ursprungsprodukt ein Blaken-Modell. Wie oft wurden Sie schon nach dem Namen „Blaken“ gefragt? Klingbeil: (lacht) Täglich oder zumindest beinah. Ursprünglich stammt der Begriff vom niederdeutschen Wort „schwärzen“, „rußen“. Das Schöne an dem Begriff: Auch international ist er leicht auszusprechen. Und wir haben viele internationale Kunden, etwa aus dem arabischen Raum. Deshalb arbeiten wir mit 25 Kon zessionären zusammen – in Asien und Arabien, aber auch aus den Vereinigten Staaten und Europa. Blaken nicht nur im Herzen: Alexander Klingbeil trägt selbst eine Blaken am Handgelenk. „Das ist unsere ,Porto Cervo‘-Edition auf Basis einer Rolex ,Daytona‘. Gerade für den Sommer ist das ein frisches Design. Und auf Events trage ich auch andere Modelle, ganz klar“ 114 DUB UNTERNEHMER-Magazin

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ADVERTORIAL Warum uns digitale Ethik wichtig ist. Die Digitalisierung macht auch vor dem höchsten Gut des Menschen nicht halt: seiner Gesundheit. Positiv ist, dass die Digitalisierung allgemein als gewinnbringend beurteilt wird. Es herrscht Zuversicht, dass wir alle von ihr profitieren werden – auch als Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung. Menschenorientiert / Patientenzentriert Wir stellen den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt digitaler Gesundheitstechnologien – das gilt für Patienten ebenso wie für Gesundheits- berufe und unsere Mitarbeiter. Souverän / Selbstbestimmt Wir sehen den digital mündigen Patienten im Zentrum, der selbstbestimmt über die (Nicht-)Nut- zung digitaler Angebote entscheidet ebenso wie über sein Recht auf Geheimnis oder auf Unwissenheit. Solidarisch / Kooperativ Wir unterstützen die KI-basierte Forschung, die mithilfe solidarischer Datenspenden, Fortschritte in Diagnostik und Therapie zum Wohle aller erzielt – jenseits staatlicher oder kommerzieller Einflussnahme. Wirtschaftlich / Fokussiert Wir gehen verantwortungsvoll mit Beitragsgeldern um, indem wir unnötige Ausgaben auch mithilfe digitaler Prozesse vermeiden und dafür eintreten, dass E-Health und Gesundheit insgesamt wirksam, bezahlbar und effizient sind. Verantwortlich / Verlässlich Wir fordern zuverlässige, objektive Algorithmen, verant- wortungsvolle Zertifizierungen und angemessene Kontrollen zum Beispiel auf mögliche systematische Verzerrungen. Nutzenstiftend / Unterstützend Wir erwarten kurzfristig Wirklogiken und mittelfristig klare Evidenz zum Nutzen digitaler Versorgungsangebote. Zu dem erleichtern wir den Alltag unserer Versicherten mittels digitaler Anträge und Bescheinigungen. Sicher / Geschützt Wir setzen uns für eine sichere digitale Gesundheitswelt ein, in der alles dafür getan wird, dass die Technologien nicht schaden und Fehler zum Lernen verpflichten. Wir schützen die Privatsphäre und das Recht, über Preisgabe und Verwendung der eigenen Gesundheitsdaten zu bestimmen, und wir zeigen, welche Daten wofür genutzt werden. Transparent / Aufklärend Wir legen offen, wie wir Entscheidungen treffen – und zeigen mögliche positive wie auch negative gesundheitliche Folgen der Digitalisierung auf. Außerdem investieren wir in das Verständnis für digitale Produkte Mehr Informationen zur BARMER und wie wir über Gesundheit weiter denken, erfahren Sie unter: www.barmer.de/digitale-ethik I K H T E E L A T G D I I