Damit Papa wieder spielen darf

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Warum zieht man ein Start-up hoch? Die einen wollen eine „offenere, verbundenere Welt“ schaffen (Facebook-Chef Mark Zuckerberg). Die anderen wollen ihre Träume verwirklichen (Google-Gründer Sergey Brin). Und wieder andere wollen schlicht eine „bessere Zukunft gestalten“ (Starinvestor Peter Thiel). Und bei einigen dürfte wohl auch das Geld eine Rolle spielen.

Es gibt aber auch Gründer, die viel bescheidenere Wünsche haben. „Ich wollte einfach, dass mein Sohn mal wieder mit mir spielt“, erzählt uns Motti Kushnir in seinem Büro im 39. Stock mit einem atemberaubenden Blick auf den Strand von Tel Aviv. Seine Anekdote zur Gründung von InfinityAR geht so: „Ich spielte gerade eine Partie Schach mit meinem Sohn als es an der Tür klingelte. Einer seiner Freunde fragte, ob er nicht lieber Xbox spielen wolle. Und weg war er.“ Das habe ihn so gewurmt, dass er etwas schaffen wollte, was auch seinen Sohn fesselt. Beispielsweise eine Runde Zauberschach wie bei Harry Potter.

Wenn Virtuelles real wird
Wie bitte? Zauberer-Schach? „Ja, genau“, erklärt uns Motti (in Tel Aviv wird jeder sofort geduzt). Und zwar durch Augmented Reality (AR). Das ist eine Mischung aus virtueller und realer Welt, die per Datenbrille erschaffen wird. Genau daran arbeitet sein Unternehmen. Und das mit Erfolg: Ende 2016 hat der chinesische Internet-Gigant Alibaba 18 Millionen Dollar für InfinityAR lockergemacht. Darf Motti also bald wieder mit seinem Sohn spielen? „Es kann durchaus noch zehn Jahre dauern, bis die Technik in jedem Haushalt zu finden ist“. Da klang Apple-Chef Tim Cook viel optimistischer, als er 2016 sagte: „AR wird so alltäglich wie drei Mahlzeiten am Tag.“

Wir lernen: AR hat das Zeug, zum nächsten Game-Changer zu werden. Bis es soweit ist, werden wir aber noch einige Mahlzeiten essen dürfen. Und nicht zuletzt: Die Gründer im Silicon Wadi sind um einiges pragmatischer als die Weltverbesserer im Silicon Valley!

Text: Martin Hintze
Fotocredit: JDB