Bitcoin-Blues: Wie Technologie unerwartet Geld rettet

Bitcoin-Blues: Wie Technologie unerwartet Geld rettet 1280 632 JDB

Wer online Bitcoin & Co. handeln will, muss sich bei einer Börse anmelden. Klar, sonst fehlt der Zugang zu den Krypto-Currencies. Inzwischen gibt es eine Reihe spezialisierter Plattformen. Sie bilden ein „Wallet“, eine Art binäre Brieftasche, in der die erworbenen Währungen gelagert werden. Wallets gibt es auch „offline“; als eine Art USB-Stick. Aber egal ob on- oder offline, Hauptsache kennwortgeschützt. Sonst wäre es, als läge die EC-Karte mitsamt Kennnummer offen herum.

Coinbase soll es für mich sein, einer der größten Anbieter. Die haben ihren Sitz in San Fransisco und atmen damit Valley-Flair. Irgendwie passend. Die ersten der vier Schritte der Registrierung sind schnell gemacht. Email, Name und Mobilfunknummer angeben, kein Problem. Dann wird es – erwartbar – etwas haariger. Ein Dokument muss her, Führerschein oder Pass. Um mich zu identifizieren. Den Personalausweis entweder mit dem Handy oder mit der Computerkamera abfotografieren. Sollte doch ein leichtes sein. Von wegen.

Denn der Link, den Coinbase per SMS versendet, funktioniert nicht. Dann wird das Foto der Handykamera nicht akzeptiert. Verwackelt. Identifikation fehlgeschlagen, heißt es. Nicht sofort, sondern nach mehr als zehn Minuten. Irgendwann folgt eine entsprechende Mail. Überlastung? Konkurrent Bitstamp vermeldet eine übergroße Nachfrage und vertröstet Neuanmeldungen auf später. Bitcoin.de wiederum will sich nicht mit der Kreditkarte zufriedengeben, sondern meine Kontonummer. Will ich nicht, es soll die Kreditkarte sein: Damit Spielgeld auch Spielgeld bleibt.

Offenbar ein ständiges Problem. Zwischenzeitlich suchte etwa Coinbase händeringend Techniker, um der Nachfrage Herr zu werden. Schreibt zumindest TechCrunch.

Was also tun? Auf die ETFs der Banken zurückgreifen? Nope. Das Direktinvestment zumindest ist wegen Überlast unmöglich. Was also machen? Im Bürostuhl zurücklehnen und Jahre als Finanzredakteur Revue passieren lassen. Wie war das: Was bedeutet es, wenn alle (gefühlt alle) sich auf ein Investment werfen? In aller Regel den Anfang vom Ende. Eine Blase, aus der früher oder später die Luft zischen wird. Galt für Tulpenzwiebeln, die den Spekulanten im 16. Jahrhundert um die Ohren flogen. Gilt auch für Tech-Aktien, die vom Anlegerliebling zum Paria wurden. Ich bleibe daher an der Seitenlinie. Und spare Geld, wie der Kurssturz der „Kryptos“ später zeigen sollte. Technologie rettet also Geld, gewissermaßen. Wenn auch nicht absichtlich.

Bedeutet das den Abschied auf ewig? Im Gegenteil. Denn nach einem Kursrutsch geht es in aller Regel auch wieder aufwärts. Nämlich dann, wenn eine Branche erwachsener wird. Apple oder Amazon gehörten früher zu den wackelbeinigen Tech-Aktien, heute werden sie nicht in einem Atemzug, sondern längst vor den Unternehmen der alten Industrie genannt. Und als Vorbild hingestellt. Vielleicht ist das auch die Zukunft von Ethereum oder Ripple. Stay tuned!

Text: Arne Gottschalck
Fotocredit: Getty Images/PeopleImages