verbundenen Homeoffice-Pflicht wurde aber Unter- nehmen wie Beschäftigten vor Augen geführt, dass ohne digitale Tools und Lösungen heutzutage gar nichts mehr geht – sowohl in der Produktion als auch bei der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kolle- gen. Damit einher gehen zudem veränderte Ansprüche der Beschäftigten daran, wie und wo sie arbeiten wol- len. Bestimmten früher die Unternehmen die Kondi- tionen, zu denen sie ihr Personal einstellten, ist es jetzt meist umgekehrt. Jan-Philipp Waffenschmidt von Astriol Academics erklärt: „Unternehmen müssen begreifen, dass wir uns in einem Arbeitnehmermarkt befinden. Infolgedessen müssen Arbeitgeber proaktiv sein und attraktive Angebote, flexible Arbeitsmodelle und eine offene Unternehmenskultur schaffen, um Talente für sich zu gewinnen und langfristig zu binden“ (siehe Interview Seite 12). Laut Arbeitsmarktbarometer des Personaldienst- leisters ManpowerGroup planen deshalb bereits 41 Prozent der befragten Unternehmen, die Flexi- bilität am Arbeitsplatz zu fördern und hybrides Arbeiten oder Teilzeitangebote zu ermöglichen. „Unternehmen müssen flexible Lösungen finden, die den gesamten Talent-Lifecycle – von der Iden- tifikation und Anwerbung über die Weiterqualifi- zierung bis hin zur Bindung an das Unternehmen – berücksichtigen“, empfiehlt Iwona Janas, Country Managerin der ManpowerGroup Deutschland. sind, im Schnitt höher qualifiziert als andere Arbeits- … zum Thema Zuwanderung: lose. Wir haben alle möglichen Instrumente, um Un- „Wenn wir all diese inländischen Register gezogen ternehmen dabei zu unterstützen, inklusive Arbeits- haben, brauchen wir trotzdem zusätzlich qualifizier- plätze zu schaffen. Aber: Unternehmen, die dazu te Zuwanderung, um unsere Volkswirtschaft am Lau- verpflichtet sind und trotzdem nicht einstellen, müs- fen zu halten. Ich strebe an – und ich schließe auch sen sich daran beteiligen, dass andere Unternehmen die Union ein –, dass wir einen Konsens bekommen besser unterstützt werden.“ für qualifizierte Zuwanderung in Deutschland.“ … über das Renteneintrittsalter: … zur Anerkennung von Ausbildung: „Von den Menschen zwischen 60 und 64 Jahren haben „Wir werden dafür sorgen, dass Menschen, die eine vor 20 Jahren nur 20 Prozent gearbeitet. Heute sind es Ausbildung nach ihrem Heimatlandstandard und hier 61 Prozent. Aber wir müssen dafür sorgen, dass Men- einen Arbeitsvertrag haben, nach Deutschland kom- schen gesund bleiben können, dass sie qualifiziert sind, men können und die Berufsanerkennung auf deut- um auch tatsächlich das gesetzliche Renteneintrittsalter schem Boden während der Arbeit nachholen können, erreichen zu können. Wir brauchen keine Debatte über weil es für viele Leute, die eine berufliche Bildung Rente mit 70; denn das durchschnittliche Rentenein- haben, schier unmöglich ist, das Anerkennungs- trittsalter liegt heute bei 64. Wir müssen dafür sorgen, verfahren vom Ausland her zu betreiben.“ 3 2 0 2 r a u n a J . dass auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zum alten Eisen gehören. Die haben Erfahrung. … zum Einwanderungsrecht: Die haben Kompetenzen. Die werden gebraucht.“ „Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit einem mo- 0 2 m a s e g a t s e d n u B s e d m u n e l P m i l i e H s u t r e b u H n o v e d e R : e l l e u Q … zu Frauen: dernen Punktesystem ein modernes Einwanderungs- recht schaffen. Ich weiß, es geht nicht nur um das „Das größte inländische Potenzial ist die Frauener- Einwanderungsrecht. Wir müssen auch die Bürokra- werbsbeteiligung. Auch die ist in den letzten Jahren tie abbauen in diesem Bereich. Das betrifft die Visa— erfreulicherweise massiv gestiegen – aber leider nicht vergabe und die Teilnahme an Sprachkursen. Wir so sehr das Arbeitsvolumen. Da ist es doch oft so, müssen eines im Gedächtnis behalten: Es kommen dass Männer Vollzeit arbeiten und Frauen manchmal nicht nur Arbeitskräfte. Es kommen Menschen. Des- und ganz oft auch ungewollt Teilzeit. Deshalb ist das halb werden wir Integration mit anbieten und sie Thema ‚Vereinbarkeit von Beruf und Familie‘ – Stich- auch erwarten können, wenn wir das miteinander wort ‚Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an schaffen wollen. Wir dürfen qualifizierte Zuwande- Grundschulen‘ – ein ganz zentraler Punkt für ein selbst- rung nicht einfach bürokratisch hinnehmen. Wir müs- bestimmtes Leben für Männer und Frauen, aber eben sen sie wollen. Wir brauchen gemeinsam mit der auch für die Fachkräftesicherung in Deutschland.“ Wirtschaft eine Anwerbestrategie, damit das gelingt.“ DUP UNTERNEHMER 11