HR im Wandel: Ausprobieren, Scheitern, von vorne anfangen

HR im Wandel: Ausprobieren, Scheitern, von vorne anfangen 1280 632 JDB

Menschen lieben Sicherheit. Und Stabilität. Gedanken und Gefühle aus Zeiten der Säbelzahntiger-Ära sind stets präsent. Wie sollen sie nun damit klarkommen, dass im heutigen Leben ausgerechnet Unsicherheit und Wandel der stabile Faktor geworden sind?

Simone Ashoff, Gründerin der „Good School“ in Hamburg, der Schule für digitale Transformation, hilft Unternehmen und Menschen dabei, eben diesen Wandel nicht nur auszuhalten, sondern positiv zu gestalten. Ich habe sie erlebt auf einem Vortrag zum Thema „Digitale Transformation & HR“ der Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung in Kooperation mit Hamburg@work – und sie war gut. Denn sie brachte auf den Punkt, was nicht nur bei JDB MEDIA, sondern in unzähligen deutschen Unternehmen los ist: Dort sitzen Kollegen im „Current Business“, wichtige Säulen des Unternehmens. Parallel baut die Chefriege das „New Business“ auf. So, und das soll jetzt nebeneinander funktionieren! Was manche verunsichert, sieht die ehemalige Kreativ-Chefin von Jung von Matt (150 Kreativpreise) als Erfolgskonzept: „Wer vor dem Hintergrund der Digitalisierung bestens aufgestellt sein will, der muss die Gegenwart und die Zukunft gleichzeitig im Blick haben.“

Ashoffs Kernfrage: „Wie nehmen wir die Leute mit?“ Denn innerhalb eines Unternehmens wabern mehrere „S-Kurven“ umher – Produkte und Dienstleistungen von der Idee über die Entstehung, Wachstum, Reife und Ausscheiden. Ich habe euch spaßeshalber mal meine Original-Mitschrift aus dem Vortrag angehängt. Wenn ihr meine Sauklaue entziffern könnt, seht ihr die Kurve des „Current Business und die des „Next Business“, die etwas weiter oberhalb beginnt. Es bleibt nicht bei zwei S-Kurven – eine folgt der nächsten, jede setzt an einem höheren Punkt an, und jedes Geschäftsfeld wiederum macht anderes Denken und Handeln nötig. Damit hat Simone Ashoff das S-Kurven-Konzept von Richard N. Foster (McKinsey), das eigentlich die Leistungsfähigkeit von Technologien veranschaulicht, auf menschliche Kompetenz übertragen.  „Ambidextrie“ nennt Ashoff die Herausforderung der Zeit: Die Fähigkeit von Organisationen gleichzeitig flexibel und effizient zu sein. Der Punkt ist, dass jede S-Kurve andere Skills zum Handling braucht und auf ihr Menschen mit total unterschiedlichen Fähigkeiten hocken. Die einen machen digitale Transformation und die anderen Business as usual. Und sie alle müssen mitgenommen werden auf dem Weg in die Zukunft. Wie verändert das die HR? Ashoffs Meinung: Inhaltlich nicht viel. Aber die Rolle von HR ändert sich.

Ashoffs Standpunkte:

  1. Ein einzelner Chief Digital Officer reicht nicht aus, um alle digitalen Herausforderungen alleine zu lösen. Transformationsprozesse müssen von einem klugen Personalmanagement moderiert werden.
  2. Es braucht eine Bande digitaler Transformatoren – und zwar auf allen Hierarchiebenen, in allen Abteilungen und aus jedem Geschäft, dem bestehenden und dem neuen. Es gilt, sie zu identifizieren,  zu orchestrieren, zu fördern und zu fordern.
  3. Weiterbildung transformiert nicht: Business English, Reisen, Acceleratoren (Coaching für die Gründerszene), InnoLabs (Trendlabor) sind zwar schön und gut, transformieren aber nur, wenn man sie in längerfristige Lernprozesse einbindet.
  4. Performance getriebene Organisationen müssen lernende Organisationen sein.

Lernen heißt für die Inhaberin der guten Schule: Zeit zu haben, ausprobieren zu können, scheitern zu dürfen und wieder von vorne anzufangen. Menschen müssten lernen, das Neue wertzuschätzen. Denn ihnen sei angeboren, Neues zunächst abzulehnen, Nutzen anzuzweifeln, bis hin zur Verteufelung. Wie beim Buch, als es erfunden war: Für Frauen und Kinder galt es als höchst gefährlich.

Also, was braucht es laut Ashoff? Lernziele setzen. Und vor allem kommunizieren, wozu gelernt wird! Und Üben, Üben, Üben. Sein Wissen und seine Skills in echten Projekten anwenden, mit echten Risiken. JDB-Chef Jens de Buhr braucht entsprechend nicht die Schulbank bei Ashoff zu drücken: Er schickt sein Team los – auf Entdeckungsreisen ins Silicon Valley, nach Tel Aviv, Tallinn und im November nach Tokio. Er entwickelt sein Team weiter, egal ob Business English, Multimedia-Formate oder Trendthemen wie die Blockchain – sie sollen die Zukunft im Griff haben. Und dann will er Ergebnisse in der Praxis sehen. Seine Forderungen: Probiert euch mit neuen Formaten aus, diskutiert die digitale Transformation mit (internationalen) Kunden und Partnern, seid offen, nehmt den Wandel als Chance wahr. Heraus kommen Formate wie DUB to go oder auch unser Blog hier auf Zukunftsversteher.de.

Learn together, grow together, earn together: HR hält in diesem Prozess die Fäden in der Hand.

Text/Foto: Wencke Menck