Wir werfen einen Blick in die Kristallkugel: Was sind die digitalen Trends für 2020? Womit erreiche ich in diesem Jahr meine Community? Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Instapolitik“? Diesen und vielen weiteren Fragen haben sich die Speaker der Social Media Week in Hamburg vergangene Woche gewidmet.
Unter dem Motto „HUMAN.X: Mehr Mensch, mehr Relevanz, mehr Erlebnis – das Marketing der Zukunft“ vermittelten über 200 Speaker in mehr als 120 Sessions ihr Wissen. Wir waren die gesamten drei Tage vor Ort, um die jüngsten Entwicklungen in Sachen Social Media aufzuspüren.
Auf dem Programm standen Konferenzen und Panels, die für das große Publikum zugänglich waren. Inhaber des Premium-Tickets konnten zusätzlich an Workshops im Gebäude der Universität teilnehmen und anschließend den Tag in der dortigen Premium Lounge mit einem kühlen Getränk ausklingen lassen. Auch in den Pausen kam keine Langeweile auf, gab es doch eine kleine Area, in der man sich unter anderem in der Fotobox austoben oder Hamburg hautnah durch eine VR-Brille erleben konnte.
Die Speaker kamen aus verschiedenen, sowohl kleinen als auch großen Agenturen und Unternehmen darunter viele bekannte Namen wie Schweppes, congstar, LinkedIn, Haspa, achtung! GmbH, Neon Gold Innovations, crowdmedia GmbH oder FlixBus.
Einige sind mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel der Vortrag von Online Marketing Expertin Kristina Kobilke zum Thema „Achtsame Markenkommunikation auf Instagram – durch mehr Relevanz zu Akzeptanz“. Ihre Kernaussage bestand darin, dass Themen, die in Social Media und speziell auf Instagram behandelt werden, auf das abgestimmt werden müssen, was die Follower emotional bewegt und beschäftigt. Ein aktuelles Beispiel, welches mich sehr zum Nachdenken angeregt hat, ist ein Clip des High-Fashion-Magazins „girls girls girls“ mit dem Titel „Be A Lady They Said“, der ursprünglich als Werbevideo produziert wurde. Darin wird die Erwartungshaltung der Gesellschaft daran, wie sich Frauen „richtig“ zu verhalten haben, kritisiert.
Ähnliche Ansichten vertraten auch Oskar Valdre und Bastian Goldschmidt von Grabbarz & Partner mit ihrem Thema „Back to People – mit Empathie zum Erfolg“. Ihnen zufolge sind die fünf aktuellsten Themen gegliedert, die die Social Media Welt bewegen, Nachhaltigkeit, Tod, Einsamkeit, Drogenkonsum sowie bestehende Rollenbilder beziehungsweise Schönheitsideale. Wusstet ihr, dass Einsamkeit dieselben Auswirkungen auf den Körper hat, wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich? Der Trend zur Urbanisierung führt zu immer mehr Single-Haushalten. Um Einsamkeit vorzubeugen, versuchen Stadtplaner bereits heute, menschlichen Kontakt durch spezielle Bauweisen zu „erzwingen“. Die Themen werden immer tiefgründiger, und damit steigt nicht nur die Macht, sondern vor allem die Verantwortung derer, die sich öffentlich damit auseinandersetzen.
Gesellschaftliche Entwicklungen prägen Social Media nachhaltig
2019 war stark geprägt von gesellschaftlichen Entwicklungen wie dem Vertrauensverlust der jüngeren in die ältere Generation, die auch 2020 anhalten und sich weiter ausdehnen dürfte. Wir erleben einen offenen Schlagabtausch verschiedener gesellschaftlicher Parteien, bei denen jeder in seiner eigenen Filterblase steckt und alles, was sich außerhalb befindet, immer weniger wahrnimmt. Die Zukunft führt uns weg von Oberflächlichkeit hin zu Kampagnen, die Empathie erzeugen. Denn nur wer die Themen kennt, die die Gesellschaft bewegen, kann diese zu seinem Vorteil nutzen.
Die drei wichtigsten Themen der SMWHH 2020:
1. Gen Z hat eine eigene Stimme, die immer lauter wird
Die neue Generation, auch Gen Z genannt, stellt ihre eigenen Regeln auf. Sie lässt sich nichts mehr sagen und verbreitet selbstbewusst und offen ihre Meinung. Erst 2019 ging das Meme „OK, Boomer“ auf mehreren Plattformen viral. Die junge Generation wehrt sich mit dieser Reaktion auf Statements und Aktionen der deutschen Babyboomer-Generation.
Daneben wird aktuell regelmäßig von Greta Thunberg und ihrer Bewegung „Fridays for Future“ berichtet, bei der größtenteils Jugendliche lautstark gegen die Handlungen der Politik und älteren Generationen protestieren – und das mit Erfolg. Da stellt sich unvermeidlich die Frage: Wie und womit kann man die Gen Z zukünftig noch erreichen?
2. Nutzer konsumieren Inhalte, die ihnen ein gutes Gefühl geben
Likes, Kommentare und Follower – sozialer Einfluss wird durch Metriken bestimmt. Plattformen wie Instagram werden zum Ort der Inspiration für eine stetig wachsende Community, deren größtes Wachstumspotenzial aktuell in der Zielgruppe ab 35 Jahren liegt. Der Trend bei den Social-Media-Nutzern besteht momentan im Konsum von Inhalten, die ihre Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung, Lernen, Unterhaltung, Anerkennung und Beziehungspflege befriedigen. Die Themen sind meist sehr tiefgründig oder gesellschaftskritisch, so geht es beispielweise um Nachhaltigkeit, Selbstvertrauen, Politik oder Tod. In diesem Zusammenhang spricht man vermehrt von „Sinnfluencern“ oder der „Green Generation“.
3. Die Technik der Zukunft
Mixed Reality ist eine der drei großen technischen Entwicklungen, die 2020 eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählen sowohl Virtual Reality (VR) als auch Augmented Reality (AR), die sicherlich jedem von uns schon in irgendeiner Form begegnet sind. Sie sind besonders im B2C-Bereich gut einsetzbar, teilweise auch im B2B-Bereich sinnvoll. AR findet man beispielweise in Form von Billboards in digitalen Werbetafeln, mit VR können umfangreiche, unglaublich real wirkende Experiences jeder Art geschaffen werden. Dieses einzigartige Abenteuer hat Globetrotter seinen Kunden in Form einer Expedition mit VR-Brillen erst kürzlich geboten und damit bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen.
Jung sein und gut aussehen, wer von uns wünscht sich das nicht? Künstliche Intelligenz (KI), eine weitere spannende Technologie, macht es möglich. Unter anderem können mit ihrer Hilfe Schauspieler in Kinofilmen sichtbar verjüngt werden. Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten von KI geht allerdings deutlich weiter. Dabei steht in der Regel nicht die Technologie selbst, sondern der Markenwert des Produktes im Vordergrund.
Den letzten großen Trend kennen wir bereits alle und ein Großteil hat ihn bereits in seinen Alltag integriert. Die Rede ist von Smart Speakern, auch bekannt unter den Namen Alexa, Siri oder Cortana. Wir können gespannt sein, welche Entwicklungen uns hier in Zukunft noch erwarten.
Ihr wollt noch mehr über die Trends der Zukunft erfahren?
Das gesamte Programm kann auf der Webseite der SMWHH eingesehen werden, über die man zudem auf einen Youtube-Livestream zugreifen kann, um sich einen großen Teil des Programms noch einmal anzuschauen.
Text: Lea Meschede
Bilder: Social Media Week Hamburg